Steyr-Sieg: Fußballfest mit Döner Kebab und Leberkäse
STEYR. Der 3:1-Sieg von Galatasaray über die Rot-Weißen ist für Vorwärts ein achtbares Ergebnis. Für viele der 4000 Zuseher war der Auftritt der Klasse-Elf vom Bosporus ein Stück aus der Heimat ihrer Eltern.
"Galatasaray, das ist wie eine Kindstaufe", sagt Tolga Aydin und zupft stolz sein gelb-rotes Trikot zurecht. Anhänger des Istanbuler Kultklubes sei er schon seit Geburt gewesen, sagt der Hotelfachschüler aus Bad Ischl. Mit seinem Bruder und zwei Freunden hat er der Elf von Trainer Prandelli schon beim Trainingscamp in Windischgarsten von der Tribüne aus auf die Beine geschaut. Bei den vier jungen Leuten verrät der Salzkammergütler Dialekt ihre Herkunft aus Oberösterreich und die Namen türkische Vorfahren. Tolga ist in beiden Welten zuhause: "Hut ab, was die Vorwärts zeigt, echt guat. Immerhin trifft da eine Drittligamannschaft auf einen Europaklub", sagt er mit Bewunderung für beide Seiten.
Auch aus Deutschland waren Fans zum Spiel angereist. Für die mehr als 4000 Leute im Stadion war es ein Fußballfest zwischen Kebab, Leberkäse und Bier. Vorwärts-Fans sangen friedlich neben den Anhängern der Gäste. "Das macht weniger Probleme als die getrennten Blöcke bei Risikospielen", sagte Stadtpolizeikommandant Christian Moser. Seine Leute mussten nur aufpassen, dass der Autostau nach dem Spiel nicht zu groß wurde.
"Getauft auf Galatasaray": Tolga Aydin (re.) mit Bruder Furkan und Freunden
Mehmetemin Güngör: Minuten, die er nie vergessen wird
Es war das Spiel seines Lebens. Trainer Helmut Kraft wechselte Mehmetemin Güngör in der 79. Minute ein. Der glühende Galatasaray-Fan, der erst vor Kurzem von der 1b-Mannschaft in die Kampfmannschaft der Rot-Weißen befördert worden war, feierte dazu am Montag seinen 20. Geburtstag. Nervös sei er schon gewesen, gab er nach dem Spiel zu. Güngör machte wie der Rest der Vorwärts-Truppe gegen seine Helden eine gute Figur. Der Lohn nach dem Match: Das Trikot des türkischen Nationalspielers Aydin und ein Foto mit Weltmeister und Tormanntrainer Taffarel.
Mehmetemin Güngör mit der brasilianischen Tormannlegende Claudio Taffarel
Stadion-Kantine: Bosna blieb auf der Ersatzbank
In Fußball-Foren wurde es heiß diskutiert, dann aber nicht so heiß gegessen: Stadionwirt Karl Schausberger entschied sich, für das Galatasaray-Match keine Bosnawürstel zu braten und ins Stanitzel zu wickeln. „Das war ein Heimmatch für die türkischen Fans“, sagte der Gastronom. Er wäre ein schlechter Geschäftsmann, hätte er für mehrheitlich türkische Fans nicht Döner-Kebab als Imbiss zubereitet. Mit Religion hatte die Verbannung der Bosna vom Grill nichts zu tun. Alkohol und Leberkäse würde eine strengere Auslegung des Islam ja auch verbieten. Das Eggenberger Bier wurde freilich wie gewohnt gezapft, aber weniger getrunken, wie Schausberger bilanziert: „Die gefragtesten Getränke waren Cola und Fruchtsaft.“
Gegen den Hunger gab's Kebab.
Ehrenanstoß: „Maradona“ machte die Fans verrückt
Er war der Überraschungsgast im Vorwärts-Stadion. Die „Hand Gottes“, Diego Maradona, schritt mit Stadt Wien-Nachtklub-Besitzer Michelle Savas Gör, der den Ehrenanstoß um 500 Euro ersteigert hatte, zum Mittelkreis. Hinter der dicken Sonnenbrille verbargen sich freilich die Augen von Maradona-Double Abi Atici. Viele Fans fielen aber auf die täuschende Ähnlichkeit herein und warteten auch in der Halbzeitpause auf Fotos und Autogramme. Geduldig erfüllte der Schwabe, der sich sogar die gleichen Tattoos wie der Argentinier stechen ließ, alle Wünsche und verschwand anschließend in den VIP-Club, wo er sich mit Vorwärts-Sportchef Gerald Perzy unterhielt.
Präsident Jörg Rigger mit "Maradona", Michelle Gör und Ex-Kapitän Mike Mehlem.
Marcel Ketelaer - Erfahrung mit der Champions League
Galatasaray Istanbul ist Stammgast in der Champions League. Der einzige Rot-Weiße, der Erfahrung mit der Königsklasse des europäischen Fußballs hat, ist Co-Trainer Marcel Ketelaer. Der Deutsche, der im Juni Andreas Milot ablöste, absolvierte als Spieler in der Saison 2000/2001 sechs Partien für den Hamburger SV und bereitete dabei zwei Tore vor.
Marcel Ketelaer war mit dem Spiel der Rot-Weißen zufrieden
selbst.