"Das mache ich, solange ich kann"
Seit mehr als 20 Jahren ist der Linzer Hannes Kern als Skilehrer auf dem Arlberg unterwegs. Er verrät, was Skilehrer so alles können, wissen und vertragen müssen.
Kern ist Spezialist für Touren abseits gesicherter Pisten. Gerade jetzt, wo beinahe täglich Menschen von Lawinen verschüttet werden, eine Herausforderung. Der Linzer ist seit zwei Jahren auch Mitglied beim Verein der High Zürs Ski Guides (HZSG), einer Vereinigung qualifizierter Ski- und Bergführer.
Die Anforderungen der Gäste haben sich verändert, sagt er: "Heute dreht sich alles um das Freeriden abseits der Pisten. Da viele abseits fahren wollen, ist der Job anspruchsvoller geworden, weil Sicherheit unbedingt Vorrang hat. Es ist wichtig, die Balance zu finden zwischen Spaß und Sicherheit und Verantwortung." Besonders wichtig ist der Kontakt zu Kollegen, um die Schnee- und Lawinenverhältnisse zu checken.
Kern hat sich in Österreich zum diplomierten Skilehrer und Skiführer ausbilden lassen, während seines Sportstudiums. "Die Ausbildung war sehr breit gefächert", erinnert er sich. Neben Skitechnik und Alpinausbildung wurden auch Englisch und Französisch verlangt. "Das war für Einige nicht so einfach. Einen Kollegen aus dem Stubaital nannten wir Lundi (franz. Montag). Er ist nie über den ersten Wochentag auf Französisch hinausgekommen."
Doch die "Lehrzeit" ist lange vorüber. Seit Jahrzehnten ist Hannes für seine Schützlinge verantwortlich. "Bisher ist noch nie was Gröberes passiert." Hals- und Beinbruch.
Was einen guten Skilehrer ausmacht? "Viel Erfahrung, Freude und Einfühlungsvermögen im Umgang mit Menschen."
Und abseits der Pisten? "Auch Après Ski gehört zu einem gelungenen Skitag dazu. Ob ein gutes Glas Rotwein, ein paar Bierchen oder eine Runde Wodka Feige, wenn man sich bei den Schnäpsen zurückhält und nicht allzu spät im Bett landet, ist man in der Früh fit und kann den Skitag richtig genießen." Sein Lieblingsgericht? "Tiroler Gröstl und Vorarlberger Kässpätzle, dazu Johannisbeersaft gespritzt. Den ganzen Tag Bewegung in der frischen Winterluft, da brauche ich etwas Deftiges."
Zum Image eines Skilehrers gehören lockere Sprüche und auch Flirts. Wie wahr ist das? "Lieber eine lockere Schnalle, als eine feste Bindung", lautet das Motto der Skilehrer, sagt Kern mit einem Schmunzeln. Aber seine Sturm- und Drangjahre seien vorbei. Welche Nationen seiner Meinung nach am besten flirten? "Die hübschen Belgierinnen." Kern muss es wissen. Schließlich ist er seit fünf Jahren mit Christel, einer Belgierin, liiert. Nach der Wintersaison zieht er mit ihr nach Antwerpen. "Dann werde ich auch in Belgien Radtouren anbieten. Belgien ist nicht nur das Land mit den meisten Biersorten weltweit, sondern auch das Radsportmekka schlechthin. Da freue ich mich drauf."
Wie lange er im Winter noch Skilehrer sein wird? "Skifahren ist meine größte Leidenschaft. Wenn man auf seine Gesundheit achtet und fit bleibt, kann man unseren Beruf bis ins hohe Alter ausüben, und genau das habe ich vor."
Zur Person
Name: Hannes Kern (48)
Geboren: in Linz
Beruf: Als Skilehrer im Winter bei den High Zürs Ski Guides in Zürs am Arlberg, selbstständig (www.hzsg.at).
Im Sommer bietet er Radtouren und Mountainbike-Fahrtechniktrainings an. Ab heuer auch in Belgien.
hanneskern@yahoo.de
