Zuschlag für Fischaufstieg könnte ein Pyrrhussieg sein
STEYR. Gestern um 11.15 Uhr wurden die Kuverts am Bauamt des Magistrates geöffnet, nachdem die Anbotsfrist für den über eine Million Euro teuren Fischaufstieg an der Steyr verstrichen ist.
Der Gewinn des Wettbewerbes kann für den Bestbieter auch nur reine Ehrensache sein, ein Pyrrhussieg: "Wir sind nach der Ausschreibung nicht verpflichtet, den Auftrag auch zu vergeben", sagte Baustadtrat Markus Spöck (VP), den die OÖN gestern in den USA in der Partnerstadt Kettering am Telefon erreichten, wo derzeit eine Delegation mit Bürgermeister Gerald Hackl (SP) auf Besuch weilt.
Gegen das Projekt einer 115 Meter langen Betonwanne gibt es Vorbehalte wegen des Stadtbildes. Spöck und Grünen-Chef Kurt Apfelthaler haben in den vergangenen Wochen einen "Rettungsversuch" für die einzigartige Flusslandschaft samt Altstadt unternommen. Fündig wurden sie dabei bei einer vom Ybbsitzer Maschinenbauer Walter Albrecht erfundenen Wasserkraftschnecke, die die Fische wie eine Wendeltreppe in beiden Richtungen heil durchschwimmen. Spöck hat ein fischkundliches Gutachten beauftragt, dessen Ergebnis ihn sehr zuversichtlich macht: "Daraus ist hervorgegangen, dass die Anlage auch für Huchen ausgelegt werden kann, die die Schnecke ebenso passieren." Der Eingriff in die Flusslandschaft und das Stadtbild würde sich auf einen Kasten von etwas über zehn Meter Seitenlänge reduzieren.
Apfelthaler wird sich diese Woche noch zu einem Termin bei seinem Parteifreund und Landesrat Rudolf Anschober begeben, um bei ihm als Fördergeber für das Steyrer Alternativprojekt vorzusprechen: "Wir können diese furchtbare Betonwanne verhindern und ebenso gut, wenn nicht besser, die Fischwanderung gewährleisten", sagt er.
Ein Projekt nach erfolgter Anbotseröffnung fallen zu lassen, wäre kein Neuland: Die Stadt hat schon einmal ein Kanalprojekt zurückgezogen.