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Die schönste Skitouren-Zeit

Von Clemens Thaler, 09. April 2016, 00:04 Uhr
Die schönste Skitouren-Zeit
Die letzten Meter zum 3662 Meter hohen Gipfel des Großvenedigers. So atemberaubend schön können die schneebedeckten Berge im Frühling sein. Bild: HP Kreidl

Wenn andere im Frühling Rennrad fahren, beginnt die Zeit der Skitourenklassiker, Hochtouren und Bergabenteuer. Die Ski muss man manchmal ein Stück tragen – aber es lohnt sich.

Laut Alpenverein sind in Österreichs Bergen im Winter bereits mehr als 650.000 Tourengeher unterwegs. Was jedoch die wenigsten wissen: Die eigentliche Skitouren-Saison beginnt erst jetzt. Früher, bevor es die moderne Technik und Lawinenausrüstung gab, hatte das vor allem praktische Gründe. Touren im Hochwinter – also Dezember, Jänner und Februar – waren undenkbar. Zu viel Schnee, zu gefährlich, zu kalt.

Die alten Bergfexe wussten genau, warum sie sich den Winter lang in Geduld übten, auf Sonne und Firn warteten, dann die schönsten Abenteuer starteten und sie ihre Schwünge in die unverspurten Hänge zogen. Die eigentliche Tourensaison begann im März, April. Bei vielen Hochtouren und Skitourenklassikern ist auch heute überhaupt die beste Zeit erst der Mai. Das kann man in vielen Skitouren-Führern nachlesen, wo die besten Zeiten für die Besteigung der jeweiligen Berge stehen. Nur in besonders schneearmen Wintern, so wie heuer, ist das manchmal ein bisschen anders. Denn bei wenig Schnee, sind dann die Spalten auf den Gletschern viel gefährlicher und die Anstiege ohne Schnee viel länger.

In der Regel hat der Frühling als Tourenzeit besonders für die klassischen Hochtouren aber viele Vorteile, besonders einen: Es ist wärmer und es scheint öfter die Sonne. Nur sind nicht mehr alle Wintersportler motiviert, wenn man schon fast baden kann.

Das ist heute am Fuße des Dachsteins in St. Martin im Lammertal anders. Die Gruppe um Bergführer Martin hat ein klares Ziel vor Augen: das Gamsmutterkar unterhalb des Fritzerkogels (2360 m). Während unten im Tal sogar im Schneeloch St. Martin fast kein Schnee mehr liegt, kann man sich hier noch einmal auf zwei Skiern austoben. Wir haben Glück und können schon am Parkplatz die Ski und Fell anschnallen. Es herrschen perfekte Frühjahrsverhältnisse. "Nur früher aufstehen muss man", sagt Alexandra und lacht. Denn mit der Tageszeit steigt auch die Lawinengefahr.

Da bleibt einem die Luft weg

Das Lammertal und die Rückseite des Gosaukamms (Kampl, Strichkogel) sind wie gebaut für Sonnenskitouren, wenn man anderswo schon Rennrad fährt. Das wissen die 1600 Einwohner – und sagen es nicht immer ganz laut. Sonst zieht möglicherweise schon ein anderer die Spur in den Schnee. Nach zwei Stunden Aufstieg haben wir den "Gipfel" – in unserem Fall einen Felsvorsprung – erreicht. Der Ausblick Richtung Tauernkogel ist grandios, der Schnee "führig": harter Untergrund und eine zehn Zentimeter dicke, lockere Firnschicht. So wünscht man sich das. Nur das Bier haben wir vergessen, dann wäre der Moment perfekt.

Andererseits kann man das vielleicht sogar besser im Tal im Hotel Martinerhof auf der Sonnenterrasse trinken. Dort gibt es einen Hausherren, der manchmal zur Ziehharmonika greift und dann die fast schon kitschige Musik dazu macht. Solche "kleine" Touren sind schön, das Frühjahr ist aber die eigentliche Zeit der ganz großen Skitourenklassiker. Von denen gibt es in Österreich Gott sei Dank eine Menge und die Auswahl fällt schwer – wir haben aber einen Versuch gestartet (siehe nächste Seite rechts). Sie haben alle eine Gemeinsamkeit: Oben bleibt einem die Luft weg. Es sind Hochtouren, das heißt, die Gipfel sind höher als 3000 Meter und oft kombinierte Touren, wo man am Seil gesichert den Gipfel erklimmt.

Im Unterschied zu Bergabenteuern im Sommer wird dabei aber viel mehr Wert auf die Skitauglichkeit des jeweiligen Berges gelegt. Nicht jeder Bergklassiker ist dafür geeignet. Aus persönlicher Sicht hat dies einen fantastischen Vorteil. Bei Touren dieser Art kommt der Höhepunkt erst nach dem Gipfelsieg – nämlich die Abfahrt. Und wer einmal schon vom Großglockner über das Ködnitzkees mit Skiern abgefahren ist, der will nicht mehr zu Fuß gehen. Denn gleichzeitig erspart man sich den oft mühevollen und zeitraubenden Abstieg. Deshalb sind die Hochtouren-Klassiker im Frühling bei Bergfreaks so beliebt. Neben Skitourenrennen wie zum Beispiel das Kitzsteinhorn Extreme gibt es auch immer mehr Veranstaltungen wie den Venediger Rush – wo gemeinsam ein Skitourenklassiker bewältigt wird. Und in dem Fall sehr sportlich. Denn der Venediger Rush ist nichts für Kilometerverweigerer und Herumsitzer.

2500 Höhenmeter sind zu Fuß, mit dem Rad und auf Skiern zu bewältigen. Weil der normale Aufstieg auf den Großvenediger (3662 m) zu leicht wäre, startet man schon in Salzburg mit dem Rennrad und nach 160 km darf man dann auf zwei Beine und sobald es geht auf Ski wechseln. Ein Abenteuer in bester Tradition der Bergpioniere und heuer hat der Rush am 5. und 6. Mai (www.venediger-rush.at) auch noch eine historische Komponente.

Erstbesteigung vor 175 Jahren

Denn heuer jährt sich die Erstbesteigung des höchsten Salzburgers zum 175. Mal und der Venediger Rush ist Auftakt zu den großen Jubiläumsfeierlichkeiten. Die von Josef Schwab geführte Gruppe leistete bei der Erstbesteigung 1841 nicht nur für die damalige Zeit Herausragendes. Seine Seilschaft mit Anton Ruthner, Josef Lasser von Zollheim und Ignaz Kürsinger legte auch den Grundstein für den alpinen Tourismus im Oberpinzgau.

Doch man muss für so einen Skitourenklassiker gar nicht so weit fahren. Auch Oberösterreich hat im Frühjahr in dieser Hinsicht einiges zu bieten, nur heuer gilt es mit schneebedingten Abstrichen: allen voran natürlich der Dachstein. Wenn die Seilbahn noch fährt (Sonderfahrten für Skitourengehen gibt es an diesem Wochenende), dann ist der Dachstein eine mittlere Herausforderung, ohne ihr wird er zur echten. Mit mehr als 2000 Höhenmeter von Obertraun aus muss man sich wirklich anstrengen, dass sich das alles an einem Tag gut ausgeht. Dann hat man sich das Gipfelbussi aber wirklich verdient. Wer seine Ski auch gerne ein Stückchen trägt, der kann sich im Frühling zum Beispiel Richtung Großen Priel wagen – da herrscht weniger Gegenverkehr. Aber auch bei kleineren Touren, wie im Lammertal, kommt man auf seine Rechnung und erkennt die Weisheit der Alten: Sonne, Firn und Pulverschnee. Amen.

 

Vier Ski(Hoch-)Touren-Klassiker

Großglockner
Die Majestät: Er ist der höchste Berg Österreichs (3798m)und der uneingeschränkte Herrscher. Der Glockner eignet sich wie kein Zweiter für den Aufstieg und Ausblick im Sommer und im Winter. Wer einmal mit den Skiern von der Osttiroler Seite (Kals) aufgestiegen und über das steile Ködnitzkees abgefahren ist, der hat sein Ziel erreicht und wird von weiteren Bergabenteuern träumen.

Großvenediger
Der Malerische: Kein Berg bietet seine lange Abfahrtsseite schon von Weitem so schön an wie der Großvenediger (3662). Man denkt sich bereits von umliegenden Bergen (Hohe Tauern), dass das ein guter Skitourenberg sein muss – obwohl man noch nie oben war. Und wenn man oben steht, erkennt man, dass man Recht hatte. Schöner Anstieg, wunderschöne Abfahrt.

Sonnblick
Der Wettergott: Bekannt ist der Hohe Sonnblick (3106m) nicht nur für die höchstgelegene Wetterstation der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, sondern auch für seine hervorragenden Skitouren-Eigenschaften – wenn das Wetter mitspielt. Der Aufstieg von
Kolm-Saigurn (Rauris) über den Gletscher bis hinauf zum Gipfel gehört ins Pflichtenheft eines Hochtouren-Liebhabers.

Dachstein
Der König: Er ist der Skitourenklassiker in Oberösterreich und nicht nur der König des Salzkammerguts. Schon von Weitem leuchtet der schneebedeckte Gipfel (2995m) im Winter und lockt auch im Frühling sein Publikum an. Die Rumpler-Runde vom Krippenstein aus – mit obligatorischer Gipfelbesteigung – zählt zum Schönsten, was es gibt. Ein Klassiker.

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