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Der Herr des Schobersteins

Von Gabriel Egger, 28. Oktober 2015, 00:04 Uhr
Der Herr des Schobersteins
Kein seltenes Bild: Hermann Daucher auf dem Gipfel des Trattenbacher Schobersteins Bild: privat

Hermann Daucher gehörte lange Zeit zum Abwehrbollwerk der Union Ternberg. Für seine Familie hängte er die Fußballschuhe an den Nagel. Jetzt verteidigt er nur noch seine eigenen Rekorde.

Der Mond leuchtet noch hell über dem Reichraminger Hintergebirge, wenn Hermann Daucher sich beim Alpengasthof Klausriegler die Stirnlampe zurechtrückt. Es sind die einzigen Begleiter auf einem Weg, den er schon so oft zurückgelegt hat, dass er sie gar nicht benötigen würde. 600 Höhenmeter und knapp drei Kilometer sind es von hier auf den 1285 Meter hohen Schoberstein bei Trattenbach an der Enns. Ein Berg, den Daucher seit seiner Kindheit zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung besteigt.

Die Macht der Gewohnheit machte ihn 2005 zum Rekordhalter. Seither jagt der 50-Jährige in unregelmäßigen Abständen seine eigene Bestmarke. Nicht des Ruhmes, sondern der Bewegung wegen, wie er sagt. "Mein Ziel war schon immer der Weg. Es ist das Unterwegs-Sein, nicht das Ankommen, das mich fasziniert", erklärt er seinen Hang zu langen Läufen, weiten Wanderungen und steilen Aufstiegen mit den Tourenski. Der ausgelassene Bewegungsdrang begleitet den gebürtigen Ternberger, seit er bei seinem Heimatverein das erste Mal die Fußballschuhe geschnürt hat.

24 Stunden unterwegs

Jedes Wochenende stellte er sich den gegnerischen Angreifern in den Weg. Die Liebe zu seiner Frau Veronika und die Geburt seines Sohnes, veranlassten den Ballkünstler aber, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Sport war für den gelernten Kfz-Techniker aber weiterhin der Dreh- und Angelpunkt. "Ich habe angefangen, auf meinen Hausberg zu laufen, aber ich musste immer stehen bleiben und durchschnaufen", erzählt Daucher.

Erst als er das Herndleck ohne Pause erlaufen konnte, ließ der Ternberger davon ab und widmete sich größeren Aufgaben. Ein Stammtisch unter Freunden auf dem Schobersteinhaus, brachte ihn wöchentlich auf den Gipfel. "Mir wurde erzählt, dass jemand elf Mal hintereinander hochgestiegen ist. Das wollte ich auch unbedingt probieren", sagt Daucher. Es kam, wie es kommen musste: 2005 stieg Daucher 13-mal auf den Schoberstein. Sechs Jahre später verbesserte er den eigenen Rekord auf 19 Anstiege. Im Herbst 2013 gelang ihm sein bisheriges Meisterstück, indem er den Berg in 24 Stunden 20-mal hoch- und wieder hinunterlief. Das sind nicht nur 117 Kilometer und 12.000 Höhenmeter, das ist auch Weltrekord. So ungewöhnlich dieser Rekord ist, so ungewöhnlich ist auch sein Geheimrezept: gekochte Erdäpfel und Zwetschken von der Mama. "Natürlich halten mich viele für einen Spinner, aber ich komme zur Ruhe, und mir fallen viele wichtige Dinge für den Alltag ein", erzählt der Rekordhalter. Sein Haus habe er so gebaut, und auch die Wochenplanung entstehe bei den Dauerläufen . Vor allem aber sei es ein Ausgleich zur Computerarbeit und eine mentale Herausforderung, an der er ständig wachse.

Mit dieser mentalen Stärke war Daucher nicht nur auf seinen Heimatbergen erfolgreich. Im deutschen Berchtesgaden gewann er bei den "4 Trails", ein Lauf über 140 Kilometer und 8000 Höhenmeter, souverän die Seniorenklasse. Beim Bergmarathon rund um den Traunsee (70 Kilometer, 4500 Höhenmeter) stand er schon dreimal auf dem Stockerl.

Der Jugend den Weg zeigen

Auch seine Frau Veronika und Tochter Anna haben Gefallen an der laufenden Fortbewegung gefunden. Um auch jungen Menschen den Zugang zu sportlichen Erlebnissen zu ermöglichen, gründete Daucher mit seinen Laufkollegen vom Wintersportverein Trattenbach die Sektion "Trailrunning". Neben der Veranstaltung des Schoberstein-Bergmarathons, will der Ternberger damit auch seine Erfahrungen weitergeben. "Der Boom um die langen Läufe steigt kontinuierlich an. Ich will zeigen, wie man ganz ohne Folgeschäden sportliche Höchstleistungen vollbringen kann", sagt der 50-Jährige. Um seine Gelenke vor zu großer Belastung zu schützen, kann man Hermann Daucher schon einmal rückwärts die Forststraßen hinunterlaufen sehen. "Mittlerweile bin ich auch rückwärts schnell genug, um nicht überholt zu werden", sagt er. In Zukunft wolle er sich vermehrt um die Jugend kümmern. Ein neuer Rekord auf dem Schoberstein soll sich 2016 trotzdem ausgehen.

 

20 Aufstiege auf dem Schoberstein in 24 Stunden gelangen Hermann Daucher 2013. Dabei legte er 117 Kilometer und 12.000 Höhenmeter zurück.

250 Besteigungen macht Daucher jährlich auf seinen Hausberg. Im Winter sind es bis zu 35 Skitouren.

16 Jahre sind seit dem ersten Marathon-Start des Ternbergers vergangen. Seither lief er jedes Jahr die magische Strecke von 42,195 Kilometer.

250.000 Höhenmeter legt der Rekordhalter im Jahr durchschnittlich zurück.

 

Zur Person

Name: Hermann Daucher

Alter: 50 Jahre

Familie: Frau Veronika, Tochter Anna (21), Sohn Jakob (22)

Beruf: Kfz-Techniker

Internet: web.utanet.at/winter22

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