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Kambodscha: Pack den Bambuszug weg!

Von David Jungwirth, 25. Februar 2012, 00:04 Uhr
Pack den Bambuszug weg!
Das Lederhosen-Trio David, Daniela und Helmut auf dem tragbaren Schienen-Fahrzeug Bild: Steiner

KAMBODSCHA. Reisen wie die Kambodschaner mit einfachen, selbstgebauten Bambusgestellen, die für lokale Transporte auf veralteten Eisenbahnschienen eingesetzt werden, ist ganz schön abenteuerlich. Drei Österreicher ließen sich diese Erfahrung nicht entgehen.

Bamboo-Zugführer Daru bremst stark, ruft „Alle absteigen!“ auf Kambodschanisch und leitet uns mit Gesten an. Wir steigen ab und stellen das gesamte Gepäck neben die Eisenbahnschienen. Bamboo-Trains oder auch Norry heißen die meist drei mal eineinhalb Meter breiten, aus leichtem Bambus angefertigten Fahrgestelle für den Transport von Vieh, Gütern und Menschen. Die alten Schienen stammen aus der französischen Kolonialzeit (1864 bis 1953).

Wir beginnen, unseren Bamboo-Train zu zerlegen und heben die Einzelteile von den alten, verbogenen Gleisen. Zuvor erklärte uns ein Einheimischer, dass auf der einspurigen Eisenbahnlinie Bamboo-Trains nicht ausweichen können: „Treffen zwei Züge zusammen, hat derjenige Vorfahrt, der mehr Gewicht an Bord hat. Der Zug aus der anderen Richtung muss komplett abgebaut und von den Schienen entfernt werden.“

Nachdem der andere Zug vorbeigefahren ist, bauen wir unseren auf den Gleisen wieder zusammen. Die ganze Aktion dauert nur wenige Minuten, und doch setzt uns die körperliche Arbeit in der tropischen Mittagshitze zu. Wie schon beim Anfahren, wickelt Daru ein loses Seil um den Starter und versucht, den Sechs-PS-Dieselmotor zum Laufen zu bringen. Erst beim dritten Versuch springt er lautstark knatternd an und verbreitet intensiven Diesel-Geruch.

Mitreisende, achtgeben!

Die einfache Funktionsweise bringt mich zum Schmunzeln: Der Fahrer kann einen Hebel betätigen und so den ganzen, lose auf dem Fahrgestell stehenden Motor nach hinten ziehen. Damit spannt sich der mit den Rädern verbundene Keilriemen und treibt den Zug an. Mit einem gefühlten Tempo von 50 km/h brausen wir über die holprigen Schienen. Jeder der Mitfahrenden benötigt eine gehörige Portion Aufmerksamkeit für die für normale Züge unpassierbare Strecke, während wir die weite Landschaft genießen. Oftmals müssen wir uns ducken, um nicht von überhängenden Ästen getroffen zu werden. Neben uns ziehen einfache Häuser auf Stelzen und spielende Kinder, Reisfelder sowie Bananenstauden vorbei. Der Fahrtwind erfrischt und lässt uns die Hitze leichter ertragen.

Es verwundert uns, wie unterschiedlich weit auseinander die Gleise an verschiedenen Stellen sind. Die Anschlussgleise haben oft einen Spalt von mehreren Zentimetern. Auch der Höhenunterschied zwischen ihnen trägt nicht zu einer ruhigeren Fahrt bei. Da Bamboo-Züge dadurch so geschüttelt werden, sei vor zwei Tagen eine Kuh, deren Beine für den Transport zusammengebunden waren, vom Zug gefallen, berichtet Daru.

Natur, Hitze und mehrere Kriege setzten der Bahnverbindung dermaßen zu, dass seit Jahren keine normalen Züge mehr verkehren dürfen. Die lokale Bevölkerung baute deswegen provisorische Bamboo-Trains, um auf dem desolaten, aber vorhandenen Gleiskörper trotzdem Menschen, Tiere und Nahrungsmittel zu transportieren. Bis zu 40 Personen können die größten dieser selbstgebauten Züge befördern. Früher schoben die Führer die Züge mit Holzstöcken vorwärts, heute treiben Dieselmotoren die Gefährte an.

Mittlerweile kennen wir die Prozedur: Alle an Bord, alle absteigen, zerlegen, zusammenbauen, alle an Bord. Wir stehen wieder einem Bamboo-Train gegenüber, der nur einen Passagier ohne Gepäck an Bord hat. Wir müssen unseren Zug trotzdem abbauen, obwohl er mit vier Personen schwerer beladen ist: Unser Fahrer gibt uns zu verstehen, dass am Horizont ein weiterer Bamboo-Train auf uns zukommt und daher unser Zug keinen Vorrang mehr hat.

Ein Auslaufmodell

Schon in wenigen Jahren wird die Sanierung der Bahnlinie in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh abgeschlossen sein. Hochgeschwindigkeitszüge ersetzen die offene Nutzung der Bahnlinien und besiegeln das Ende der Bamboo-Trains. Wir sind froh, dass wir vor diesem drastischen Schnitt noch die Erfahrung dieses urtümlichen und ungewöhnlichen Transportmittels machen durften.

Tipps: Motor-Rikscha-Fahrer bringen Personen von Battambang aus zu den Zügen. Um die Mittagshitze zu vermeiden, besser den Vormittag oder späten Nachmittag nutzen. Anschließend bei Sonnenuntergang das Naturschauspiel bei den „Bat-Caves“ besuchen: 15 Millionen Fledermäuse schwärmen über eine Stunde lang aus einer einzigen Höhle.

David Jungwirth, Daniela Haluza und Helmut Steiner reisen ein Jahr lang in Lederhosen rund um die Welt. Fotos und Videos von der Bamboo-Train-Fahrt: www.lederhosening.com

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