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Das kleine Tibet der Alpen

Von Daniel Rudlstorfer, 14. April 2014, 00:04 Uhr
Das kleine Tibet der Alpen
Selbst im Frühjahr spuren Skifahrer noch die Hänge im "kleinen Tibet der Alpen", wie Einheimische Livigno nennen. Bild: D. Rudlstorfer

Livigno lockt im April Skifahrer und Freerider mit Gratis-Skipässen in die Lombardei. Schnee hat der Duty-Free-Ort selbst im Tal noch genug.

Mit dem Helikopter steigen zugleich die Erwartungen in ungeahnte Höhen. Der Ausblick vom Cockpit über die weißen Livigno-Alpen und das verschneite Tal lassen die Atemzüge kürzer werden und den Respekt größer. Als der Hubschrauber auf dem Gipfel des Corno di Capra aufsetzt, überwiegt jedoch die Freude auf das Bevorstehende.

Mario, der Bergführer, öffnet die Tür. Ein Sprung in den Schnee. Die Beine versinken bis zu den Knien. Der Pulverschnee umspielt sie weich wie Daunenfedern. Dann hebt der Helikopter ab und die Skigruppe – allesamt geübte Fahrer – steht verlassen vor dem Panorama wuchtiger Berge auf 3100 Meter Seehöhe, die Sonne im Rücken.

"Hier sollen wir hinunter?", fragt einer der zuvor so siegessicher Lächelnden und deutet mit dem Zeigefinger auf die felsdurchsetzte Rinne in der Bergwand, vor der Mario wartet. "Ja", sagt der wortkarge Bergfex, den Vokal langgezogen als würde er singen, und schickt den Ersten los.

Der Skiort Livigno in der Lombardei, zwischen den Wintersport-Gebieten St. Moritz und Bormio gelegen, setzt auf ein neues Projekt: Freeriden, das Fahren im freien Gelände. Dafür wurde der Bereich abseits der Pisten freigegeben, ein Hubschrauber angeschafft und Lawinenschutzmaßnahmen verstärkt.

Freeride-Mekka Italiens

Damit ist Livigno eines der ersten Skigebiete Italiens, in dem das Fahren abseits präparierter Routen erlaubt und möglich ist. Zu verdanken haben die Erlebnishungrigen das dem Tourismus-Präsidenten Livignos, Luca Moretti. Der 34-jährige, ehemalige Profi-Slalomläufer lebte zwei Jahre lang in Whistler in Kanada, nahm wertvolle Ideen mit und will nun "Sportler aus Leidenschaft" in seinen Heimatort holen.

"Livigno ist ein aktiver Ort. Wer hier eine Woche Urlaub macht, soll müde und zugleich aktiv erholt abreisen", sagt Moretti und zieht einen Vergleich mit St. Moritz. So wie der Schweizer Kur- und Skiort solle Livigno nicht sein. "In St. Moritz fahren die Leute in einer Kutsche mit, bei uns sollen sie selber reiten – und im Tiefschnee fahren." Beim Anblick von unten wirkt die Steilwand wie hundertprozentiges Gefälle. Dass darin nun Spuren eingeschrieben stehen, erfüllt jeden Einzelnen mit Stolz. Mal über flachere, mal über steilere Hänge gleiten die Skier. Der weiche Schnee verzeiht Fahrfehler und federt selbst spektakuläre Stürze ab. Erst unten im Tal wird er zu festerem Bruchharsch.

Bei Abfahrten wie diesen werden auch die Gefahren bewusst, denen sich Sportler im alpinen Gelände aussetzen. Eine Lawine oder ein Schneebrett reicht aus, um Träume zu ersticken. Mario beruhigt zum Glück durch seine Gelassenheit.

Auch er hat morgens das Lawinenbulletin studiert, das Experte Fabiano Monti mit Kollegen täglich erstellt. Darin ist die Lawinengefahr auf der fünf Klassen umfassenden Skala mit zwei bis drei angegeben: mäßig bis erheblich. Klingt nicht allzu besorgniserregend, dürfe aber keinesfalls unterschätzt werden, sagt Monti. "Passieren kann immer etwas, selbst bei Warnstufe eins. Letztlich entscheidet der Skifahrer selbst, wie weit er geht."

Unverletzt im Tal angekommen, genießt die Gruppe gegen Mittag ein Lichtbad. Das Tropfen des Schmelzwassers wiegt die Ermüdeten in den Schlaf. Plötzlich saust ein Radfahrer in kurzer Hose vorbei und erinnert daran, dass der Übergang vom Winter- zum Sommersport in Livigno fließend ist. Luca Moretti will den Helikopter demnächst auch einsetzen, um Mountainbikern Höhenluft zu verschaffen und Fischer zu versteckten Bergseen zu bringen.

Mehr Informationen im Internet auf livigno.eu

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