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Der hohe Norden Norwegens: einfach himmlisch

Von Gary Sperrer, 05. Juni 2017, 08:04 Uhr
Der hohe Norden Norwegens: einfach himmlisch
So sieht es am Ende des Fjordes aus: einfach wildromantisch. Hinter fast jedem Felsblock lauern frischfleischhungrige Schneehasen den darüber kreisenden harmlosen Adlern auf. Oder umgekehrt. Bild: gary

Unterwegs in einer dünn besiedelten Gegend mit unberührter Natur und Tieren, die man sonst nur in Fernsehdokumentationen sieht – von einem beeindruckten und außergewöhnlich begeisterten Gary Sperrer.

Die Reise dorthin, wo einst die Wikinger lebten, sie dauert schon etwas länger als die vierstündige Autofahrt an die adriatische Nordküste oder der Charterflug zu den Mittelmeerdestinationen. Es sind besondere Menschen, die dort oben im Norden Norwegens leben – jenseits des Polarkreises, wo im Sommer 24 Stunden Tag ist und im Winter 18 Stunden die Dunkelheit herrscht. Vielleicht sind es aber auch besondere Menschen, die ausgerechnet dorthin wollen, um einen Urlaub zu verbringen, der unvergleichlich und zugleich unvergesslich ist. Wo beginnen, wo enden mit der Geschichte? Es gäbe so vieles zu erzählen.

Wichtig ist, so eine Reise ordentlich vorzubereiten. Ein Blick ins Internet hilft: www.visitnorway.com steht für das gesamte Norwegen, www.northernnorway.com explizit für den Norden dieses wunderbaren Landes. Fähren, Schiffsverbindungen oder Fahrzeiten (falls man selbst mit dem Auto unterwegs ist) sollten vorweg abgeklärt werden, sonst kann es Überraschungen geben. Die Fluglinie "norwegian" hebt von Wien-Schwechat gen Oslo ab, und von dort gibt es jedweden Anschluss in welche norwegische Stadt auch immer. Etwa nach Bodø (ø = unser "ö").

Ein ausgesprochen lohnendes Reiseziel sind die Lofoten-Inseln (lofoten = norwegisch: Fuß des Luchses). Von Bodø am Festland aus erreicht eine Autofähre in rund dreieinhalb Stunden Moskenes. Dort gleich in der Nähe, etwas südlich, liegt ein malerisches und geschichtsträchtiges Dörfchen mit dem kürzesten Ortsnamen, den es nur geben kann: Å (ausgesprochen: O). Nördlich von Moskenes, gerade ein paar Kilometer Fahrt oder Autostopp entfernt, befindet sich der Ort Reine. Hier zu nächtigen, ist ein Erlebnis (siehe nebenstehende Tipp-Kolumne), von hier aus mit dem Taxischiff in die Fjorde aufzubrechen und eine Wanderung zu unternehmen (etwa zum einsamen, abgelegenen Bunesstrand), eine wahre Offenbarung. Das ist Nord-Norwegen in Reinkultur!

Der hohe Norden Norwegens: einfach himmlisch
Sommerhäuschen am Fjord – von hier aus kann man sensationelle Wandertouren unternehmen. Bild: gary

Unberührt und naturbelassen

Die Zeit zwischen Mai und August ist die beste, um hier Urlaub zu machen. Zugegeben, Norwegen ist nicht ganz billig, aber es zahlt sich aus. Denn die Gegend hier ist im wahrsten Sinn des Wortes unbezahlbar: nahezu unberührt, naturbelassen, positiv besetzt und einfach grandios zum Ansehen. Wer’s nicht glaubt? Hinfahren!

Von den Lofoten-Inseln geht es Richtung Norden zu den Vesterålen, womit wir uns bereits rund 300 Kilometer nördlich des Polarkreises befinden. Auf der Insel Andøya liegt das Dörfchen Andenes. Hier lädt ein kleines, aber umso sehenswerteres Wal-Museum ein, und von hier aus können Interessierte eine Wal-Safari an Bord des Schiffchens "Reine" unternehmen. Wal-Sichtungen garantiert.

Der hohe Norden Norwegens: einfach himmlisch
Ein seltenes Fundstück am Bunesstrand (Lofoten): der Kiefer eines Wals. Die Frage stellt sich: Wo ist der riesige Rest? Bild: gary

Die OÖNachrichten wurden Zeuge von insgesamt drei Pottwal-Sichtungen innerhalb weniger als eineinhalb Stunden. Gut: Es war immer derselbe Pott, ein – wie uns der aus dem norditalienischen Imola stammende, mindestens fünfsprachige Wal-Forscher Daniele Zanoni erklärte – junger männlicher Einzelgänger. Aber beeindruckend: Das Riesentier tauchte auf, zeigte seinen grauen, furchigen Rücken, blies – wie im Wal-Biologieunterricht gelernt – aus dem linken "Nasen"-Loch aus und tauchte dann wieder in bis zu 1000 Meter (!) Tiefe hinab, um in absoluter Finsternis mit fledermausartiger Ortungstechnik ausgestattet Fischschwärmen hinterherzujagen.

Die OÖN durften übrigens dank Daniele Zanoni besagten Pottwal, da er noch keinen Namen hatte, offiziell mit einem solchen versehen. Wir wählten einen nordisch und gleichzeitig lieblich anmutenden, in Norwegen üblichen Doppelnamen: Ragnar-Emil. Der Wal nahm dies mit Gelassenheit zur Kenntnis und blies fröhlich aus.

Vom Wal zum Raubvogel

Sowohl auf den Lofoten- als auch auf den Vesterålen-Inseln sind Seeadler keine Seltenheit. Der einheimische Reisebegleiter Kjetil erzählt von einer wüsten Begebenheit, die sich allerdings auf dem Festland zutrug. In Norwegen gebe es an die 20 Berichte von Fällen, in denen Adler Babys oder Kleinkinder zum Behufe der Nahrungsbeschaffung entführen wollten. Nur drei davon seien durch Zeugen belegt. Ein Fall davon betreffe seine Mutter. Kjetil: "Es war im Jahr 1949. Meine Mutter war damals knapp zwei Jahre alt, und das Ganze geschah etwas außerhalb von Tromsø. Der Adler packte das Mädchen mit seinen Fängen, aber da es ihm zu schwer wurde, flog er nur etwa 40 bis 60 Meter weit, und dann ließ er die Kleine aus einer Höhe von zwei Metern fallen. Die Nachbarn haben das alles beobachtet." Die Krallen des Vogels hätten sich durch die Haut des kleinen Kindes gebohrt. Die Narben am Rücken seiner Mutter seien heute noch sichtbar, sagt Kjetil.

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Kajak-Paddeln im Meer – na gut, ein bisserl warm anziehen sollte man sich dafür schon. Bild: gary

Majestätische Seeadler

Die Seeadler sieht man entlang der Küste nahezu überall. Mit einem Fernglas ausgestattet, erkennt man die Majestät dieser riesigen Vögel. Kleine Hunde und kleine Kinder mögen – da voran erzählte Geschichte der Realität entspricht – besser in der Hundebox oder im Babykörbchen bleiben. Man weiß ja nie…

Rückblick auf die Lofoten-Inseln: Der erste Golfplatz in Nord-Norwegen wurde beim Hov Hestegård erbaut und hat mittlerweile 18 Löcher. In die Küstenlandschaft integriert, zählt er zu den nur 250 von weltweit rund 50.000 Golfplätzen, die das Prädikat "Links Course" tragen. Golfspieler wissen, was das bedeutet: ohne künstliche Sandbunker, reines Naturell.

"Die Leute denken, sie seien am Ende der Welt, und dann ist da plötzlich ein Golfplatz", sagt Frode Hov, der den Kurs betreibt. Also: ein absoluter Geheimtipp.

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Die Sami-Rentierhalterin Inga Sami Siida

Lohnend: Ein Besuch bei Inga Sami Siida. Nur Sami (früher sagte man Lappen) – egal ob in Norwegen, Schweden, Finnland oder Russland – dürfen von Gesetzes wegen Rentiere besitzen. Inga und ihr Ehemann haben viele davon. Wie viele – das zu fragen, wäre ein kleiner Affront.

Ingas wichtige Botschaft: "Das Wohlergehen unserer Tiere ist das Wichtigste in unserem Leben. Aber ich muss sagen, dass wir den Klimawandel in allen Belangen spüren. Und das macht uns wirklich große Probleme."

Ein Klosett aus Gold

Die Reise auf den Inseln, fast immer entlang der Küsten, ist faszinierend. Die Landschaft ist herrlich, die Straßen großartig ausgebaut und dabei oft fahrzeugleer, die Menschen sind unglaublich freundlich und sprechen allesamt ausgezeichnetes Englisch. Es ist, wie erwähnt, manches ganz schön teuer (Bier etwa), aber nicht alles. Auch frische Erdbeeren gibt es jetzt schon zu kaufen, die bei uns nicht viel billiger sind. Man könnte erzählen von der "National Tourist Route" auf der wunderbaren Insel Senja, wo der Fremdenverkehrsverband 18 hochinteressante künstlerische Installationen platzierte – darunter ein Millionen-Kronen-Klo und ein weiteres aus Gold, aber "Geschäftemachen" dort ist nicht erfahrungsreicher als anderswo. Doch es möge diese Geschichte dort enden, wo auch die OÖN-Reise einen nahezu spirituellen Ausklang fand: auf der Insel Hillesøya westlich von Tromsø, nahe der Ferienanlage Sommarøy, und zwar bei der Besteigung eines nur 199 Meter hohen, mit fantastischer Aussicht gesegneten Hügels.

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Ein Dörfchen mitten in der Fjordlandschaft, fotografiert von einem Berg, auf den (fast) niemand steigt Bild: gary

Dort oben glaubst du, menschliche Stimmen zu hören. Sie rufen dich, fragen dich: "Was tust du hier?" Du antwortest, beinahe laut. Dann sagen die Seevögel, die dich fragten: "Gut. Und nun geh weiter."

 

Nord-Norwegen-Tipps

Walsafari: In Andenes an Bord gehen und einen ausgewachsenen Pottwal oder andere Walarten sehen – ein Erlebnis, von dem man sein Leben lang erzählen und zehren kann. Es gibt übrigens eine Sichtungsgarantie: Klappt es am einen Tag nicht, darf man es am nächsten wieder versuchen. Infos: www.whalesafari.no/?lang=de

Schokolade: Der aus der englischen Stadt Leicester stammende und der Liebe wegen in die Stadt Bodø ausgewanderte Craig Alibone hat einen kleinen, feinen Laden eingerichtet, in dem er seine schokoladigen Köstlichkeiten herstellt und verkauft. Wer schokosüchtig ist, wird hier ganz sicher nicht geheilt. Infos im Web unter craigalibone.com

Kulinarik: Zum Hundholmen Restaurant mitten im Zentrum von Bodø, das vergangenen November eröffnet wurde, gehört auch eine eigene Hausbrauerei. Sensationell: das achtprozentige Stout. 200 Sorten Bier werden hier angeboten. Und dann gibt es noch Burger, Pølser (selbstgemachte Bratwürste) sowie andere Norwegen-typische Schmankerl.
hundholmenbrygghus.no

Der hohe Norden Norwegens: einfach himmlisch
Typisch Lofoten: Die zum Trocknen aufgehängten Stockfische (Dorsch) lieben vor allem die Italiener. Bild: gary

Museum: Noch einmal Bodø. Das National Naval Aviation Museum (www.navalaviationmuseum.org) beinhaltet einen militärischen und einen zivilen Teil und ist so umfangreich und spannend eingerichtet, dass man darin locker einen ganzen Tag verbringen kann.

Unterkunft: In der Ortschaft Reine, im südlichen Teil der Lofoten-Inseln, gibt es die sogenannten „Rorbuer“ – von außen einfach anmutende, rostrot gestrichene Holzhütten, innen bestens und großzügig ausgestattet. Extremst gemütlich ist’s hier.
www.classicnorway.com/
hotels/reine-rorbuer

Kajak: Sehr anzuraten für Wassersportler ist ein Kajak-Trip auf dem Meer am Haukland-Strand bei Ole Kristian Larsen.
www.facebook.com/lofotenbeach/?fref=ts

Sami: Wer mehr über Europas einziges indigenes Volk erfahren will, sollte Inga Sami Siida besuchen: www.inga-sami-siida.no/English/index.html

 

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