Buchtipp: Stadt der Versuchungen
Wien ist eine der beliebtesten Städte der Welt. Sie wird international seit Jahren mit höchster Lebensqualität ausgezeichnet. Andreas Kremsner präsentiert drei Ratgeber, die Wien abseits herkömmlicher Wege zeigen.
"Ich fliege", schreit Alexandra. Doch ihr Schrei wird von der Windmaschine verschluckt. Eine kleine Handbewegung reicht jedoch, um sofort wieder nach unten zu sinken. Instruktor Pieter fängt Alexandra auf und gibt ihr ein Zeichen. Zwei Finger bedeuten "Beine strecken". Und schon treibt Alexandra der Wind, der von unten in die Kammer gepresst wird, wieder nach oben.
Der Windobona Windkanal zählt zu den größten und sichersten Flugkammern Europas. Mit bis zu 280 km/h saust hier der Wind durch und bläst die Menschen in die Luft. Overall, Schutzbrille, Ohrenstöpsel und Helm bekommt man gestellt. Der Rest ist Mut und Freude am Schweben.
Autorin Alexandra Gruber macht eine gute Figur im Windkanal. Instruktor Pieter schreibt ihr danach ins "Zeugnis": "Fliegt durchgehend lächelnd."
Alexandra Gruber aus Oberösterreich und Wolfgang Muhr aus dem Burgenland leben seit Jahrzehnten in Wien und zeigen in ihrem Buch Möglichkeiten auf, auf die der herkömmliche Wien-Besucher nicht sofort kommen würde. Den Windobona Windkanal im Wiener Prater findet man im Kapitel "Über den Wolken". In dem auch ein Flugsimulator im 2. Bezirk beschrieben wird. Wer mit einem Bell 206 Jet Ranger oder einem Airbus A320 fliegen will, im Flugsimulator ist‘s möglich. Und wenn dabei Fehler passieren, es kommt mit Sicherheit niemand zu Schaden.
"Keep cool" heißt ein Kapitel, das gerade jetzt im Sommer ein heißer Tipp ist. Die Autoren raten etwa zum Abkühlen in den Polardom zu gehen. Der steht im Schönbrunner Tiergarten und beheimatet Eisbären, Pinguine und Co, dort finden die sogenannten Polarnächte statt. Die beginnen jedes Mal mit einem Cocktailempfang, danach stattet man den Tieren einen Besuch ab. Der coole Nebeneffekt: Es ist herrlich kühl. Nach der Führung gibt‘s noch ein viergängiges Menü. Einziger Nachteil: Heuer sind die geplanten Termine bereits ausgebucht. Als Alternative bleibt ein Besuch im Wiener Kanalsystem oder in der Stadthalle, um eislaufen zu gehen. Bei 17 Grad ziehen Schlittschuhläufer in der Halle C mit ihren Kuven grazile Kurven.
"Volle Kraft voraus" verspricht ein Kapitel vor allem für Männer. Wollten Sie schon immer einmal mit einem Bagger baggern? In Simmeringer Baggerpark wird dieser Traum wahr. Auf 10.000 m2 wird Besuchern gezeigt, wie man schremmt, Löcher aushebt oder mit einem Bagger ein Spiegelei brät. Natürlich dürfen Besucher selber ran. Viele Papas leben dort einen Traum aus. Oder wäre eine Seifenkistenausfahrt über den Heldenplatz genehmer? Kein Problem. Dabei wird man sicher zum Lieblings-Fotomotiv der Touristen.
Und dann gibt es noch "Atemlos und Schwindelfrei", "O du Fröhliche", "Wie die Zeit vergeht", "Schnecken und Co." und viele andere spannende Kapitel in dem Buch. Last, but not least das Kapitel "Führ mich in Versuchung". Darin verraten die Autoren, was der sinnlichste Shop der Stadt zu bieten hat. Wo die Pioniere der Wiener Burlesque zu finden sind und warum Bauchtanz sowohl sexy als auch schön macht.
20 Mal Wien schräg und schrill, Pichler-Verlag; 170 Seiten, viele Fotos, 19,90 Euro.