Bitter und scharf
Ayurveda, die sanfte Heilkunst, kann man bereits bei einem verlängerten Wochenende erspüren. Vor allem dann, wenn man sich den indischen Arzt quasi einfliegen lässt.
Am besten lernt man Ayurveda dort kennen, wo es erfunden worden ist – in Goa, Bangalore, Kerala oder auf Sri Lanka, wo es sogar einen Minister für Ayurveda gibt. Wenn das nicht klappen sollte, lässt man sich einen indischen Arzt kommen. Gesagt, getan.
So ist Johann Haberl, Chef und Eigentümer des burgenländischen Thermenhotels Larimar, auf Doktor Kukka Ramesh gestoßen. Der 33-Jährige stammt aus Kerala, hat fünfeinhalb Jahre klassischer Ayurveda-Ausbildung hinter sich und ordiniert noch bis Ende Mai im Hotel auf dem Thermenhügel bei Stegersbach und nach einer Sommerpause wieder ab Herbst.
Unter Rameshs Obhut lässt sich auch für den Wochenendgast erspüren, was Ayurveda sein kann. "Sanfte indische Heilkunst" – so wie es im Kreuzworträtsel abgefragt wird, so wirkt es auf den Ayurveda-Aspiranten.
Den wohltuenden Massagen und Bädern voran geht ein einstündiges Gespräch mit Doktor Ramesh, der sich während dieser 60 Minuten ein genaues Bild von seinem Patienten machen will, mit Blick auf Augen, Zunge, Antlitz, Haut, Haare (oder, was davon geblieben ist), mit dreifingrigem Abtasten des Pulses und mit vielen, vielen Fragen. Am Ende hat er mich klassifiziert.
Kapha-Pitta, ein Mischtyp
Es gibt im Ayurveda drei Typen, Doshas genannt – Vata, Pitta, Kapha. Ich bin, so werde ich drei Tage später in schriftlicher Form und versehen mit genauen Ernährungsvorschriften erfahren, ein Mischtyp, Kapha-Pitta, und solle daher Nahrung mit der Geschmacksrichtung scharf, bitter und adstringierend bevorzugen, täglich mäßig den Körper bewegen (nicht zu übertrieben, was ich bisher tue) und vor allem Süßigkeiten, Brot und Fleisch meiden oder reduzieren.
Ob ich also wirklich ein Ayurveda-Jünger werden möchte, ist angesichts der strikten Essensvorgaben noch offen. Den detaillierten Ernährungsplan habe ich beiseite geräumt, ich will auf Gurken, Tomaten und Zucchini nicht verzichten, genauso wenig auf Meerestiere in jeder Form, auf Süßes und Kaffee auch nur ungern. Dass es künftig mehr Pfeffer sein darf und dass auch Ingwer, Kreuzkümmel, Pepperoni empfohlen werden, dazu Gerste, Mais, Hirse, Bohnen und Linsen taugt wenig zur Tröstung. Im Larimar gibt es zwei Sektoren. Hier die normalen Hotelgäste, die sich im Viersterne-Superior-Betrieb an Hirschrücken, Schweinelende und Tatar laben, das Frühstück mit Lachs, Eierspeise und Sekt beginnen, davon abgegrenzt die Ayurveda-Fraktion, die Konsequentesten auf dreiwöchiger Panchacharma-Kur zur totalen innereren Reinigung – Ingwertee und warmes Wasser sind deren engste Begleiter. Ich als Dreitages-Schnupperlehrling genieße die vedischen Sonnenseiten, die Abhyanga-Massage mit warmem Öl, den Stirnguss und vor allem 50 Minuten Kizhi. Dabei knetet der Masseur den Körper mit einem Leinensack, in dem sich Milch, Reis und Kräuter befinden und der immer wieder in warmes Öl getaucht wird, wohltuend ist für dieses Durchgeknetet-Werden ein Hilfsausdruck. (man)
Im Hotel & Spa Larimar wird Ayurveda zum Kennenlernen noch bis 24. Mai angeboten, ab 595 Euro pro Person im Doppelzimmer. Ayurveda Rasayana mit fünf Übernachtungen gibt es ab 1173 Euro, Detox-Entgiftung in sieben Tagen ab 1870 Euro und das intensive Panchakarma (21 Tage) ab 4417 Euro.
