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Der Segen der Karibik

Von Philipp Braun, 16. April 2016, 00:04 Uhr

Und irgendwann bleib' ich dann dort. Man muss zwar nicht alles liegen und stehen lassen, um dem Stress zu entfliehen. In der Dominikanischen Republik kommt man aber leicht in Versuchung, einfach auszusteigen. Von Philipp Braun

Ich habe die Luft in Mailand nicht mehr ausgehalten. Und als ich dann in der Karibik am Strand gestanden bin und tief eingeatmet habe, spürte ich eine wohltuende Veränderung. Hier möchte ich bleiben. Hier geht es mir gut." Die Norditalienerin Sarah Paradiso wollte schon immer in die Dominikanische Republik. Im Jahr 2000 war es dann so weit, und sie übersiedelte ihr Hab und Gut auf die karibische Insel. Sechs Jahre später eröffnete sie das "Chalet Tropical Village". Fünf bezaubernde Bungalows in dem kleinen Ort Las Galeras auf der Halbinsel Samaná.

Einmal und immer wieder

"Ich würde es immer wieder tun", sagt die quirlige Mailänderin, die in Europa als Designerin und Personalberaterin sehr erfolgreich war, aber dennoch die Leichtigkeit und Unabhängigkeit, die einem in der Dominikanischen Republik zuteil wird, vorzog.

"Ich liebe die Freiheit, ohne Wecker aufzuwachen und nicht in dem bürokratischen Wahn gefangen zu sein. Das Leben in Italien ist sicher schön. Als Tourist. Nicht aber, wenn man dort leben und arbeiten muss." Sarah Paradiso bekräftigt ihren Schritt und fügt mit einem gewinnbringendem Lächeln hinzu: "Zudem passt mein Nachname perfekt in die Umgebung."

Es läuft hier alles ziemlich unkompliziert und gemütlich ab, was der paradiesischen (noch nahezu unberührten) Umgebung geschuldet ist und zum Dableiben animiert. Oder zum Wiederkommen. So wie es jedes Jahr die Buckelwale tun. Die Halbinsel Samaná ist für die Meeressäuger bekannt. Alljährlich von Jänner bis März geben sie sich in der Bucht ein amouröses Stelldichein. Mit etwas Glück beobachtet man vom Strand aus die 30 Tonnen schweren und bis zu fünfzehn Meter großen Kolosse, wenn sie ihre prachtvollen blauschwarzen Körper akrobatisch aus dem Meer erheben. Freilich kann man das saisonale Schauspiel auch hautnah per Boot mitverfolgen. Dabei sollte man aber immer den Bootsführer daran erinnern, nicht zu nahe an die Wale heranzufahren, um Stress für die Tiere zu vermeiden. Erfreulicherweise hat sich in der letzten Zeit unter den touristischen Anbietern von "Whale Watching" ein Verhaltenskodex durchgesetzt, der halbwegs regelkonform auch eingehalten wird.

Trotz beeindruckender Walbeobachtungstouren scheint die Anzahl an Reisenden überschaubar. In der Hauptsaison sind die kilometerlangen weißen Strände und das türkisfarbene Meer fast menschenleer. Rund um Las Galeras zeigt sich ein ähnliches Bild. Selbst am Playa Rincón, der von Reiseführern als "der schönste Strand" angepriesen wird. Gerade einmal ein paar Strandverkäufer bieten warmes Kokosnussbrot oder karamellisierte Nüsse an. Oder sie hantieren mit einer "furchteinflößenden" Machete und köpfen direkt vor den Augen eine junge Kokosnuss. Der Saft, das sogenannte Kokoswasser, wird danach mit dem Strohhalm geschlürft. Ein wunderbares und erfrischendes Getränk.

Die meisten Urlauber zieht es in Massen in den Osten der Insel. 60 Prozent der Sonnenanbeter kommen aus den nahe liegenden USA und Kanada, 20 Prozent aus der Dominikanischen Republik und ebenso 20 Prozent aus Europa, erklärt Frau Paradiso die Herkunft der Urlauber, bedauert aber die Reputation ihrer neuen Heimat.

Nicht nur Sonne

"Das Image der Dominikanischen Republik war sehr schlecht und wurde gleichgesetzt mit Sex- und Massentourismus. Mittlerweile hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, einen anderen, naturnahen Tourismus zu fördern. Und das funktioniert auch in Ansätzen, wie hier auf Samaná", erzählt Sarah.

Freilich, Schattenseiten gibt es nach wie vor. In vielen touristischen Orten bieten Frauen ihre Dienste an. Auch die Beziehung zum Nachbarn Haiti ist brisant. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (CIDH) verurteilte vor zwei Jahren die Dominikanische Republik erneut wegen der Verletzung der Menschenrechte von Haitianern. Auch eine gewisse Korruption darf nicht geleugnet werden. Laut aktuellem Korruptionswahrnehmungsindex 2015 liegt der Inselstaat auf Platz 103 von 168 Staaten (Anmerkung: Österreich belegt Platz 16). Für den Italiener Stefano steht dennoch die

Lebensqualität im Vordergrund. Der Flugzeugtechniker aus Rom hat einige Jahre in Chile gearbeitet, als die Entscheidung Island oder Dominikanische Republik anstand. Der Römer lacht, zeigt von der Veranda aufs Meer und parliert euphorisch mit einem Zwinkern: "Was für eine Alternative. Wie hättest du dich entschieden?"

Vor einigen Jahren baute er die Villa Ibiskus. Direkt am Meer. Ein traumhaftes Anwesen zum Mieten. Mit fünf Schlafzimmern, geräumiger Küche, atemberaubendem Blick und mehreren Hängematten, welche jegliche Sorgen vergessen lassen. Hie und da kommt auch der Fischhändler José el Pecadol vorbei, wenn er gerade frischen Fisch gefangen hat.

Karibische Kulinarik

Wie an einem sonnigen Nachmittag, als José unerwartet auf der Terrasse steht und dabei einen Hogfish (Eber-Lippfisch) in seiner linken Hand hält. Geschätzte fünfzig Zentimeter lang und mindestens fünf Kilo schwer, sind die Eckdaten des prachtvollen Speisefisches, der sich im Aussehen durch seinen markanten Kopf mit dunklem Strich hervorhebt. Geschmacklich zeichnet sich der Barschverwandte durch ein weißes und wohlschmeckendes Fleisch aus. Ein Grund, um mit José ins Gespräch zu kommen und in holprigem Spanisch nach einer Kostprobe zu verlangen.

Der Fischer lässt sich nicht zweimal bitten. Mit entschlossenem Schritt steuert er in die Küche, schnappt sich mangels schnittiger Alternativen ein Brotmesser und filetiert den Fisch in wenigen Minuten. Die Schuppen schwirren in der Luft herum, die Karkassen werden kompromisslos zerteilt. "Das ergibt eine wundervolle Suppe", erklärt der Fischer, der bereits das Filet sanft zur Seite gelegt hat. Zweifel kommen auf, ob die Kostprobe, ein ganzer "Hogfish", von drei Personen vertilgt werden kann. Wenn man zusätzlich eine Familie zum Grillen einlädt, kein Problem. Die Franceschinis sind zu Gast und besuchen danach Freunde in Sosúa, die sich vor einem Jahr entschlossen haben, dem Alltag in Italien den Rücken zu kehren.

Der Touristiker Umberto Lunardon, seine Frau Francesca und der sieben Jahre alte Sohn Achille leben auf der Insel, betreiben am Strand von Sosúa die kleine Bar "Achille" und verköstigen Gäste mit Cocktails.

"Nach zwanzig Jahren hartem Geschäftsleben und viel Stress haben wir beschlossen, hier ein neues Leben zu beginnen. Die Voraussetzung sind gut", betont Umberto. "Die Schule und die medizinische Versorgung sind teilweise besser als in Umbrien. Alles ist viel unbürokratischer als bei uns. Jetzt mieten wir einmal die kleine Bar und entscheiden Jahr für Jahr, ob wir nicht doch zwölf Monate verlängern. Vielleicht bleiben wir zehn Jahre, eventuell auch 20", bekräftigt der Italiener sein Vorhaben.

Und was spricht für einen längeren Aufenthalt? "Jeder sonnige Morgen. Wenn wir aufstehen und uns gut fühlen. Dann bleiben wir!"

Tipps von der Insel

Die Kulinarik der Dominikanischen Republik ist geprägt vom Meer. Neben Fischen werden auch Garnelen und Tintenfisch serviert. Deftig ist der Eintopf Sancocho, wo neben verschiedenen Sorten Fleisch, auch Kochbananen, Süßkartoffeln, Yuca und Yams zu einer dicken Einheit geschmort werden. Bei Getränken kommt man nicht umhin, sich ein Glas Rum pur zu gönnen, oder in die Vielfalt der Cocktails einzutauchen (Piña Colada, Daiquiri oder Cuba libre).

Sportler finden die besten Voraussetzungen zum Wellenreiten und Kitesurfen in Cabarete. Die Dominikanische Republik zählt nicht umsonst weltweit zu den zehn besten Surfländern. Schnorcheln ist am Strand von Sosúa ein Erlebnis. Nach 200 Metern wartet ein Riff mit einer beeindruckenden Fischvielfalt und Schildkröten auf.

Die Reisezeit ist mit 9,5 Stunden erträglich. Direktflüge werden von München nach Puerto Plata von Airberlin durchgeführt.Unterkünfte und geräumige Bungalows sind online leicht zu finden und variieren je nach Ausstattung ab 70 Euro/Nacht.

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