Bald weht frischer Wind im Marchtrenker Rathaus
MARCHTRENK. 9785 Marchtrenker dürfen Sonntag bei der Bürgermeisterwahl abstimmen - alle Bewerber reden von neuem politischen Stil.
Nach 23 Dienstjahren als SP-Bürgermeister trat Fritz Kaspar Ende Jänner zurück. Sonntag wählen die Bürger seinen Nachfolger. Die Welser Zeitung sprach mit den drei Bewerbern.
1 Wie viele Marchtrenker sind wahlberechtigt?
Mahr: 9785 – inklusive mir. Schatzl: Um die 10.000 Leute. Fischer: zirka 9000.
2 Weshalb sollen die Marchtrenker gerade Sie wählen?
Mahr: Weil ich neuen, frischen Wind bringe und einen überparteilichen Zugang habe.
Schatzl: Weil es Zeit ist, dass Marchtrenk endlich einen Bürgermeister für alle und nicht nur für die SP-Wähler erhält. Bisher gab es nur Vorzüge für die SP und parteinahe Vereine – ob Jobs oder Beihilfen.
Fischer: Weil ich der einzige Kandidat aus der Wirtschaft bin, der gewohnt ist, Konzepte zu erstellen und umzusetzen.
3 Was machen Sie anders als der Vorgänger?
Mahr: Mehr auf die Menschen zugehen. Es gibt viele Interessierte, die endlich eingebunden gehören. Den nächsten Kinderspielplatz planen Kinder und Eltern und nicht ein Architekt und die Bauabteilung.
Schatzl: (zögert) Ich würde so bürgernahe wie Kaspar sein, aber Entscheidungen treffen. Ich will mit den anderen Parteien zum Konsens gelangen, entscheiden und rasch umsetzen.
Fischer: Ich würde sofort einen Kassasturz machen, schauen, wo das Geld ist und es Projekten gegenüberstellen, die notwendig sind, und diese dann in Reih und Glied bringen. Bisher haben wir nur reagiert und nicht agiert. Wir hatten immer die schlechteren Karten.
4 Sollen Musikschule und Veranstaltungszentrum gemeinsam gebaut werden?
Mahr: Die Musikschule soll so bald als möglich gebaut werden. Wenn wir das Geld für das Veranstaltungszentrum nicht haben – das wird sich bis Juni entscheiden – machen wir es nicht gemeinsam.
Schatzl: Nein: Unsere Prioritäten liegen bei Musikschule, Kindergarten 5, der Sanierung der Neuen Mittelschulen und des Poly. Auch Straßenbeleuchtung und Gehsteige sind wichtig. Wir können nicht ein VZ bauen, und dann haben wir kein Geld mehr für Licht und Gehsteige.
Fischer: Vom Konzept ja, kaufmännisch wird es sich nicht ausgehen, weil 1,8 Millionen Euro, die wir zahlen sollen, nicht da sind. Das VZ soll erst in einer zweiten Etappe gebaut werden.
5 Weshalb macht Marchtrenk nicht beim Wirtschaftspark Voralpenland mit?
Mahr: Weil wir keine Zusage für den vierspurigen Ausbau der B 1 haben: Wir können nicht internationale Konzerne locken und ihnen Straßen aus den 1970er-Jahren bieten.
Schatzl: Für unser 420.000 m2 großes Betriebsbaugebiet haben wir eine Unterführung, die uns fünf Millionen gekostet hat, als Vorleistung erbracht. Wenn wir das Areal dem Wirtschaftspark zur Verfügung stellen, kassieren auch andere Kommunalsteuer, obwohl sie vorher nichts gezahlt haben.
Fischer: Wir haben gute Grundstücke und eine gute Verkehrslage, müssten aber ein Viertel der Kommunalsteuer abgeben und hätten kein Mitspracherecht.
6 Wo soll gespart werden?
Mahr: Alle Einnahmen und Ausgaben gehören durchleuchtet: Das Eine oder Andere ist nicht mehr zeitgemäß, das Gießkannenprinzip passt nicht mehr.
Schatzl: Wir haben Freibad, Eishalle, Volkshaus, Friedhof und Bücherei als Defizitbringer: Ein Finanzarbeitskreis hat Vorschläge erstellt, wie ohne Qualitätsverlust gespart werden kann: Diese Ideen werden aber von der SP blockiert.
Fischer: Wir müssen schauen, wofür wir Geld ausgeben und was wir uns leisten können. Vor allem bei freiwilligen Ausgaben, den Subventionen ist viel drinnen: Aber das hängt am politischen Willen, der einmal hier, einmal da stärker ist.
7 Was kostet ein Liter „Faire Milch“, ein Sechser-Träger „Grieskirchner Pils“, ein Kilo Kalbfleisch für Schnitzel?
Mahr: 1,30 Euro, 5,20 Euro, Schnitzel esse ich außer im Gasthaus nicht wirklich – das kann ich nicht sagen.
Schatzl: Ich schätze 1,80 Euro, beim Bier bin ich überfragt, und 14 Euro.
Fischer: 1,10 Euro, 5 Euro und 3,50 Euro – ich gehe nie einkaufen.
(Preise gestern bei Spar Thalheim: 1,19 Euro, 4,74 Euro, 32,99 Euro)
8 Ab welchem Ergebnis ist die Wahl ein Erfolg für Sie?
Mahr: Es wäre super, wenn ich im ersten Wahlgang gewählt werden würde. Wir könnten uns 14 Tage Wahlkampf für die Stichwahl ersparen.
Schatzl: Wenn ich in eine Stichwahl komme.
Fischer: Ab 15 Prozent.
Die drei Bürgermeister-Kandidaten
Paul Mahr (SP): Der 49-Jährige hat drei Söhne, ist geschieden, lebt in einer Beziehung und arbeitet bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) in Linz. Mahr kam 1997 in den Gemeinderat und 2003 in den Stadtrat. Der Jugendreferent ist seit 2009 Vizebürgermeister. Er ist begeisterter Läufer und Mountainbiker und will sich von der Politik den Humor nicht abringen lassen.
Helmut Schatzl (VP): Der pensionierte Direktor der Polytechnischen Schule ist 61 Jahre alt. 1987 begann seine politische Karriere: Er wurde Parteiobmann und Vizebürgermeister. Zu seinen Aufgaben zählen Verkehr, Gesundheit und Sicherheit. Schatzl leitet die Rot-Kreuz-Ortsstelle, ist im Vorstand der Raiba und Mitglied der Faschingsgilde.
Michael Fischer (FP): Der jüngste des Kandidaten-Trios ist mit 44 Jahren der Umweltreferent der Stadt. Der Vertriebsingenieur lebt in einer Beziehung und hat drei Kinder. Seine politische Laufbahn begann 1997 mit der Wahl in den Gemeinderat. Seit 2009 sitzt er im Stadtsenat. Er ist Sportschütze und verbringt viel Zeit mit seiner Familie.
Die Wahl: 9785 Bürger sind wahlberechtigt. Das Ergebnis der BGM-Wahl 2009: Fritz Kaspar (SP): 61,82 %, Schatzl: 22,77 %, Fischer: 8,43 %, Katharina Skala (Grüne): 4,76 %, Wolfgang Niedereder (BZÖ): 2,22 %.
Seit ich uf der Welt bin versucht er Bürgermeister zu werden und ist jedes mal gescheitert!
Da wirds glaub ich mal Zeit für die Pension!
In Marchtrenk gibt es eine so starke Parteibuchwirtschaft wie heute kaum noch irgendwo!
Wer eine Wohnung will, braucht ein SPÖ-Parteibuch oder kennt Herrn Mahr persönlich recht gut, außer man begnügt sich mit einer alten, schäbigen Wohnung.
Es gilt die Unschuldsvermutung
jedoch umsetzen tuns nur bei sich etwas in Kilos!
dass ich die Frage nicht sehr sinnvoll finde...
Jemand, derernsthaft denkt, ein Kilo Kalbsfleisch um 3,50 Euro kaufen zu können lebt in völliger Verkennung jeglicher Realität... Egal ob er selbst einkaufen geht oder nicht....
Toller frischer Wind, der da in das Bürgermeisteramt einziehen soll...