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Brot und Spiele

Von Gerhard H. Oberzill, 12. April 2016, 00:04 Uhr
Brot und Spiele
Ab Ende Mai fechten die alten Römer wieder ihre Kämpfe aus. Bild: Oberzill

Die Römerstadt Carnuntum östlich von Wien lässt in bunten Veranstaltungen das Leben der Antike wieder auferstehen. Eine Zeitreise in das "Rom an der Donau" von Gerhard H. Oberzill.

Geschickt weicht Faustus dem langstieligen Dreizack seines Gegners aus. Was gar nicht einfach ist, weil der Helm des Gladiators nur zwei kleine Gucklöcher hat, die das Sichtfeld stark einschränken. Dabei sollte Faustus angreifen, um seiner Rolle als Secutor, also "Verfolger", gerecht zu werden. Dazu hat er sein römisches Kurzschwert, den Gladius, dem die Gladiatoren ihren Namen verdanken.

Aber Faustus fürchtet das Netz seines Gegners Icarus, der den Part des Retiarius gibt, eines "Netzkämpfers". Zehn Minuten lang ringen die Recken, ohne dass einem der entscheidende Schlag gelingt. Da schnellt Icarus vor und schafft es, Faustus das Netz überzuwerfen. Der Secutor verheddert sich, geht zu Boden und ist nun der Laune des Publikums ausgeliefert. Werden die Daumen nach oben zeigen? Schonung oder Tod?

Römerfestival ab Ende Mai

Es ist keine Zeitreise ins alte Rom. Aber eine nach Carnuntum, wenige Kilometer östlich von Wien, ins "Rom an der Donau". Wo laut Werbespruch des Kulturparks "die Vergangenheit beginnt". Beim Römerfestival ab Ende Mai wird sich wieder die Gelegenheit bieten, im Amphitheater des antiken Militärlagers Gladiatorenkämpfe zu erleben. An drei aufeinanderfolgenden Wochenenden erwarten die Besucher neben vielen anderen Attraktionen eine hauseigene Kampftruppe, die Familia Gladiatoria Carnuntina, der auch zwei streitbare Damen angehören: Germania und Amazonia.

Aber was wären Spiele ohne Brot! Und so können Feinschmecker zu ausgewählten Terminen Spezialitäten der altrömischen Küche genießen. Nicht unbedingt so exotische Köstlichkeiten wie Schweinseuter, Pfauenzungen oder gefüllte Giraffenhälse; auch wird bei Tisch nicht gelegen, sondern stilwidrig gesessen. Doch mit Pinienkernen versetzte Räucherwürste oder Geflügel in würzigen Saucen finden sich durchaus in den Rezepten des antiken Gourmets Marcus Gavius Apicius, nach denen hier gekocht wird.

Infotainment gibt es in Carnuntum nicht nur zu besonderen Veranstaltungen. Vor Jahren begann man die Römerstadt zu revitalisieren. Zum Glück ist kein Disneyland entstanden, sondern eine wissenschaftlich fundierte Rekonstruktion einzelner Bauten. Mittels Kopien römischer Werkzeuge und in antiken Handwerkstechniken wuchsen aus originalen Grundmauern drei funktionstüchtige Objekte: das Haus des Tuchhändlers Lucius, die luxuriöse Villa Urbana eines reichen Bürgers der Oberschicht und die öffentlichen Thermen, deren Latrine sich durch das Fehlen von Trennwänden ideal für Sozialkontakte und das Verbreiten von Gerüch(t)en eignete.

Besonders stolz ist Carnuntum auf seine virtuelle Archäologie. Mithilfe von Bodenradar und Magnetfeldsensoren entdeckten die Wissenschafter vor einigen Jahren eine Gladiatorenschule, die danach um eine hölzerne Trainingsarena ergänzt wurde. Und jüngst fand man – "bescheiden" als Sensationsfund deklariert – ebenfalls im Erdreich verborgene Fundamente der Kaserne für die Leibgarde des Statthalters. Im ganzen Imperium Romanum soll sich nichts Vergleichbares erhalten haben. Im Übrigen stößt man in der Region immer noch bei jedem zweiten Spatenstich auf antike Artefakte: Vergangene Woche erst tauchte bei Aushubarbeiten ein Familiengrabstein auf.

Am Ende des Rundgangs belauscht der Besucher Marc Aurel, der seine letzten Jahre an der Donau zubrachte. Der Philosophenkaiser diktiert gerade einem Schreiber in der damaligen Gelehrtensprache Griechisch seine "Selbstbetrachtungen" (quasi antike Selfies). Doch auch Lateiner kommen nicht zu kurz. Im Museumsshop findet sich auf Kaffeehäferln und T-Shirts der ganze einst in der Schule gelernte altrömische Zitatenschatz: vom nicht stinkenden Geld ("pecunia not olet") über den gefallenen Würfel ("alea iacta est") bis zu Caesars Blitzsieg-Diktum "veni, vidi, vici".

Informationen: www.carnuntum.at www.carnuntum-marchfeld.com

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