Wie schwer es für Behinderte ist, Arbeit zu finden
GALLSPACH. Gabi Heitzinger aus Gallspach hat HAK-Matura, auf ihre mehr als 200 Bewerbungen kamen immer nur Absagen.
Wenn Gabi Heitzinger wieder einmal die Decke auf den Kopf fällt, dann fährt sie mit dem Elektrorollstuhl von ihrem Elternhaus in Gallspach in das sieben Kilometer entfernte Grieskirchen. Dort trifft sie sich im Otelo (Offenes Technologielabor) mit einer kleinen Gruppe, zumeist Pensionisten, zum Kartenspielen.
Seit ihrer Matura vor vier Jahren sucht die 24-Jährige verzweifelt einen Job. Um finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, um in der Pension abgesichert zu sein, aber vor allem auch, um unter Menschen zu kommen. "Ich habe sicher weit mehr als 200 Bewerbungen geschrieben, ich habe aufgehört, sie zu zählen", sagt die junge Frau, die seit Geburt an "Spinaler Muskelatrophie" leidet.
Suche nach Bürojob
Die Absolventin der Welser HAK 1 mit Schwerpunkt "Journalismus und Mediendesign" hat sich um zig Bürojobs beworben. Auch wenn sie körperlich beeinträchtigt ist, bei der Computerarbeit hindert sie ihre Behinderung nicht. Als man sie in einen AMS-Kurs steckte, hat sie sich nicht nur selbst gefragt, was sie hier eigentlich mache. "Die anderen haben gesagt, sie könnten eigentlich von mir lernen", erzählt sie.
Die Jobsuche scheitert vor allem daran, dass sie sich aufgrund ihrer muskulären Schwäche nicht selbst aus dem Rollstuhl auf eine Toilette heben kann und auf Hilfe angewiesen ist. "Deshalb habe ich mich auch in Altenheimen und Krankenhäusern beworben, weil dort die Voraussetzungen und Unterstützung gegeben wären, aber auch da bekam ich nur Absagen", sagt Heitzinger.
In der Schule bekam sie damals Hilfe durch eine Mitarbeiterin des Vereins Miteinander. So war es ihr auch möglich, bei der Reise ihrer Klasse nach Rom mitzufahren. Der Kontakt zu den Schulkollegen von damals ist mittlerweile weitgehend abgerissen, auch weil viele in einem anderen Bundesland studieren.
Familie als Rückhalt
Großer Rückhalt für die junge Gallspacherin ist ihre Familie, die sie sehr unterstützt. Wenn sie weggehen will, zum Beispiel ins Kino, ist meist ihre ältere Schwester dabei.
Im Otelo in Grieskirchen hat sie die Aufgabe der Schriftführerin übernommen. Obmann Heinz Plohberger freut sich über die Unterstützung: "Wir sind sehr froh, dass uns Gabi so viel Arbeit unbezahlt abnimmt, aber wir würden uns sehr freuen, wenn sie eine Arbeit bekommen könnte, auch um pensionsversichert zu sein."
Zu Hause in ihren vier Wänden liest Gabi Heitzinger sehr viel, surft im Internet und mag das Handarbeiten.
Von zu Hause für ein Unternehmen Büroarbeiten zu erledigen, hat sie sich natürlich auch schon überlegt. "Aber dann komme ich erst recht wieder nicht raus und unter die Leute", sagt Gabi Heitzinger.
Bisher hat auch die Unterstützung durch zwei Sozialeinrichtungen bei der Jobsuche nichts gebracht. Jetzt hofft sie auf assista Soziale Dienste in Altenhof, wobei auch von dieser Einrichtung nach einem halben Jahr noch nicht das passende Jobangebot für die junge Frau gefunden werden konnte.
"Selbstständig allein in einer Wohnung zu leben, bleibt für mich ein Wunschtraum, deshalb habe ich mich bei assista auch um einen Wohnplatz beworben", sagt die Gallspacherin. Dann wäre sie auch in Gesellschaft. Eine fixe Zusage hat sie dafür allerdings noch nicht erhalten.
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Die junge Frau sollte sich in Fremdsprachen zusätzlich qualifizieren. Fachdolmetscher für technische Texte werden dringend gesucht und gut bezahlt.
Dolmetschen und Übersetzen sind eigene, sehr anspruchsvolle Studien. Mit einer HAK-Matura ist es da nicht getan! Sinnvoller wäre es, in Richtung Buchhaltung, Bilanzbuchhaltung bzw. spezielle Computerkenntnisse in dieser Richtung zu denken.
Vielleicht wäre auch Lohnverrechnung ein Einsatzgebiet? In jedem Fall wäre es am besten, wenn sowohl von zu Hause aus, als auch zeitweise in einem Betrieb gearbeitet werden könnte.