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Leipzig: Vom Bürgertum zur Hochkultur

Von Von Martin Duschek, 17. Juli 2010, 00:04 Uhr
Vom Bürgertum zur Hochkultur
Das Völkerschlachtdenkmal ist mit seinen 91 Metern Höhe ein Mahnmal für die Grausamkeiten von Kriegen. Bild: Duschek

DEUTSCHLAND. Die New York Times wählte Leipzig zu den Top Reisezielen. Dort, wo die friedliche Revolution 1989 zum Ende der DDR führte, drängen sich nun Touristen. Die „Stadt der Bürger“ begeistert mit Hochkultur.

Wer in Leipzig „ankommen“ möchte, reist mit der Bahn. Der ehemals größte Bahnhof der Welt und heute noch einer der größten Kopfbahnhöfe der Eisenbahngeschichte empfängt seine Besucher mit Stil. Weite Hallen, Marmor, 180 Geschäfte auf drei Ebenen – Leipzigs Bahnhof ist gigantisch, sauber, einladend, das erste Highlight einer faszinierenden Stadt.

Schon am Bahnsteig werden Touristen eingestimmt, was sie hier im Herzen Mitteldeutschlands erwartet: Das Plakat am Prellbock weist den Weg ins Museum der bildenden Künste zur Ausstellung Neo Rauchs, einem der Begründer der Neuen Leipziger Schule.

Die obere Ankunftshalle ist geschmückt mit Dutzenden Fahnen: Bach-Tage. Leipzig feiert jedes Jahr zum Sommerbeginn einen seiner größten Söhne. Johann Sebastian Bach war dreißig Jahre Kantor der Thomaskirche und verfasste hier sein Lebenswerk.

Bach-Archiv

Das dieses nicht in Vergessenheit geriet, verdankt die Welt einem anderen Musiker, der in Leipzig Geschichte schrieb: Felix Mendelssohn Bartholdy. Seinem Engagement verdankt die Welt die „Wiederentdeckung“ des Musikwerks Bachs. Das gegenüber der Thomaskirche im März eröffnete Museum des Bach-Archiv-Leipzig führt seine Besucher über multimediale Installationen in das Leben und Wirken Bachs ein.

Maler und Komponisten – damit ist Leipzigs Kulturhorizont noch lange nicht erreicht.

Die Denkmäler von Schiller und Goethe zeugen davon, dass die beiden bedeutendsten Dichter der deutschen Sprache hier viel Zeit verbrachten.

Speisen mit Faust

Der Aucherbachs Keller in der Mädlerpassage im Zentrum der Altstadt ist in „Faust – der Tragödie erster Teil“ ein wichtiger Schauplatz. Einst zechte hier Goethe. Heute werden in dem mächtigen Gewölbe Touristen verköstigt – mit sächsischen Spezialitäten wie Leipziger Kartoffelsuppe oder Ur-Krostitzer Schwarzbier-Fleisch.

Ein wenig außerhalb des Zentrums – früher „vor den Toren der Stadt“ – lädt Schillers kleines Wohnhaus zur Besichtigung ein.

Das geschriebene Wort spielt in Leipzig eine besondere Rolle: Die Stadt beherbergte Verlage wie Brockhaus, Baedecker oder Reclam. Im Süden der Stadt lohnt sich ein Besuch der „Deutschen Bücherei“, der umfassendsten Bibliothek der deutschen Sprache.

Praktisch jedes verlegte deutsche Schriftstück wird hier archiviert. Der riesige, halbrunde neoklassizistische Bau reicht dafür längst nicht mehr aus. Rundherum entstehen haushohe Betonklötze, in denen Lagerroboter Millionen von Büchern und Zeitschriften sortieren und verwalten.

Gegenüber dem Hauptbahnhof klafft eine fußballfeldgroße Lücke, wo besonders hässliche Ausgeburten des sozialen Wohnbaus im Herbst 2009 der Abrissbirne wichen.

Aber nicht alles aus der DDR-Vergangenheit möchte vergessen werden. Zwei Kulturgebäude am Augustusplatz im Osten des Stadtzentrums zeugen von sozialistischer Baukunst: die Leipziger Oper und ihr gegenüber das Gewandhaus, Leipzigs weltberühmtes Konzerthaus. Das Gewandhaus ist heute das dritte Gebäude des gleichnamigen, überaus beachtenswerten Orchesters. 1743 schlossen sich in Leipzig 16 Kaufleute zusammen, um das erste Bürgerorchester der Welt zu gründen.

Seit damals zählt das „Gewandhausorchester“ zu den größten und bedeutendsten Klangkörpern der Welt. Ein Besuch in dem akustisch ausgezeichnet austarierten Gebäude gehört zu den Höhepunkten jedes Leipzigaufenthaltes. Am 20. August eröffnet das Gewandhaus seine 230. Saison mit den Mendelssohn-Festtagen. Diese stehen heuer im Zeichen des 200sten Geburtstages von Robert Schumann.

Gleich neben dem Gewandhaus ragt Leipzigs modernes Wahrzeichen 130 Meter in den Himmel. Das Hochhaus des Mitteldeutschen Rundfunks beherbergte früher große Teile der Leipziger Universität. Es soll als aufgeschlagenes Buch an Leipzigs Bedeutung als Verlagsstadt erinnern. Für drei Euro darf man die Aussichtsplattform auf 120 Meter Höhe betreten.

Leipzig liegt in der Leipziger Tieflandsbucht, im Süden der norddeutschen Tiefebene. Kinder lernen auf der 150 Meter hohen, bewaldeten Trümmerkippe Fockeberg mitten in der Stadt das Rodeln.

Künstliche Erhebungen

Die Erhebungen Leipzigs sind eben künstlich und zumeist Sehenswürdigkeiten. So auch das 91 Meter hohe Völkerschlachtdenkmal, kurz „Völki“ genannt. Das Denkmal erinnert an die erste große Feldschlacht der Geschichte. 1813 standen sich hier eine halbe Million Soldaten aus fast ganz Europa gegenüber. In der dreitägigen Schlacht fielen rund 120.000 Menschen, ehe die Armee Napoleons abzog. Die stummen gigantischen Steinfiguren bleiben dem Besucher ebenso in Erinnerung wie der Ausblick von der Spitze des Monuments: der Blick über eine Stadt, in der sich über Jahrhunderte eine vom Bürgertum getragene Kulturszene entwickelte.

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