Mathe-Lehrerin gab Maturabeispiele bei Wiederholungsschularbeit

Von Michaela Krenn-Aichinger   12.Juni 2018

Helle Aufregung bei Eltern von Schülern des BORG Grieskirchen, als ihnen ihre Kinder vergangene Woche das Ergebnis der Mathematik-Schularbeit präsentierten. Nachdem zunächst 17 von 24 Schülern der ersten Klasse (9. Schulstufe) ein "Nicht genügend" geschrieben hatten, musste die Schularbeit wiederholt werden. Elf von 20 Jugendlichen kamen erneut mit einem "Fleck" nach Hause. Eltern fiel auf, dass bei der Wiederholungsschularbeit mehrere Aufgaben der Zentralmatura gegeben wurden. Zumindest vier von heuer und zwei von 2017. Sie kannten die Beispiele, weil sie sie kurz nach der Reifeprüfung auf nachrichten.at heruntergeladen hatten.

"Unsere Kinder sind 14,15 Jahre alt und nicht 18 Jahre. Bekanntlich wurde die heurige Mathe-Matura als überdurchschnittlich schwierig eingestuft, das ist skandalös und absolut demotivierend für unser Kinder", sagen Eltern, die sich an die OÖN gewandt haben. Außerdem seien zehn der 16 Beispiele auch gar nicht Schularbeitenstoff gewesen.

Mathematik-Lehrerin Karin Rott sagt, sie habe Aufgaben aus dem 1. Teil der Mathematik-Matura genommen, bei denen Grundkompetenzen abgefragt werden, die eigentlich bereits Stoff in der Unterstufe seien. "Ich hatte in meiner Berufslaufbahn noch nie so eine schlechte Klasse. Ich muss früh genug anfangen, sie zu alarmieren, damit sie mehr lernen und es nicht irgendwann zu spät ist", sagt Rott. Sie vermisse bei den Schülern Konzentrationsfähigkeit, Textverständnis und oft würden die Jugendlichen für einfachste Rechnungen den Taschenrechner zur Hand nehmen. Sie kritisiert auch, dass das Niveau in den Neuen Mittelschulen gegenüber den früheren Hauptschulen mit Leistungsgruppen gesunken sei.

Aufgrund der Reaktion der Schüler, dass eine Wiederholungs-Schularbeit anstehe, habe sie bewusst keine einfacheren Beispiele gewählt. "Sie haben erwartet, dass es beim zweiten Mal leichter wird, diese Strategie kann ich nicht einreißen lassen", so Rott. Bereits im ersten Semester mussten die Schüler eine Schularbeit wiederholen, die damals einfacher war.

Nachhilfe statt Förderunterricht

Rott betont, sie habe auch Förderunterricht angeboten, zu dem allerdings zuletzt nur drei Kinder gekommen wären. Die Eltern begründen den spärlichen Besuch der Förderstunde damit, "dass viele Schüler gezwungen sind, teilweise zeitgleich teure Nachhilfestunden zu nehmen, um den Stoff zu verstehen. Im Unterricht gelingt das offensichtlich nicht."

Wie viele "Nicht genügend" heuer in Mathematik in den Zeugnissen stehen werden, steht noch nicht endgültig fest. Jene, die sich nun doch für eine Lehre entscheiden, befürchten jedenfalls Nachteile mit einem Fleck in Mathe. Eltern kritisieren, dass hier Zukunftschancen verbaut werden. Dazu sagt Rott: "Unser primäres Ziel ist, auf die Matura vorzubereiten, nicht auf die Lehre."