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"Der neue Papst ist kein Leichtmacher"

Von Erik Famler, 20. Juni 2014, 00:04 Uhr
"Der neue Papst ist kein Leichtmacher"
Johann Bachmair ist als Krankenhaus-Seelsorger weiterhin aktiv. Bild: fam

WELS. Vor 50 Jahren wurde der frühere Generaldechant Johann Bachmair zum Priester geweiht.

Ein Priester mit Teamgeist und Herzenswärme. So beschreiben Vogelweider Katholiken ihren früheren Pfarrer Hans Bachmair (75), der am Sonntag sein goldenes Priesterjubiläum feiert. Die Welser Zeitung bat den charismatischen Geistlichen zum Interview.

 

OÖN: Sie sind seit 50 Jahren Priester. Würden Sie diesen Schritt wieder tun, wenn Sie heute vor der Entscheidung stünden?

Bachmair: Das ist schwer zu beantworten. Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, ihn getan zu haben. Ich bereue nichts und hatte eine spannende Zeit.

Sie wurden auch als roter Pfarrer tituliert. Den Bürgerlichen standen Sie offensichtlich zu weit links.

Ich habe mich sehr intensiv um die Armen gekümmert und hatte auch aus diesem Grund gute Kontakte zu den roten Stadtvätern. Ich konnte viele Leute vor der Delogierung retten. Geholfen hat uns nicht nur die Politik. Wir selbst sammelten für eine Initiative Geld, um in Notfällen helfen zu können.

Mit welcher Form von Armut wurden Sie konfrontiert?

Vor meiner Tür standen oft Obdachlose und baten um Hilfe. Es kamen Mütter zu mir, deren Partner alles versoffen hatten, und die nicht mehr wussten, wie sie ihre Kinder ernähren sollten. Die Pfarre hat mit Sachwerten geholfen, weil die Leute mit Geld nicht umgehen konnten.

Was macht einen guten Pfarrer aus?

Er muss sich in einfachen Worten ausdrücken können. Da habe ich viel von Goethe gelernt, der einmal sagte, keine zu langen Sätze und keine Fremdwörter, dann hören sie einem zu. Ich habe auch viel auf den Pfarrgemeinderat gesetzt, obwohl er ein mühsames Gremium ist und man viel Geduld und Kompromissbereitschaft braucht.

Der jetzige Papst muss doch ganz nach Ihrem Geschmack sein?

Das haben Sie auf den Punkt gebracht.

Welche Hoffnungen verknüpfen Sie mit Franziskus?

Ich wünsche mir, dass die Kirche wieder ein freundliches Aussehen bekommt. Dass man wieder positiv über die Kirche redet. Der Ausspruch "Ich bin bei der Kirche" soll kein Schimpfwort mehr sein. Der Papst ist kein Leichtmacher. Mich erinnert er an Johannes XXIII. Der war erzkonservativ. Er hat aber die anderen reden lassen und darauf vertraut, dass auch in deren Worten der Geist Gottes steckt und nicht nur bei ihm.

Wie ging es Ihnen als Liberalem in der Kirche?

Ich bin Mitglied der Pfarrerinitiative. Das hat man in der Kirchenhierarchie nicht so gern gesehen. Als Generaldechant war ich ja einer der engsten Mitarbeiter des Bischofs. Mit Maximilian Aichern konnte ich gut. Der jetzige Bischof ist mir ein wenig zu ängstlich.

Beim neuen Papst müsste er das doch gar nicht mehr sein?

Die Bischöfe können mit der Veränderung nicht umgehen. Sie sind die größten Reformbremser.

Wie stehen Sie zum Zölibat?

Ich bin für die Abschaffung, aber nicht aus eigenem Interesse. Ich wäre verrückt, wenn ich jetzt noch auf Brautschau ginge.

Zur Person

Das Goldene Priesterjubiläum wird Pfarrer Bachmair zweimal feiern: Am Sonntag, 22. Juni, 15 Uhr, in der Kapelle des Welser Klinikums und am Sonntag, 29. Juni, 10 Uhr, in der Pfarre Vogelweide.

Dass Bachmair 1969 in Wels landete, verdankt er dem Umstand, kein Biertrinker zu sein.

Als er ein junger Priester war, machte ihm der damalige Besitzer der Zipfer Brauerei ein verlockendes Angebot. „Sie bekommen jede Woche eine Extrakiste Bier, wenn Sie bei uns Pfarrer werden“. Bachmair lehnte dankend ab. Bis heute trinkt er Bier nur gelegentlich.

Die Pfarre Vogelweide leitete der heute 75-Jährige 37 Jahre lang. Von 1969 bis 1973 war er Kooperator, dann übernahm er bis 2006 das Amt des Pfarrers. Von 1994 bis 2004 übte der aus Schardenberg am Inn stammende Weltpriester in der Diözese Linz die Funktion eines Generaldechants aus. Das machte ihn zu einem der engsten Mitarbeiter des Bischofs.

Seine Jugendzeit nach der Volksschule verbrachte Bachmair im Linzer Gymnasium Petrinum, wo er maturierte und später als Erzieher tätig war. Einer seiner Schützlinge war ein gewisser Josef Pühringer, der jetzige Landeshauptmann.

Seit seiner Pensionierung ist Hans Bachmair Krankenhausseelsorger. Er begleitet Palliativpatienten des Klinikums auf ihrem letzten Lebensweg.

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