Ein Mann und seine Maschine
Krankenpfleger Ludger Bücker wanderte tausende Kilometer durch Deutschland. Das ist keine Rede wert. Warum er dabei aber eine Waschmaschine vor sich her schob, gilt es zu erklären.
Wie viele verrückte Ideen wurde auch die Waschmaschinenreise des Deutschen Ludger Bücker durch jenen schwarzen Humor ausgelöst, den wir von der britischen Insel her kennen: Bücker bekam vor Jahren das Buch des Briten Tony Hawks in die Hände, der nach einer verlorenen Wette Irland mit einem Kühlschrank erwandert hat. "Das hat mich fasziniert", erinnert sich Bücker: "Ich war gespannt, ob ich als jemand, der nicht ganz sooo austrainiert und etwas pummelig ist, so eine Tour durchstehen kann. Und natürlich war ich neugierig auf Land und Landsleute."
Versteht sich von selbst, dass sich der Deutsche abheben wollte. Statt einem Kühlschrank nahm er eine Waschmaschine mit auf die Reise. Die holte er sich kurzerhand von einem Schrottplatz, räumte ein paar gewichtige Teile aus und ging auf Tour. Seine erste Reise führte ihn vor vier Jahren 1000 Kilometer entlang des Rheins. Zwei Jahre später schleppte er Mikaela (so heißt die Waschmaschine) 1100 Kilometer durch den Norden Deutschlands.
Kommenden Montag erscheint ein Buch, in dem er seine Abenteuer beschreibt. Das Buch beginnt wie eine männliche Version von "50 Shades of Grey", so viele sexuelle Angebote bekam Bücker zu Beginn seiner Reise. Vermutlich werden nun bald kaputte Waschmaschinen in Deutschland vergriffen sein und viele Männer losziehen. "Das lag natürlich nicht nur an der Waschmaschine", sagt er und lacht: "Aber Frauen finden es ja bekanntlich sehr anregend, wenn ein Mann sich mit Haushaltsgeräten auskennt. Und als sie dann noch gesehen haben, wie liebevoll und fürsorglich ich mich um Mikaela gekümmert habe, trotz ihrer eher unförmigen Figur, hatte ich bei vielen Frauen ein Stein im Brett." Doch bereits am dritten Tag dachte er das erste Mal ans Aufhören. "Körperlich angeschlagen, Füße, die mit Blasen übersät waren, und dann die glorreiche Idee, eine Abkürzung zu laufen, die eine katastrophale Sackgasse war, das ging fast in die Hose."
Doch der Mann lief und lief und lief. Seine erste Reise dauerte 38 Tage. Und immer schob er seine 70 Kilogramm schwere Mikaela auf einer Sackrodel vor sich her; bei Sonne und Regen, bergauf und bergab. In ihrem Inneren hatte er sein Gepäck verstaut.
Würden Sie einem Mann, der verdreckt aus dem Wald kommt und eine Waschmaschine vor sich herschiebt, ein Zimmer vermieten, Herr Bücker? "Ja, ich bin immer sehr neugierig und freue mich auf das Außergewöhnliche." Wo immer er hinkam, überall wurden er und seine Waschmaschine zum Gesprächsthema. Viele traurige, aber noch mehr lustige Begebenheiten beschreibt er in seinem Buch. Und sein nächster Plan steht auch bereits fest: "Ich nehme Mikaela und überquere die Alpen."
"Mit der Waschmaschine durch Deutschland" von Ludger Bücker erscheint am Montag im Goldmann-Verlag; 9,30 Euro
Name: Waschmaschinenschieber Ludger Bücker (50) wohnt mit Freundin, Hund, Katze und drei Hühnern in Herzfeld im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Beruf: Krankenpfleger
Internet: luderleben@hotmail.com
Ist es nur mehr interessant abnormale Dinge zu tun. Er als Pfleger könnte zu pflegende, im Rollstuhl sitzende personenen ja auch die Welt zeigen. Aber das wäre ja zu normal.