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Nachts schleichen Raubkatzen ums Zelt

Von Andreas Kremsner, 02. Februar 2013, 00:04 Uhr
Nachts schleichen Raubkatzen ums Zelt
Fahrt am Tana River, immer mit Begleitschutz Bild: Kremsner

Ein Urlaub in Kenia ist immer ein Abenteuer. Egal, ob man sich auf Safari zu den Big Five begibt, oder die Zeit wie Robinson Crusoe verbringt, allerdings in der Luxusversion.

Ich weiß nicht wann ich Geburtstag habe. Meine Mutter hat mir das nie gesagt. Aber ich kenne Richard seit meiner Kindheit. Wir machen immer alles gemeinsam. Deshalb feiere ich auch mit ihm am 7. Juli meinen Geburtstag“, sagt Muli, während er uns mit dem Jeep durch die Masai Mara im Süden Kenias steuert und über sein Leben erzählt. Dabei grinst er übers ganze Gesicht.

Muli ist Schwarzer, sein bester Freund Richard Corcoran ein Afrikaner weißer Hautfarbe. Seine Familie kam vor vier Generationen aus Irland nach Kenia. Ihm gehört das Reisebüro Liberty in Kenia, einige Lodges, Ländereien. Richard ist ein kenianischer Crocodile Dundee, er kann alles, kennt jeden Busch im Busch wie seine Westentasche, hat immer sein Jagdgewehr dabei, gibt Tipps und wie Muli erzählt er eine spannende Geschichte nach der anderen.

Crocodile Dundee von Kenia

Am liebsten führt Richard Reisegruppen durch den Busch, obwohl im Büro viel Arbeit auf ihn warten würde. Aber die nimmt ihm meistens seine Schwester Ti ab. Und so bleibt ihm viel Zeit für „seinen“ Busch. Und das ist gut so. Bei Muli und Richard fühlt man sich immer sicher, auch wenn gleich am ersten Tag der Safari eine Schlange unseren Weg kreuzt, als wir gerade zu Fuß zum Abendessen in der Lodge am Lake Nakuru gehen. „Das ist eine Braune Hausschlange – ungiftig“, sagt Richard. Bleibt kurz stehen und geht dann gemächlich weiter. Die Schlange scheint mehr Angst vor uns zu haben als Teile der Reisegruppe vor ihr.

Angestellte der Lodge entfernen das Reptil, während wir uns mit Steaks, Hühnchen, Gemüse, Rosmarinkartoffeln und Tusker (einheimisches Bier) den Bauch unter afrikanischem Himmel vollschlagen. Auf Salat verzichte ich in den ersten Tagen. Zuerst sollen sich Magen und Kreislauf an Afrika gewöhnen, erst dann werde ich mir mit Leitungswasser die Zähne putzen und Salat essen. Eine Strategie, die sich auszahlt, weder Durchfall noch Erbrechen trüben die Woche im Busch.

Was in den ersten Nächten im Zelt Sorgen bereitet, sind die vielen unbekannten Geräusche. Immer wieder schrecke ich hoch, kann nicht erkennen was mich gerade geweckt hat, dämmere im leichten Schlaf weiter, hoffe, dass ich mich bald auf die ungewohnte Geräuschkulisse einstellen werde. Einigen in der Reisegruppe geht es ähnlich. Andere kann nicht einmal das Gebrüll eines Leoparden aufwecken, wie ich noch feststellen werde. Doch untertags haben wir keine Zeit, um über derartiges nachzudenken, zu viel Neues strömt auf uns ein. Bereits bei der ersten Safari am Lake Nakuru bekommen wir einige der Big Five zu Gesicht: Nashörner, Büffel und einen Löwen, der faul auf einem waagrecht wachsenden Baum liegt und sich von uns nicht stören lässt.

Wir fahren mit den Jeeps zu einem Dschungel-Flugplatz, eine mehr oder weniger betonierte Piste. Von dort geht es mit einer kleinen Propellermaschine in die Masai Mara.

Dritte Haltestelle: Masai Mara

Die Speibsackerl an Bord sind größer als jene in Europa, mehr werde ich darüber nicht schreiben. Das Flugzeug ist hier quasi der öffentliche Bus, es startet, fliegt eine halbe Stunde, landet, Passagiere steigen aus und ein, Start, eine Viertelstunde Flug, Landung und so weiter. Bei der dritten „Haltestelle“ steigen wir aus: Masai Mara.

Die erste Nacht in der Masai Mara wohnen wir im „Serian Bush Camp“, es liegt direkt am Fluss Mara und ist Tummeplatz für Flusspferde. Ohne Begleitung durch mit Speeren bewaffnete Einheimische dürfen wir uns nach Einbruch der Dämmerung nicht frei im Camp bewegen. Die Pfotenabdrücke eines Löwen mitten im Camp hätte es als Mahnung gar nicht gebraucht, wir hätten die Anweisung auch so befolgt.

Das Schnauben der Hippos lässt uns früh erwachen, noch bevor gegen sechs Uhr die Dämmerung anbricht. „Die schwätzen nur miteinander“, sagt die Besitzerin des Camps. Wir gehen noch vor dem Frühstück auf die Pirsch, diesmal suchen wir Cheetahs (Geparden). Muli und die Guides fahren mit uns zu einem Gebiet, in dem das Gras nicht hoch wächst, dem bevorzugtem Jagdrevier von Geparden. Nach einer Stunde werden unsere Guides fündig. Sie hatten eine Gruppe Zebras und Antilopen beobachtet, die nicht auf unsere Jeeps achtete, sondern gebannt in eine andere Richtung starrte. Und genau dort liegen zwei Geparden im Gras. Wir Laien sehen sie erst, als wir keine zehn Meter von ihnen entfernt sind. Die Cheethas lassen sich durch die Jeeps nicht stören. Ihre Blicke sagen uns mehr als tausend Worte. Sie hatten in der Nacht erfolgreich gejagt, sind satt und müde und wollen schlafen.

Leopard gegen Paviane

Eine Nacht verbringen wir in der Kipalo Ranch. Dort treffen wir Richards Schwester Ti. Sie macht uns darauf aufmerksam, dass jede Nacht ein Leopard durchs Camp schleicht: „Er ist friedlich, faucht ab und zu. Fürchtet euch nicht, genießt den Leoparden“. In der Nacht werde ich durch ein lautes Geschrei aufgeweckt, als stände ich ganz oben auf dem Speisezettel eines Raubtieres. Direkt neben meinem Zelt Gebrüll, Gefauche, Urlaute. Ich bewege mich keinen Zentimeter im Bett, warte, dass das Geschrei aufhört. Am kommenden Morgen erfahre ich, dass Paviane mit ihrem Gekreische den Leoparden aus dem Camp vertreiben wollten, doch der hatte sich nicht beeindrucken lassen.

Tödliche Stammesfehde

Wir fliegen nach Osten, in das Tana-River-Delta, wo der Fluss in den Indischen Ozean mündet – Luxusurlaub à la Robinson Crusoe ist angesagt. Die Delta Dunes Lodge besteht aus sechs Luxushütten (Himmelbett, Badezimmer, Kaffee ans Bett). Fenster und Türen sind mit Vorhängen abgedeckt. Dort lassen wir die Seele baumeln, baden, Bootsausflüge, mit einem Jagdgewehr auf Büchsen schießen, Sandsegeln, und vieles mehr ist angesagt.

Natürlich ist Muli dabei. Er gewinnt dem Leben immer ein Lachen ab. Selbst als er über die Stammesfehde erzählt, die vor zwei Wochen mit Dutzenden Toten endete. Zwei Stämme waren sich über Grundansprüche im Delta nicht einig geworden. Die Überlebenden zogen aus der Region, seither sind die Dörfer, in denen sie zuvor gemeinsam gewohnt haben, verwaist, Militär bewacht das Gebiet.

Wir schweigen, uns überkommt ein sehr beklemmendes Gefühl. Aber auch das ist Kenia.

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