Tatort Steyr-Werke Autobautor
STEYR. Als Todesschütze auf Fabriksdirektor wurde ein Toter beschuldigt.
Die Ermordung des Direktors der Steyr-Werke, Wilhelm Herbst, gibt bis heute Rätsel auf. Schon die Tagespresse berichtete Widersprüche. Die "Steyrer Zeitung" gibt in einem Artikel zwei Varianten wider: Einmal wird Herbst erschossen, als er mit seinem Wagen das Werk "stadteinwärts" verlässt. Wenige Zeilen später stirbt er im Kugelhagel, als er mit seinem Auto bei der "zweiten Portierloge (Zufahrt zur Einfahrbahn)" herausfährt, wo es zu seinem Wohnsitz in der Porsche-Villa geht. Das Blatt beschreibt den Tathergang so, dass "Direktor Herbst von mehreren Kugeln so gut getroffen worden (sei), daß er augenblicklich tot gewesen sein muß". Der Schädel sei "vollständig zerfetzt" worden und bei dem Auto erst der Motor abgestorben, als das Benzin gar gewesen sei. Die Zeitung mutmaßt ein Attentat an dem "offensichtlich planmäßig ermordeten Direktor Herbst".
Der Arbeiter Josef Ahrer beschreibt die Szene in seinem Standrechtsprozess anders: Von einer Anhöhe hätte er den Direktor in dessen Wagen zur Porsche-Villa abbiegen gesehen. Sein Kamerad Gustav Hilber habe mit dem Gewehr angelegt und "gab auf das Auto des Herbst einen Schuss ab". Ahrer kann seinen Kampfgefährten belasten, ohne ihm zu schaden: Hilber ist Tage davor auf der Ennsleite gefallen. Zeitzeugen wissen, dass auch er nicht der Täter ist. Vom Tatort gibt es ein Foto: Herbsts Wagen ist darauf nicht von Kugeln durchsiebt und fast unbeschädigt. (feh)