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Das Ballett der Pitztaler Pisten-Bullys

Von Karin Haas, 31. Jänner 2015, 00:04 Uhr
Das Ballett der Pitztaler Pisten-Bullys
Fällt die Dämmerung ein, schlägt die Stunde der Pisten-Bullys. Die ganze Nacht wird der Schnee gestriegelt und gebügelt. Bild: Photographer: Kirill Grekov

350 PS und der (fast) perfekte (Kunst)Schnee: Im Tal von Benni Raich und Marlies Schild in Tirol können Touristen beim Pisten-Präparieren mitfahren.

Es ist 16 Uhr 15. Die Pisten am Hochzeiger im Tiroler Pitztal haben sich längst geleert. Man sitzt in der Schirmbar, im "Illegal", im Hennenstall oder sonst wo beim kreischfröhlichen Après-Ski.

Die blaue Stunde der Pisten-Bullys ist gekommen. Ernst und fünf seiner Kollegen schwingen sich auf je 350 PS. 24 Liter Diesel pro Stunde sind, je nach Hanglage, keine Seltenheit. Ernst wird nachtanken müssen, bevor er um drei, vier Uhr früh nach Hause geht und einer (fast) perfekten Piste den Rücken zeigen kann. 180.000 Liter Diesel bleiben im Skigebiet Hochzeiger jeden Winter auf der Strecke.

40 Pistenkilometer müssen dort Nacht für Nacht gebügelt werden. Heuer noch bis 12. April. "Manche der Männer würden weinen, ließe man sie nicht mehr Pisten-Bully fahren", sagt Friedrich Eiter, der technische Betriebsleiter der Hochzeiger-Bahnen.

Neuerdings sitzen nicht nur der Ernst und seine Kollegen im Bully, sondern auch Touristen. Die Planierungsfahrt über die Pisten kann als Urlaubsattraktion gebucht werden. 40 Minuten kosten 40 Euro. Für Kinder zahlt man die Hälfte. Wer glaubt, die Nachfrage hält sich in Grenzen, der irrt. "Wir sind bis Ende Februar ausgebucht" sagt Manuela Draxl, die Marketingleiterin der Hochzeiger-Bahnen.

Besonders g’standene Männer sind es, die sich in den Führerstand schwingen und so Bubenträume wahrwerden lassen. Es ist erstaunlich komfortabel dort. Warm und geräumig. Anschnallen erwünscht!

Ernst, seit 30 Jahren nachts unterwegs, erklärt das Schnee-Navi. Der Bildschirm zeigt mit farbigem Muster an, wie dick (oder heuer dünn) die Schneedecke ist.

Ohne Schnee-Navi geht gar nichts

In warnendem Ampelrot ist das kostbare Weiß weniger als 50 Zentimeter dick und erfordert besonderes Fingerspitzengefühl des Bully-Lenkers. Der Schnee muss geschickt verschoben werden, besonders dorthin, wo an exponierten Stellen alles schnell weggewedelt wird. Ist es besonders steil, wird der Pisten-Bully angeseilt. Doch die schwarze Abfahrt Zirbenfall mit 80 Prozent Hangneigung entlockt Ernst nur ein routiniertes Lächeln. Wirklich gefährlich ist lockerer Neuschnee, auf dem die Pisten-Monster ausrutschen.

Schnee aus Schneekanonen muss besonders sensibel behandelt werden. "Wir lassen Kunstschnee erst einmal zwei, drei Tage liegen", sagt Christian Kirchebner, der Pistenchef im Skigebiet Hochzeiger. Dann kann überschüssiges Wasser absickern. Der Kunstschnee schmiert dann lockerer und natürlicher unter den Skiern.

Das macht besonders auf der Benni-Raich-Abfahrt Freude. Das ist eine schwarze Piste mit entsprechender Neigung, die sich breit und für Carver optimal vom Hochzeiger Richtung Mittelstation ergießt.

Aushängeschild Benni Raich

Sie ist nach dem berühmten Sohn des Pitztales benannt. Einheimische zeigen mit Stolz im Ort Arzl auf die Villa, in der er mit seiner Marlies Schild wohnt. Fans des Pistenbiking (früher sagte man Skibob dazu) werden von Rainer Schultes, Chef des Alpin-Centers Pitztal und örtlicher Tourismusobmann, auf sanftere Pisten als "die Raich" oder den Zirbenfall geführt.

Doch zurück zum perfekten Schnee. Eine Wissenschaft für sich ist der Einsatzplan der Schneekanonen. 66 sind es im Skigebiet Hochzeiger. Ein EDV-Programm zeigt die Temperaturen an den zahlreichen Wasseranschlussstellen.

Wissenschaft von der Feuchtkugel

Helfende Hände docken die Schneeschleudern dort an, wo die Beschneiung optimal möglich ist. Damit das Skigebiet Hochzeiger seinem Ruf gerecht wird, perfekte Pisten auch dann zu haben, wenn man andernorts glaubt, statt Ski Eiskratzer an den Füßen zu haben, braucht man viel Erfahrung und vor allen Dingen Geduld.

Wie das überhaupt mit dem perfekten (Kunst) Schnee so eine Sache ist. Es ist die Wissenschaft von der "Feuchtkugel" und ihrer optimalen Entstehungstemperatur. Erst bei minus ein, zwei Grad macht es überhaupt Sinn, die ökologisch nicht unumstrittenen Schneekanonen anzuwerfen. Obendrein ist es kein Naturgesetz, dass aus einem Kubikmeter Wasser 2,5 Kubikmeter Schnee werden. Das ist der Idealfall.

Je nach Temperatur ist es einmal mehr, einmal weniger. Außerdem gilt es, Temperatur-optimiert gerade nur so viel zu schneien, dass zu Saisonende an neuralgischen Stellen nicht der Schnee ausgeht. "Wenn Mitte April die Bergbahnen stehen und es liegen noch zwei Meter Schnee, haben wir etwas falsch gemacht", sagt Betriebsleiter Eiter. Dies vor allem, weil ein Kubikmeter Kunstschnee vier bis fünf Euro kostet. Noch teurer wäre es, würde man dem Konkurrenzdruck nachgeben und mit vorgekühltem Wasser früher beschneien und die Skisaison früher starten können. Ob man sich die Kühltürme leisten will und auch kann, ist am Hochzeiger noch nicht heraußen. Doch eines ist für Betriebsleiter Eiter sicher: "Ohne Schnee würde sich die ganze Rechnerei aufhören."

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