"Wir werden kein Harakiri spielen"
STEYR. Präsident Schlager versprach den Fans: Die Zweite Bundesliga ist kein Finanzabenteuer.
Den Geruch von Schweiß zieht man durch die Nase ein, wenn man durch die Fitnessstudios zum Empfangssaal der Happy-Fit-Zentrale im Steyrer Stadtgut geht. Man wird sich gewiss, ohne Kraftanstrengung geht nichts. Das war auch die Philosophie beim bislang vierten Fan-Stammtisch von Vorwärts-Steyr, dessen Gastgeber Happy Fit-Besitzer Sven Decker als einer der Sponsoren des Fußballklubs am Mittwochabend war.
Weil der Verein auf starken Beinen steht, konnte Präsident Reinhard Schlager direkt aus der Bundesligasitzung berichten, dass sich die Vorwärts um die Zulassung zu der geplanten Zweiten Division bemühen wird, die auf 16 Vereine aufgestockt wird. "Es gibt keine Lizenz mehr und nur noch etliche Kriterien, die aber genau erfüllt werden müssen", sagte der Präsident. Schlager will sich demnächst schon einen Termin geben lassen, damit das Vorwärts-Stadion abgenommen wird: 1000 Besucherplätze, 250 Sitzplätze, eine 400-Lux-Flutlichtanlage, Reporterkabine, normgerechte Spielfeldgröße – alles da an der Volksstraße. "Es gibt etliche andere Regionalligavereine, die mit den Vorgaben zu kämpfen zu haben", sagt Schlager. Zumal inklusive Relegationsplatz neun Regionalligisten in die neue Zweite Bundesliga aufrücken werden, glaubt Schlager, dass für die Rot-Weißen in dieser Saison auch sportlich dorthin die Post abgeht: "Die Chance, dabei zu sein, ist so groß wie nie." Der Sprecher des Wirtschaftsbeirates Michael Obermair hat keine Zweifel, dass der Verein den Aufstieg auch finanziell stemmen wird: "Die Zulassungsbedingungen sind ja auf ein vertretbares Maß reduziert worden." Noch vor 1. Dezember wird der Vorstand der Bundesliga eine von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer bestätigte Jahresbilanz vorlegen.
Wenn die Mannschaft die Meisterschaft auf einem Aufstiegsplatz beendet, wird Sportdirektor und Trainer Gerald Scheiblehner großteils mit demselben Kader in der neuen Bundesliga einlaufen. Eine Einkaufstour wollen weder er noch Präsident Schlager, der bereits zugesichert hat, bei der Generalversammlung im Frühjahr weiterhin als Vereinschef zur Verfügung zu stehen. "Wir werden mit der Vorwärts nicht Harakiri spielen", sagte Schlager.
Wie den 150 Fans, die zu dem Treffen mit Vorstand und Mannschaft gekommen waren, versichert wurde, träumt man an der Volksstraße auch nicht vom Scheich und Dosenkönig, der ein Wunderteam springen lässt. Man verlässt sich lieber auf mehrere Gönner von meist mittlerer Größe als auf einen Hauptsponsor, dessen Geberlaune der Klub dann ausgeliefert ist. Und noch mehr bemühen will sich die Vereinsspitze um die ganz kleinen aber umso wichtigeren "Sponsoren", die Zuschauer. "Wir wollen den Zuschauerschnitt von 1100 pro Spiel auf 1500 Leute erhöhen", gab Obermair vor. Auch um viel mehr als die bisherigen 300 Vereinsmitglieder will sich die Vorwärts bemühen.
Video entlastet U16-Team und Eltern
Ein Video, das mit einem Handy bei den angeblichen Ausschreitungen nach dem Nachwuchsspiel der U16-Mannschaften von Vorwärts Steyr gegen Haid gefilmt wurde, zeigt, dass der Vorfall weitaus weniger dramatisch gewesen ist, als in Internetforen dargestellt. Tatsächlich sind nach dem Schlusspfiff Eltern auf das Spielfeld gestürmt, haben einander geschubst und gerempelt. Die Tätlichkeiten waren so gehalten, dass ein Schiedsrichter Spielern, die dasselbe auf dem Spielfeld getan hätten, wohl die gelbe Karte gezeigt aber keinen Platzverweis ausgesprochen hätte. Wie man auf dem Video auch sieht, ist es unter den Jugendlichen selbst zu keinerlei Tätlichkeiten gekommen.
Premiere gegen Bad Gleichenberg
Erstmals in der 98-jährigen Vereinsgeschichte spielt Vorwärts am Samstag, 15.55 Uhr, in der Life Radio Arena gegen TuS Bad Gleichenberg. Der Aufsteiger ist die beste Auswärtsmannschaft der Liga und ist als Tabellenfünfter nur einen Platz hinter den Rot-Weißen.