"Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine andere im Leben"
STEYR. Samale Suel (18) entkam Bürgerkrieg in Somalia, läuft beim LAC und geht ins Gymnasium.
Die Sportskanone hat Raketen in den Beinen: Samale Suel katapultierte sich beim Christkindllauf, bei den Stadtläufen in Wels und Steyr, beim Silvesterlauf in Molln und zuletzt beim Powerman in Weyer ins Vorderfeld der Ergebnislisten: Der 18-jährige Somalier ist vom Standpunkt seiner Leichtathletiktrainer aus gesehen ein Ausnahmetalent und vom rechtlichen Status her ein Asylwerber.
Als "unbegleiteter Jugendlicher", wie es in der Amtsbezeichnung heißt, kam er vor etwas über einem Jahr von Afrika nach Österreich. Geflohen ist er aus Angst um sein Leben vor dem Hintergrund des somalischen Bürgerkriegs. "Zuerst wollte ich nach England, weil dort mein Bruder ist", sagt Samale Suel. Heute ist er froh, in Steyr gelandet zu sein. "Steyr ist meine Stadt. Ich bin Steyrer. Ich habe viele Freunde hier", freut sich der junge Asylwerber, hier sein zu dürfen. In seinem etwas mehr als einjährigen Aufenthalt in Österreich hat er bereits so gut Deutsch gelernt, dass er über alles mit jedem reden kann. Auch den Hauptschulabschluss schaffte er mit lauter "Sehr gut" und wurde nun im neuen Privatgymnasium in Steyr, dem ROSE-Gymnasium der evangelischen Kirche, aufgenommen, um die Matura nachzuholen.
Sprachentalent
Samale Suel spricht sieben Sprachen, dazu zählen neben seiner Muttersprache Somalisch noch die Amtssprache seines Heimatlandes, Suaheli, die Sprache, in welcher er in seiner Kindheit unterrichtet wurde, Englisch, und dazu zwei arabische Dialekte sowie Amharisch. Neben Deutsch steht in seiner Schule jetzt zusätzlich noch Spanisch auf dem Stundenplan.
Der junge Somalier will aber nicht nur vor den Büchern und dem Computer sitzen, sondern Bewegung machen. Der Laufsport war dabei gar nicht erste Wahl: "Ich habe früher Fußball gespielt. Wie ich nach Steyr gekommen bin, war ich zuerst im Fußballtraining. Letztes Jahr bin ich den Steyrer Stadtlauf dann als Hobby gelaufen." Seine Zeit auf der Ergebnisliste machte den LAC Amateure hellhörig. Seither trainiert er ein bis zwei Mal pro Woche in der Gruppe des Leichtathletikvereines und am Wochenende zusätzlich alleine.
Ziel Halbmarathon
"Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere," erinnert sich Samale an die Worte, welche ihm seine Mutter mit auf den Weg gab, und welche ihn ermuntern, an seinen Vorhaben festzuhalten. "Nächstes Jahr will ich einen Halbmarathon laufen," so der Jungläufer. Dass Samale Suel neben Sport auch eine soziale Ader hat, bewies der Jugendliche diesen Sommer, als er freiwillig im Sommerkindergarten Dienst leistete. Die Arbeit mit den Kindern bereitete ihm viel Spaß. Während er auf den Abschluss seines Asylverfahrens wartet, hat der junge Somalier ein weiteres Ziel vor Augen. "Ich möchte Medizin studieren." Erstrebenswert ist für ihn eine Tätigkeit bei der WHO. Friede und die Lösung medizinischer Probleme weltweit seien ihm nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Erfahrungen als Kriegsflüchtling wichtig: "Ich hoffe, ich kann helfen, die Welt gut zu machen. Es gibt so viel zu tun."