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Grieskirchner Pils im Trump Tower von Chicago

Von Michaela Krenn-Aichinger, 24. Oktober 2013, 00:04 Uhr
Grieskirchner Pils im Trump Tower von Chicago
Von Wien in die Kleinstadt Grieskirchen: Der neue Brauerei-Chef Marcus Mautner Markhof schätzt vor allem die persönliche Atmosphäre. Bild: Andreas Hauch

GRIESKIRCHEN. Brauerei-Eigentümer Markus Mautner Markhof will mit Spezialbieren Nischen besetzen und Export ausbauen

Mit dem Kauf der Grieskirchner Brauerei vor etwas mehr als zwei Monaten hat Marcus Mautner Markhof alle überrascht. Die Erwartungen an den ehemaligen Chef des traditionsreichen Wiener Senf-, Hefe- und Bierkonzerns in der traditionsreichen Braustadt sind groß. Was der 55-Jährige alles vor hat, verrät er im Interview.

 

OÖN: Nach der jahrelangen Unsicherheit, ob und wie es mit der Brauerei weitergeht, hat man in der Stadt das Aufatmen gespürt. Wie haben Sie die Reaktion der Grieskirchner erlebt?

Mautner Markhof: Die Reaktionen waren überwältigend. Viele haben mir gratuliert, sich echt gefreut, dass ich die Brauerei übernommen habe und Grieskirchen als Braustadt eine Zukunft hat.

Wie wird diese Zukunft aussehen?

Der Biermarkt ist ein sehr großer, der auch deshalb von Großkonzernen besetzt ist. Doch für die kleinen gibt es durchaus große Chancen, wenn sie Nischen besetzen. Das Grieskirchner Bier ist als Marke sehr gut und hat eine herausragende Qualität. Wir wurden gerade vom Magazin Falstaff wieder mit dem 1. Platz für das beste Pils in Österreich ausgezeichnet. Qualität und die Marke sind das Fundament, auf dem wir ein sehr schmuckes Häuschen aufbauen können.

Wo sehen Sie neue Nischen für Grieskirchner?

Wir haben erfolgreich den PilsMarkt besetzt, dieser gehört verteidigt und ausgeweitet. Ein Hoffnungsmarkt sind für mich Spezialbiere, da gibt es eine gewisse Dynamik am Markt, die Vielfalt nimmt zu. Das ist ein Auftrag, dass wir in Grieskirchen etwas machen.

Ein Hausruckviertler trinkt kein Innviertler Bier und umgekehrt. Wo sehen Sie dennoch neue Chancen am Biermarkt?

Es gibt viele gallische Dörfer, die fest in der Hand einer Brauerei sind. In größeren Städten hingegen ist dieser Lokalpatriotismus nicht so stark ausgeprägt. Unser Markt ist das Hausruckviertel, in Wien sind wir ebenfalls vertreten, Söll und Kufstein gehört uns, da wir dort seit 25 Jahren ein Depot haben. Unser kleiner Exportanteil ist ausbaufähig. Zum Beispiel können Sie am Trump Tower in Chicago um zwölf Dollar ein Seidl Grieskirchner Bier bestellen. Neben den USA sind Italien oder der Norden Deutschlands, der ein Pilsmarkt ist, für uns in Zukunft interessant.

Sie haben mit der Brauerei auch die Immobilie mit insgesamt 3,5 Hektar erworben. Welche Pläne haben Sie dafür?

Wichtig ist mir, daraus ein Projekt zu entwickeln, das Bierkompetenz vermittelt, der Braustadt Grieskirchen nützt. Das könnten Verkostungen, Schulungen, Firmenführungen und Bierveranstaltungen etwa für die vielen Gäste der Tourismusregion Vitalwelt sein, vielleicht auch ein Braustüberl.

Welche Investitionen sind in der Produktion geplant?

Nächstes Jahr erneuern wir den Abfüllbereich, auch im IT-Bereich sind Neuerungen notwendig. Wir gehen die Modernisierung Schritt für Schritt an.

Wie haben Ihre Familienmitglieder in Wien auf Ihr Engagement in Grieskirchen reagiert?

Begeistert, weil sie spüren, welche Freude es mir macht. Eine Brauerei ist einfach ein ganz besonderer Arbeitsplatz. Unter der Woche bin ich Grieskirchen, an den Wochenenden in Wien. Meine Frau, mit der ich seit 29 Jahren verheiratet bin, kommt mich auch oft in Grieskirchen besuchen. Die drei Kinder sind bereits erwachsen.

Von Wien in eine Kleinstadt. Wie geht es Ihnen mit der Umstellung?

Sehr gut. Hier ist alle viel entspannter, viel persönlicher. Die freundliche Aufnahme hier hat mich wirklich sehr gefreut.

Persönlich

Bei seinem Jusstudium lernte Marcus Mautner Markhof seine spätere Frau Martina kennen. Die beiden sind seit 29 Jahren ein Paar und haben zwei Töchter und einen Sohn. Seine aus Böhmen stammende Familie ist seit 323 Jahren im Biergeschäft. Der 55-Jährige war sechs Jahre lang Vorstandsvorsitzender des Familienkonzerns, der verkauft wurde. Zuletzt war er geschäftsführender Gesellschafter der Firma Thonhauser, diese Firmenanteile wird der Unternehmer wahrscheinlich verkaufen.

Braustadt seit 1569

Der Bierausstoß der Grieskirchner Brauerei lag im Vorjahr bei rund 40.000 Hektoliter jährlich. Es gab aber auch Jahre, da wurde mehr als doppelt soviel produziert. Von 65 Mitarbeitern wurden 2012 zehn Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. „Die schwierigen letzten Jahre hat das Unternehmen dank der loyalen und mit der Firma sehr verbundenen Mitarbeiter relativ gut überstanden“, sagt Marcus Mautner Markhof.

Die Brauerei Grieskirchen hat als erste in Österreich ein Pils produziert, auch der erste Radler, der in Flaschen abgefüllt wurde, kam aus Grieskirchen.

Bereits 1569 wurde die Brauerei erstmals urkundlich erwähnt. 1868 wurde das Braugelände von Graf Friedrich Reverta von Salanda erworben. Während er die zweite, damals noch bestehende Brauerei im Steinbrucknerhaus schloss, baute er die Brauerei am Stadtplatz aus. Sie wurde am 1. September 1908 von 122 Wirten einer Gastwirte-Genossenschaft gekauft und produzierte in den 1920ern rund 18.000 Hektoliter. 1941 wurde die Genossenschaft in eine AG umgewandelt. Danach gab es mehrere Eigentümerwechsel.

Schließlich erwarb Gustav Harmer 1998 die Brauerei Grieskirchen. Seinen Anteil von 90,5 Prozent verkaufte er mangels Interesse seiner Kinder am Biergeschäft am 14. August dieses Jahres an Marcus Mautner Markhof. Die restlichen 9,5 Prozent sind im Eigentum von 27 Gesellschaftern aus dem lokalen Umfeld.

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2  Kommentare
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barzahler (7.595 Kommentare)
am 26.10.2013 11:31

Jahrzehnte hat man z.B. auch in Grieskirchen hervorragendes Bier gebraut, und unter seinem Wert an eine angestammte Kenner-Riege verkauft. Landsleute, ehrt doch wieder mehr die unterschiedlichen Produkte unsere heimischen (Klein)Brauer, nur so überleben sie.
Es lebe die Vielfalt!

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Meisterleister (3.794 Kommentare)
am 24.10.2013 21:06

"Zum Beispiel können Sie am Trump Tower in Chicago um zwölf Dollar ein Seidl Grieskirchner Bier bestellen."

Könnte man zu Marketingzwecken Herrn "Vierzeiler"-Großruck, die Frau Bürgermeisterin mitsamt Ihrem Konsulententeam und Mentoren auch langfristig dorthin schicken?

Grieskirchen wird es verkraften und vielleicht sogar danken.

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