Die Bayern und das liebe Bier

Hopfen, Wasser, Malz und sonst nix. Eindeutiger kann man das deutsche Reinheitsgebot nicht beschreiben. Allerdings, so klar ist die Reinheit doch nicht.

Die erste Trübung zeigt sich in der historischen Urkunde vom 23. April 1516, wo von Malz keine Rede ist. Vielmehr wollte man die Gerste als verbindliche Zutat festlegen. Zudem wurden 35 Jahre nach besagtem Gesetzesbeschluss Koriander und Lorbeer als geschmackliche Zusatzstoffe ins Bier gemischt.

Freilich tut das dem Bieramüsement keinen Abbruch, und durstige Bierliebhaber können weiterhin ihre Lippen in den Bierschaum tunken. 1319 Brauereien befinden sich laut Bierportal "bier.de" in Deutschland. 637 Manufakturen haben ihren Stützpunkt in Bayern.

Bayern – mehr als Bier

Wer unsere Nachbarn deswegen aber nur auf Bier und Brezn reduziert, tut ihnen Unrecht. Da gibt es zum Beispiel den Franz Eizinger aus Obing im nördlichen Chiemgau. Vor einem Vierteljahrhundert hat er ein köstliches Bio-Erdbeerreich in die Landschaft Chiemsees gepflanzt. Barfuß und mit zufriedenem Blick steht der ehemalige Entwicklungshelfer in den Feldern und erklärt mit verschmitztem Lächeln die schwierige Anfangsphase: "Der Berater hat mir ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass er mich vernünftiger eingeschätzt hätte. Ich soll die Finger davon lassen. Denn Erdbeeranbau geht nur mit Chemie."

Stur, wie der Franz Eizinger ist, hat er nicht auf den Berater gehört, sondern in den Wald geschaut, und sich von den natürlich gewachsenen Erdbeeren inspirieren lassen. Der Erfolg gibt ihm recht.

Statt Massenträgern wachsen unter freiem Himmel die aromatischen Sorten Clery oder Asia und warten darauf, von Hand gebrockt zu werden.

Fingerfertigkeit müssen auch Hobby-Metzger in spe beweisen. In Neumarkt in der Oberpfalz hat sich Norbert Wittman ein deliziöses Weißwurstimperium geschaffen. Hotel, Restaurant, Fleischhauerei, Weißwurstmuseum und Weißwurstakademie. Alles unter einem Dach und bestens geeignet für Feinspitze, die sich mit einem Weißwurstdiplom schmücken und ihre Bewerbungsunterlagen auf Vordermann bringen wollen. Der fünfstündige Workshop erklärt, ob man Würste zuzelt oder schneidet. Außerdem will man als angehender Weißwurstprofessionist auch wissen, bei welchen Temperaturen gebrüht wird (Anmerkung: exakt 25 Minuten im 71 Grad heißen Wasser) und welche kulinarische Begleitung wurstideal ist.

Mei, irgendwie können sie es doch nicht lassen, die Bayern. Am besten harmonieren nämlich neben süßem Hausmachersenf die zwei identitätsstiftenden Merkmale der Bayern: Laugen Brezn und Weißbier.

 

Bio-Bier

Ein Vorzeigeunternehmen aus Bayern ist Neumarkter Lammsbräu, die erste biozertifizierte Brauerei Europas. Neben köstlichen Bieren nimmt man eine soziale Verantwortung gegenüber den Bauern wahr.