Wenn getauscht wird, bis die Finger schmerzen
GARTEN, STEYR. "Das ist anstrengend", sagt die Dame, der unter ihrem blauen Sweater sichtlich warm geworden ist.
Sie werde jetzt einmal eine Pause einlegen und sich vorne an der Bar einen Kaffee gönnen. Den habe sie sich redlich verdient. Die anderen sollen ruhig weitertauschen. Wir schreiben Mittwoch, 16. April. Schauplatz: der Garstner Boigerstadl. Im Extrazimmer und auf den Tischen davor herrscht geschäftiges Treiben. Hier werden Fußball-Pickerl getauscht. Obwohl die Sticker mit den Porträts jener Fußballer, die heuer an der Weltmeisterschaft teilnehmen, erst zehn Tage zuvor auf den Markt gekommen sind, ist jede Menge los. An die 100 Fans sind es, die ihre zum Teil sehr aufwändigen Geschäfte abwickeln. Um 17 Uhr ist es offiziell losgegangen mit der Tauschbörse. "Der erste war schon zwei Stunden früher da", sagt Boigerstadl-Wirtin Sandra Mayerhofer. Hochbetrieb herrscht auch rund um jenen Tisch, an dem die Pickerl gegen eine Spende erworben werden können. Der Erlös kommt in diesem Fall dem Frauen- und Kinder Support des Soroptimist Clubs Steyr zugute. Der Pickerl-Vorrat an der Benefiz-Station ist besonders groß. Elisabeth Angerer und Heidemarie Corn, die hier Dienst tun, haben alle Hände voll zu tun, um die Listen ihrer Kunden abzuarbeiten. Gleich der erste Sammler, der bei den beiden Soroptimistinnen vorstellig wird, kauft ein paar Hundert Pickerl an – und lässt eine Spende von mehr als 60 Euro da. Später, zum Schluss der Tauschbörse, werden 269,50 Euro in der Spendenkasse gelandet sein.
Auch Großeltern machen mit
Was auffällt: Durch die Tauschbörse kommen nicht nur sprichwörtlich die Leute zusammen und miteinander ins Gespräch. Die Aktion verbindet auch die Generationen. Burschen, etliche davon aktive Fußballer, sind ebenso hier, wie Väter, Mütter und Großeltern. Und nicht jedem der Anwesenden kauft man ab, wenn er sagt, er sammle ja nur für seine Kinder. Später, als es schon ruhiger geworden und die Tauschbörse schon offiziell beendet ist, schwelgen einige der erwachsenen Sammler noch in Erinnerungen. "Früher war das Sammeln günstiger", sagt einer. Ärgerlicherweise habe seine Mutter die Alben, nicht wissend um deren Wert, irgendwann entsorgt. "In einem habe ich sogar ein Autogramm vom Oleg Blochin drin gehabt." Die Tauschbörsen im Boiger-stadl, im Steyrer Schwechaterhof und im Neuzeuger Kulinari (Termine im Kasten nebenan) werden von der Steyrer Zeitung organisiert. Die Benefiz-Aktion fürs Soroptimist-Projekt ist heuer neu. Auch die Club-Damen selbst zeigten sich begeistert von der Tauschbörse. "Beeindruckend, wie sich auch die Kinder hier perfekt organisieren", sagt Corn. Einige Alben sind am Mittwoch fast schon voll geworden. Einem jungen Sammler fehlten zu Börsenschluss nur noch drei Pickerl.