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"Wir gehen, weil wir mit Angst vor nächster Flut nicht leben wollen"

Von Michaela Krenn-Aichinger   12.November 2013

1,80 Meter hoch stand das Wasser im Bauernhof von Christian und Jutta Hierzer in Gstocket und richtete Schäden in Höhe von 50.000 Euro an. Ihre beiden Kinder Leo (5) und Julia (4) erlebten die große Flut Anfang Juni hautnah mit. Die Angst vor einem neuerlichen Hochwasser ist groß, deshalb hat die Familie einen Entschluss gefasst, der ihr Leben entscheidend verändern wird. Die Volksschullehrerin und der CNC-Techniker werden mit ihren Kindern und deren Oma den Bauernhof verlassen und das Absiedlungsangebot des Landes OÖ annehmen.

"Es war keine leichte Entscheidung, es tut weh, wegzugehen. Das ist mein Elternhaus, hier bin ich aufgewachsen. Aber wir wollen und können mit der Bedrohung durch ein neuerliches Hochwasser nicht leben", sagt die 34-jährige Alkovnerin. Bei jedem länger anhaltenden Regen komme die Angst vor einer neuerlichen Flut. Bereits 2002 wurde der Bauernhof 80 Zentimeter hoch überschwemmt. Heuer konnte die Familie nur zusehen, wie das Wasser Stunde um Stunde stieg, das Haus und den Garten verwüstete. Die neue Wohnung hat die Familie nach 2002 vorsorglich im ersten Stock errichtet, sonst wären die Schäden noch weitaus höher.

Chance auf einen Neubeginn

Als vor rund drei Wochen das Land die Absiedlungszonen bekanntgab und die Hierzers erfuhren, dass ihr Bauernhof betroffen ist, stand die Entscheidung endgültig fest. Ein Haus im Hochwassergebiet wollen die beiden ihrem Sohn und ihrer Tochter nicht hinterlassen, sondern einen Neubeginn wagen.

Szenen wie jene, als Leo und Julia von Hubert Reisinger, einem privaten Helfer, mit der Motorzille in Sicherheit gebracht wurden, haben sich tief ins Gedächtnis gegraben. "Es war ein beklemmendes Gefühl, bis zum Ortszentrum war drei Kilometer lang nur Wasser unter uns, da wurden uns erst die unglaublichen Ausmaße der Hochwasserkatastrophe so richtig bewusst", erzählt Jutta Hierzer, und ihr Mann ergänzt: "Wer es nicht miterlebt hat, kann sich das einfach nicht vorstellen." Die Kinder haben noch viele Wochen danach davon gesprochen.

Suche nach Grundstück

Nach der Flut begann das große Aufräumen, bis zur Erschöpfung arbeiteten die Familie und freiwillige Helfer, um Schlamm und Schäden nach und nach zu beseitigen. Wochenlang hatten sie kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Die Trocknungsgeräte liefen drei Monate lang Tag und Nacht.

Im Jänner wird ein Gutachter den Wert des Bauernhofes schätzen, 80 Prozent des Gebäudezeitwertes bekommt die Familie ersetzt, ebenso 80 Prozent der Abrisskosten. Wo Jutta und Christian Hierzer ihr neues Haus bauen werden, steht noch nicht fest. Sie suchen aber bereits nach einem passenden Grundstück abseits dicht besiedelter Gebiete. Sie brauchen auch Platz für ihre landwirtschaftlichen Geräte. Wenn möglich, wollen sie in der Gemeinde Alkoven bleiben.

Den Hut ziehen die beiden vor Landesrat Rudi Anschober: "Er hat in relativ kurzer Zeit sehr viel für die Hochwasseropfer erreicht. Und wir sind sehr froh, dass uns das Land jetzt hilft."

Für betroffene Anrainer ausgewiesener Absiedlungszonen findet am Mittwoch, 27. November, um 18 Uhr ein Sprechtag im Gemeindeamt Alkoven statt. Neben Landesrat Rudi Anschober stehen Fachexperten zur Verfügung.

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