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Auf Expedition im eigenen Land

Von Hannah Winkelbauer, 23. Februar 2015, 00:04 Uhr

Ein Reiseführer der etwas anderen Art über Afrika in Österreich.

Der Historiker Walter Sauer führt in seinem mit Details und Anekdoten gespickten Buch "Expeditionen ins afrikanische Österreich" durch alle Bundesländer. Die OÖNachrichten stellen einige der von Sauer beschriebenen afrikanischen Kunst- und Kulturschätze und "Spuren" des Kontinents vor. Wer auf den Geschmack gekommen ist, dem sei das knapp 500 Seiten starke Handbuch (Mandelbaum Verlag, 2014) ans Herz gelegt.

Afroshops, Kirchen und ein restituiertes Bild

Wir beginnen unsere Reise in Linz.In der Wiener Straße 170 soll 1995 Theresa Asare Arko aus Ghana das erste afrikanische Geschäft Oberösterreichs eröffnet haben. Die inzwischen zahlreichen Afroshops in Linz bieten Lebensmittel, Kosmetika und andere Artikel des täglichen Bedarfs an. Weiter zur Kunst: Mit dem Eggelsberger Altar (1480/1500), der „Anbetung“ des Meisters von Mondsee (um 1492) u.a. besitzt das Landesmuseum (Schlossmuseum, Schlossberg 1) einige der ältesten Darstellungen des afrikanischen hl. Königs in Oberösterreich, wie Sauer schreibt. Das Motiv des afrikanischen Königs verbreitete sich im 15. Jahrhundert. In der Dauerausstellung des Kunstmuseums Lentos (Ernst-Koref-Promenade 1) war bis Jänner 2015 ein bemerkenswertes Gemälde von Lovis Corinth zu sehen. „Un Othello“ (1884) zeigt einen Schwarzen im gestreiften „Ruderleiberl“ (Anm.: Das Gemälde wurde vom Lentos Anfang des Jahres an die Erben des ursprünglichen Besitzers restituiert). In der ehemaligen Ursulinenkirche (Landstraße 31) ist eine Statue des hl. Franz Xaver zu sehen, der ein „Mohren“-Kind tauft. Eine im ländlichen Oberösterreich häufige Darstellung, schreibt Sauer.

Schwarze Täuflinge und „verbotene“ Musik

Wie erwähnt, wurden in Kirchen im ländlichen Oberösterreich oft „Mohren“-Kinder, die vom hl. Franz Xaver getauft werden, dargestellt. So auch auf dem Hochaltar der Pfarrkirche von Kollerschlag. Der Altar stand ursprünglich in der Stiftskirche Schlägl, die Statuen wurden erst 1925 dazugekauft.

Die Reise durchs Mühlviertel führt bei Walter Sauer auch zum ältesten Schulhaus des Bundeslandes, ins Schulmuseum in Bad Leonfelden (Böhmer Straße 1). Wenig ist hier über Afrika zu sehen, der „schwarze Kontinent“ war und ist im Unterricht eher unterrepräsentiert. Eine eigene Vitrine ist dem Unterricht in der NS-Zeit gewidmet. Ein Schild „Swing tanzen verboten“ weist auf die Diskriminierung des Jazz hin, die heute überwunden scheint, wie auch das seit 1973 bestehende Jazzatelier in Ulrichsberg zeigt.

Der Ursprung der Krippenkultur

Die vier „Mohren“-Gueridons, prächtig gekleidete Afrikaner- und Türkenfiguren im Augustiner-Chorherrenstift in St. Florian gehören laut Sauer zu den künstlerisch wertvollsten und ältesten ihres Genres in Österreich.
Von Steyr nahm die typische Christkindlkultur der Region ihren Ausgang. 1680 soll in Steyr die erste Krippe aufgestellt worden sein. Die Darstellungen der Weihnachtsgeschichte reichen vom ehemaligen Hochaltargemälde der Stadtpfarrkirche bis zu den Lamberg’schen Krippenfiguren oder den „Mohren“-Puppen im „Steyrer Kripperl“.

Ein Abenteurer wider Willen auf Reisen

Das Buch überrascht immer wieder mit skurrilen Anekdoten. Eine handelt von einem „Weltreisenden wider Willen“. C. C. Fernberger – das ehemalige Schloss der Fernberger (Schloss Eggenberg in Vorchdorf) ist heute eine Brauerei – war 1621 als Hauptmann der spanischen Armee in Holland gefangengenommen worden. Er konnte sich freikaufen und wollte mit einem Schiff nach Italien reisen, war aber stattdessen nach Afrika ( „Guinea“ statt „Genua“) unterwegs. Nach jahrelanger, abenteuerlicher Fahrt landete Fernberger schließlich wieder in Österreich.

Anmerkung: Zu dem Begriff "Mohr" sagte Walter Sauer im Gespräch mit den OÖN: "Ich verwende diese Begriffe, aber unter Anführungszeichen. Das Buch wird auch kritisiert deswegen. Ich bin aber dagegen, das unter den Teppich zu kehren. Ich finde Ausdrücke wie "Neger" sehr problematisch. Aber wenn ich z.B. mit meinen Tanten im Mühlviertel rede, die verwenden das und meinen es nicht böse. Also muss ich erklären, warum man das nicht sagt und was man sonst sagen könnte. Wenn ich aber nur sage, dass man das nicht darf, werde ich das Gegenteil von dem erreichen, was ich möchte. Ich finde, das muss aufgearbeitet werden."

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