Binnen elf Tagen zwei Todesopfer in Welser Haftanstalt

Von Friedrich M. Müller   13.März 2018

Tragische Zwischenfälle in der Justizanstalt in der Hamerlingstraße 1: Binnen elf Tagen starben zwei Insassen – vermutlich durch Drogenkonsum. Noch liegen keine Obduktionsberichte vor. "Über die Todesursache jetzt zu reden, ist nur Spekulation", sagt Oberst Teresa Heigert, die Leiterin der Justizanstalt, gestern.

Wird in Wels hinter Gittern Suchtgift konsumiert? "Das ist bei uns nicht mehr und nicht weniger verbreitet als in anderen Haftanstalten Österreichs auch. Es sind immer wieder Leute bei uns, die sich in einem Substitutionsprogramm befinden – das kann zu Problemen führen. Trotz der zwei tragischen Fälle soll das Problem jetzt nicht überbewertet werden", sagt Heigert.

Vergangenen Samstag schlugen Insassen einer Mehrpersonenzelle beim Wachpersonal Alarm, als ein 34-jähriger Türke zusammengebrochen war. Die sofort alarmierten Rettungskräfte vom Roten Kreuz und das Notarztteam konnten dem Mann nicht mehr helfen. Er verstarb noch in der Justizanstalt. Der Häftling wäre noch in diesem Jahr entlassen worden.

Im Welser Klinikum verstorben

Am 28. Februar rasten Notarzt und Rotkreuz-Sanitäter ebenfalls ins Gefängnis: Ein 38-jähriger Österreicher hatte gesundheitliche Probleme. Die Helfer transportierten den Mann ins Klinikum, dort verstarb er wenig später. Auch dieser Häftling hätte heuer seine Haftstrafe abgesessen. Beide Häftlinge waren keine Freigänger, konnten die Justizanstalt also tagsüber nicht verlassen. Mediensprecher Walter Christenberger sagt über Drogen hinter Gittern: "Es gibt regelmäßig gezielte Kontrollen, jeder Freigänger wird bei der Rückkehr in die Haftanstalt perlustriert."

Wie viele und welche Suchtmittel bei diesen Razzien sichergestellt werden, darf Christenberger freilich nicht verraten.

An der Adresse Hamerlingstraße 1 können 156 Personen untergebracht werden. Darunter sind Verurteilte mit einem Haftausmaß von maximal 18 Monaten und Untersuchungshäftlinge. "Wir sind zu 99 Prozent ausgelastet – die Zahl schwankt fast täglich, es kommt auch vor, dass wir etwas über der Maximalbelegung sind", sagt Christenberger.

Zu wenig Wachpersonal

Die Häftlinge stammen zu 47 Prozent aus dem Ausland. In Wels sitzen Gesetzesbrecher aus bis zu 30 Nationen ein. "Bei der Auswahl für die Belegung der Zellen achten wir darauf, dass so wenig Schwierigkeiten wie möglich entstehen können, wenn Menschen unterschiedlichster Herkunftsländer aufeinander treffen", erklärt Christenberger. In Wels arbeiten 54 uniformierte Wachebeamte und zwölf zivile Mitarbeiter (Psychologie, ärztlicher und sozialer Dienst, Verwaltung). Auch in Wels kämpft man mit Personalproblemen, es gibt zu wenig Bewerber für diesen anspruchsvollen Job.