90 und kein bisschen leise: Wollmarker steht weite
WELS. "Die Memoiren der Sarah Bernhardt": Hochbetagte Schauspielerin spielt alternde Diva
Am "Tag der Arbeit" feierte sie ihren 90. Geburtstag: An den Ruhestand als Laiendarstellerin der "Kleinen Welser Bühne" denkt Elfriede Wollmarker nicht. "Schon im Kindergarten habe ich gewusst, dass ich Schauspielerin werde – ich habe das nie in Frage gestellt", erzählt die gebürtige Wienerin in schönstem Theaterdeutsch.
Im Zweiten Weltkrieg stand sie in Frankreich, Griechenland und Jugoslawien auf Bühnen, um Soldaten und deutschsprachiges Publikum zu unterhalten. Nach den Kriegswirren blieb sie in Wels hängen – ihre Profi-Theaterpläne ebenfalls.
"Mein Vater bekam keine Arbeit, ich musste mich um die Familie kümmern und habe bei Anwalt Johannes Charwart gearbeitet", erzählt die Vogelweiderin. Ohne ihre Eltern wäre es anders gekommen: "Ich hätte gehungert und unter der Brücke geschlafen, nur um schauspielern zu können."
Schließlich kam sie durch Helga Reichart zu einer Neustädter Laientruppe, aus der 1967 die "Kleine Welser Bühne" hervorging – mit Wolf Dorner und Hermann Rührlinger an den Schalthebeln.
Seither hat sie mehr als 100 Rollen gespielt. Ihre Lieblinge waren: "Die Tante Fini in ,Katzenzungen‘, Lily in ,Keine Leiche ohne Lily‘ oder Maria in Turrinis ,Maria und Josef‘. Und in Hexen-Rollen habe ich sehr viel Spaß gehabt – vielleicht ist das ja mein innerster Wunsch", lacht Wollmarker.
Im aktuellen Stück "Die Memoiren der Sarah Bernhardt" spielt sie eine alternde Diva. Intendant Ady F. Flasch sagt: "Das beweist: Die Welt des Theaters kann man nie mehr verlassen, wenn sie einen erst einmal gepackt hat."
Probleme mit dem Lernen der Rollen hat sie trotz des hohen Alters nicht: "Vielleicht ist es etwas mühsamer als früher." Aber Wollmarker trainiert ihren Gehirnmuskel regelmäßig: Sie schreibt Texte und hält sich durch Fremdsprache fit: Sie spricht Englisch, Französisch, Italienisch, Griechisch und kann Latein. (müf)
"Die Memoiren der Sarah Bernhardt": heute, 5., 6. , 10. und 11. Juni, jeweils 19.30 Uhr, Schießerhof, Minoriten; Karten: 0699/813 16 211.