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Bei uns in Reichenberg ...

Von Josef Achleitner, 15. Jänner 2017, 00:04 Uhr
Bei uns in Reichenberg ...
Das Rathaus von Liberec/Reichenberg - gebaut nach Wiener Vorbild. Maxi Böhm und viele andere große Schauspieler haben in der Stadt ihre Karriere begonnen. Bild: Liberec

Der Schauspieler und Kabarettist Maxi Böhm hielt die Erinnerung an das "Wien des Nordens" hoch, das heute Liberec heißt. Die nordböhmische Stadt zeigt noch viele altösterreichische Spuren.

Kaum jemandem in Österreich – außer den Nachfahren der einstigen deutschsprachigen Bewohner – wäre die nordböhmische Stadt Reichenberg noch ein Begriff, hätte nicht Maxi Böhm, der 1982 verstorbene Schauspieler, Kabarettist und "Witze-Präsident", in den 1970ern die Formel "Bei uns in Reichenberg" populär gemacht. In der TV-Serie "Hallo – Hotel Sacher ... Portier!" leitete Böhm damit jeweils seine komisch-schrägen Bemerkungen ein, wenn er sich mit dem von Serienautor Fritz Eckhardt gespielten Chefportier unterhielt.

Die Stadt nahe der deutsch-polnischen Grenze ist inzwischen unter ihrem tschechischen Namen Liberec bekannt und hat etwas mehr als 100.000 Einwohner. Seit dem Ende des Kommunismus im Jahr 1989 ist der historische Stadtkern renoviert worden. 2005 ist mit dem Ende der Textilfabrik Textilana, die der asiatischen Billigkonkurrenz nicht mehr standhalten konnte, eine jahrhundertelange Tuchmacher-Tradition zu Ende gegangen. Jetzt hat man noch das Skoda-Lkw-Werk LIAZ und feiert mit Tourismus zunehmende Erfolge.

Ein wichtiger Teil der Attraktionen der Stadt hat mit Österreich, genauer: mit Österreich–Ungarn, zu tun. Reichenberg/Liberec gehörte bis 1918 zur Donaumonarchie. War im Umland, etwa im nahen Gablonz, die Glas- und Modeschmuck-Industrie konzentriert, so wurde Reichenberg im 19. Jahrhundert zum Zentrum der Textilindustrie. Die Textilwerke der aus Braunau stammenden Unternehmerfamilie Liebieg waren die größten in der Monarchie. Die Liebiegs waren auch soziale Pioniere, stellten etwa den Baugrund für 150 Arbeiterhäuser gratis zu Verfügung. Die Wohnkolonie und eine Reihe von Prachtvillen sind noch als Zeugen des Aufschwungs zu sehen.

Adelige Gutsbesitzer und wohlhabende Bürger machten es möglich, dass aus der bald zweitgrößten Stadt Böhmens ein "Wien des Nordens" wurde. Man ließ sich vom Wiener Architekten Franz von Neumann ein Rathaus mit einem 65 Meter hohen Hauptturm planen, das wie eine kleinere Kopie des Wiener Rathauses aussieht und im Inneren die Handwerkskunst der Region zeigt: künstlerisch gestaltete Bleiglasfenster, opulente Decken- und Wandmalereien. Von zwei anderen Wiener Spitzen-Architekten, dem Duo Fellner & Helmer, ließ man ein Stadttheater bauen, das ein wenig an die Wiener Staatsoper erinnert. Den Hauptvorhang hat der Maler Gustav Klimt mit seinem Bruder gestaltet.

Bei uns in Reichenberg ...
Maxi Böhm und viele andere große Schauspieler haben in der Stadt ihre Karriere begonnen.

Und damit wären wir wieder bei Maxi Böhm und seinen Berufskollegen. Denn Böhm hat seinen Sager über Reichenberg aus eigenem Erleben geschöpft. 1938 und 1939 war er als junger Schauspieler hier engagiert. Viele Bühnen- und Filmgrößen machten hier und in anderen böhmischen Theatern ihre ersten Schritte. Hans Moser hatte in Reichenberg 1897 sein erstes Engagement, Paul Hörbiger debütierte 1919 als "Zwirn" in "Lumpazivagabundus". Sein Bruder Attila folgte ihm nach. Auch Opernstar Leo Slezak trat hier auf.

Heute ist Liberec neben der Altstadt vor allem wegen des jeweils etwa 1000 Meter hohen Iser- und des Jeschkengebirges bekannt, die ideale Bedingungen für Rad- und Wandertouren, für Alpinski- und Langlauf bieten – bei günstigen Preisen. Auf dem Jeschken-Gipfel steht das in seiner futuristischen Form wohl einzigartige Berghotel, das zugleich Fernsehsender ist.

 

Deutsche Stadt bis 1945

Reichenberg war bis Kriegsende zu 90 Prozent deutschsprachig. In der Zeit der NS-Okkupation der Tschechoslowakei war die überdurchschnittlich hitler-treue Stadt Teil des Deutschen Reichs. Mit dem Benes-Dekret 108 begann ab Mai 1945 die Enteignung und Vertreibung, die teils in mörderische Exzesse ausartete. Tschechen aus armen oder zerbombten Gebieten wurden angesiedelt. Seit 1989 bemüht sich Liberec (u. a. durch Partnerschaften) um Versöhnung.

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