Wo die Näh- zur Kunstmaschine wird

Kunst entsteht keineswegs nur dann, wenn mit einem Pinsel Farbe auf ein Blatt Papier aufgetragen wird, oder auf ein Stück Leinwand. Es geht auch ganz anders.

Edith Kals ist so eine, die – wenn sie künstlerisch aktiv wird – zu Materialien und Werkzeugen greift, die üblicher Weise nicht im Fachhandel für Malereibedarf zu finden sind. Drei Nähmaschinen etwa stehen da in ihrer Werkstatt. Zuletzt hat sie damit – man könnte sagen – Werbegeschenke produziert: kleine, genähte Faltblätter, in die sie Tomatensamen verschiedenster Art gelegt hat. Auch ihre Wändbehänge-Serie mit dem Titel "gemeinsam gehalten", die vor kurzem in Krems ausgestellt war, hat die Steyrerin zu einem beträchtlichen Teil an der Nähmaschine produziert – und jenes patchworkartige Textilbild, in das auch ein auf Stoff belichtetes Foto integriert ist.

Wie Kals arbeitet und wie ihre Textil- bzw. Material-Mix-Bilder ausschauen: Davon kann man sich bei den Tagen des offenen Ateliers einen Eindruck verschaffen. "Dass ich dabei tatsächlich arbeite, das wird sich zwar nicht ausgehen", sagt die Künstlerin. "Es werde durchaus aber das eine oder andere Werkstück zu sehen sein, das noch nicht fertig gestellt ist."

Auch Ingrid Tragler beteiligt sich an den Tagen des offenen Ateliers. So wie Kals hat die Pettenbacherin mehrfach schon positive Erfahrungen mit diesem Kunstevent gemacht, der landesweit über die Bühne geht und diesmal am Samstag, 10., und Sonntag, 11. Oktober, stattfindet. "Ich war vor zwei Jahren zum ersten Mal mit dabei. Es sind gleich 150 Leute zu mir ins Atelier gekommen", erzählt sie.

Ingrid Tragler

Als Expertin für experimentellen Siebdruck hat auch Tragler in ihrem Atelier einiges zu bieten. Wer will, darf selbst sogar einen Druckversuch starten.

Selbst ist sie zum Siebdruck gestoßen weil diese Kunstform so viele – ungeahnte – Möglichkeiten bietet. Man kann Fotografisches auf den Stoff drucken, diese Bilder aber auch überarbeiten. Tragler bevorzugt es, mehrere Farbschichten übereinander zu legen und auf diese Weise Bilder entstehen zu lassen. "Und es wäre auch jede Vervielfältigung möglich."

In der Region Steyr – Kirchdorf beteiligen sich mehr als 40 Künstler an den Tagen des offenen Ateliers. Die höchste Kunst-Konzentration findet man erneut im Steyrer Stadtteil Steyrdorf. Aber auch abseits davon zahlt es sich aus, die Werkstätten der Kunstschaffenden aufzusuchen. Hier einige Tipps:

Der Dietacher Künstler Erich Spindler zeigt Arbeiten aus seiner neuen Serie "Köpfe".

Bernadette Huber, die mehrfach ausgezeichnete Steyrer Medien- und Konzeptkünstlerin, lässt sich in ihren Arbeiten auch auf manches erotische Spielchen ein.

Die als "Die Vernäherin" bekannte Steyrerin Lisi Bartl hat Kunst zu bieten, die – im wahrsten Sinne des Wortes – anzieht.

Otmar Wallenta hat sich eine ganze Reihe von Künstler-Kollegen in die Steyrer Schlossgalerie eingeladen, darunter Junko Baba aus Japan und den bekannten austro-amerikanischen Porträt-Star Robert Schöller.

 

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