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Am schönsten Ende der Welt

Von Barbara Rohrhofer, 09. Jänner 2016, 00:04 Uhr
Am schönsten Ende der Welt
Der Tafelberg weigert sich an manchen Tagen beharrlich, seinen Gipfel freizugeben, und präsentiert sich mit einer Pudelhaube aus Wolken. Bild: OÖN/bar

Die "Garden Route" im Süden Südafrikas erinnert an vielen Stellen ans Paradies. Natur- und Tierliebhaber kommen garantiert auf ihre Rechnung, auch Gourmets und Sommeliers werden nicht enttäuscht.

Kapstadt hat sich fein herausgeputzt. Reetgedeckte Villen, weitläufige Parks mit Bäumen, die in allen Farben der Welt um die Wette blühen und überirdisch gut duften. Dazu coole Lokale am Hafen, wo köstliche Sushis und fangfrische Austern zu kühlem Weißwein serviert werden.

Fast möchte man meinen, am Anfang der so genannten "Garden Route" im Süden Südafrikas direkt im Paradies gelandet zu sein. Mit dieser Annahme liegt man auch nicht falsch. Der Name Garden Route geht nämlich auf die Zeit der Besiedelung dieser Region zurück. Den Forschern, Entdeckern und Siedlern kam diese grüne, fruchtbare Gegend schon damals wie der Garten Eden vor.

Lieblingsbeschäftigung: chillen

Kapstadt selbst empfängt Gäste wie gute, alte Bekannte und macht einem den Einstieg in die Garden Route leicht. Die südländische Siesta-Stimmung steckt sofort an: Alle hier scheinen gut gelaunt und unglaublich gechillt (zu deutsch: entspannt) zu sein. Die Kaffeehäuser und Bars sind schon am frühen Nachmittag sehr, sehr gut besucht, und so manches Geschäft schließt früher, weil die Verkäufer keine Lust mehr haben. "Gone fishing" steht dann an den Türen und heißt so viel wie "Wir haben Besseres vor". Der Tafelberg zickt an diesem Tag ein bisschen und weigert sich beharrlich, seinen Gipfel freizugeben, der oftmals eine weiße Pudelhaube aus Wolken trägt.

Macht nichts, weil man auch von den anderen Hügeln – etwa dem Signal Hill – auf die Stadt mit den 3,5 Millionen Einwohnern und den wunderbaren Stränden schauen kann.

Oder man mischt sich in Kapstadt unters Volk und besucht die unzähligen Märkte der Innenstadt, die von Bars und Restaurants gesäumt sind. Die Stimmung ist unglaublich gut: Hier werden Gospels zum Besten gegeben, dort singt einer Don McLeans "American Pie" – dass man in Afrika ist, merkt man in den touristischen Ecken von Kapstadt eigentlich nur am subtropischen Klima.

Dieses Klima ist es auch, das dieses Land so fruchtbar und vielseitig macht. Die Kap-Region ist das Zuhause eines der reichsten Pflanzengebiete der Welt – mit über 9250 verschiedenen Spezies. Berühmt ist die Gegend rund um das Kap der Guten Hoffnung vor allem für ihre "Fynbos-Vegetation". Diese einzigartige Pflanzengruppe – es gibt hier 1000 (!) verschiedene Arten Gänseblümchen – blüht besonders im Frühling verschwenderisch und taucht ganze Landschaften in einzigartige Farbschattierungen.

Nur wenige Kilometer von Kapstadt entfernt findet man sich im weitläufigen Weingebiet rund um das Städtchen Stellenbosch wieder, das sich zauberhaft frühlingshaft präsentiert – genauso wie das Weinbaugebiet, dessen Größe und Schönheit einem glatt den Atem rauben. Die Weingüter in Südafrika haben Dimensionen, von denen österreichische Winzer nur träumen können: die dazugehörigen Landhotels erinnern an feudale Schlösser, die Weine schmecken – weil sehr sonnenverwöhnt – wirklich vorzüglich.

Besonders berauschend ist der Preis. In den Restaurants in Stellenbosch zahlt man für eine Flasche guten Rotwein rund zehn Euro.

Kulinarische Hochgenüsse

Auch Fische aller Art und Steaks werden zu – für uns Europäer – sehr erschwinglichen Preisen und in sehr guter Qualität angeboten. Man ist beinahe verleitet, die Rundreise in einen kulinarischen Trip zu verwandeln – wenn da nicht noch viele, viele andere Dinge warten würden.

Die klassische Garden Route von Mossel Bay bis zur Paul-Sauer-Brücke ist etwa 300 Kilometer lang. Aber nicht nur dieser Abschnitt, sondern der gesamte, etwa 750 Kilometer lange Küstenstreifen von Kapstadt bis Port Elizabeth und die sich nach Norden anschließende Steppe, die Kleine Karoo, warten mit unzähligen Attraktionen auf. Hier lassen sich schroffe Berge, Steilküsten, einsame weiße Sandstrände, tiefe Wälder und Halbwüste auf engem Raum erleben. Entlang der Küste gibt es viele kleine Badeorte, die zum Verweilen einladen. Und zum Staunen – hier watscheln Pinguine, dort tanzen Delfine, und mit Glück kann man auch Wale sehen.

150 Wale vor Hermanus

Der beste Ort, um einen Wal zu erspähen, ist das kleine Städtchen Hermanus, das auf schroffen Felsen thront. Dort lagern an schönen Tagen Dutzende Touristen mit Ferngläsern und starren aufs weite Meer, oft stundenlang und mit beneidenswerter Geduld. Dann ist die Freude natürlich groß, wenn – nach zahlreichen Fehlalarmen – endlich ein sanfter Riese erscheint. Am Höhepunkt der Saison, im Oktober, werden hier etwa 150 Wale gezählt. Garantie, einen zu sehen, gibt’s aber nicht. Ist das Meer zu stürmisch oder das Wetter zu schlecht, ziehen sich die Tiere zurück. Wer keine Wale zu Gesicht bekommt, der darf sich zumindest über eine spektakuläre Landschaft freuen und macht mit einiger Sicherheit Bekanntschaft mit anderen Säugetieren – mit den "Baboons", den Pavianen, die überall dort sind, wo sich mehrere Touristen treffen.

Die Garden Route an sich entpuppt sich als riesengroße Animal Farm. Bei den zahlreich angebotenen Safaris kann man mit ziemlicher Garantie die "Big Five" bestaunen, also Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Aber auch Zebras und Giraffen schauen gerne einmal auf einen kurzen Besuch in unserer Lodge vorbei. In den frühen Morgenstunden machen wir mit Rancher Robert und einem Dutzend anderen Touristen eine Safari, holpern über steinige Wege und erspähen ein Nashorn-Baby, Löwenbabys und jede Menge Springböcke. Dass man abends Springbock- und Straußensteaks auf der Speisekarte findet, erfüllt Rancher Robert mit ziemlichem Stolz – manche Touristen dagegen mit ziemlichem Entsetzen.

Nicht entgehen lassen sollte man sich einen Abstecher in das Städtchen Knysna, das am Indischen Ozean liegt. Direkt am Meer werden hier die besten Austern des Landes serviert, sagen die Einheimischen und der Reiseführer. Eine Kostprobe beweist, dass sie nicht irren: Fangfrisch werden die Schätze des Meeres den Touristen feilgeboten – sechs Austern zu umgerechnet fünf Euro.

Soziale Parallelwelten

Der paradiesische Landstrich "Garden Route" könnte kaum schöner, atemberaubender und luxuriöser sein. Dass die Vororte jeder Stadt aus Slums bestehen, dass Schwarze, Weiße und "Coloureds" noch immer in sozialen und kulturellen Parallelwelten leben – auch 20 Jahre nach dem offiziellen Ende der Apartheid –, das ist eine andere Geschichte.

 

Südafrika
Bild: Reuters

Tipps

  • Kap der Guten Hoffnung: Ein Ausflug entlang der Kap-Halbinsel zum Kap der Guten Hoffnung ist ein unvergessliches Erlebnis. Zu Fuß oder per Zahnradbahn erreicht man den höchsten Punkt, von dem man einen tollen Blick über die gesamte False Bay bis hin zu den Hottentots Holland Mountains hat.
  • Tafelberg: Das Kapstädter Wahrzeichen sollte bei schönem Wetter und Windstille sofort erklommen werden. Ein Muss ist die Fahrt mit der Seilbahn. In sieben Minuten ist man auf dem Berg. Die Seilbahn wurde bereits 1929 eingeweiht und 1997 erneuert. Die neuen Kabinen aus der Schweiz können bis zu 900 Besucher pro Stunde transportieren.
  • Franschhoek: Nicht nur der Name erinnert an Frankreich, das kleine Städtchen mit seinen kleinen Lokalen könnte ebenso in der Provence liegen. Dass der Wein ein bisschen besser und auch günstiger ist als im „echten“ Frankreich, macht Franschhoek umso sympathischer. Etliche Weingüter in der Umgebung bieten Führungen und Kostproben an. Das Gute an Franschhoek: Es ist nur eine Stunde von Kapstadt entfernt und liegt wie Stellenbosch an der „Wine Route“.
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