Spielsucht, Wollust und viel Tratsch
STEYR. Das Theater am Fluss hat sich zum Debüt ein denkbar undankbares Stück ausgesucht.
Man hätte begeistert sein können: Das Theater am Fluss hat sich bei seinem Debüt als idyllische und mit viel Liebe errichtete Open-Air-Sommertheater-Arena erwiesen. Die Schauspieler durften unter der Regie von Herbert Walzl immer wieder zeigen, was in ihnen steckt. Allein bei der Auswahl des Stücks "Gefährliches Spiel" ist den Theatermachern rund um Bernhard Oppl – leider – ein Fehlgriff passiert:
In der ersten, deutlich längeren Halbzeit bleibt die Geschichte, die Komödien-Autor Carlo Goldoni vor mehr als 250 Jahren unter dem Titel "Das Kaffeehaus" veröffentlicht hat, viel zu zäh. Zum Schluss – nachdem die verzwickte Angelegenheit doch noch Fahrt aufgenommen hat – bekommen die Zuschauer ein überaus fragwürdiges Happy End präsentiert: Tratschtante Donna Rosita, die mit ihrem losen Mundwerk zwar mehrfach übers Ziel hinausschießt, damit aber auch Zivilcourage beweist, bekommt von ihrer Umwelt das Maul gestopft. Diejenigen, die tatsächlich Dreck am Stecken haben – darunter der betrügerische Spiel- und Lusthausbesitzer Sergio –, gehen straffrei aus.
Dass die Beteiligten Könner ihres Faches sind, weiß man: Walzl hat soeben mit der Junior-Produktion beim Theatersommer Haag eine Top-Regiearbeit abgeliefert. Die meisten der Hauptdarsteller kennt man aus grandiosen Produktionen des Haager Theaterkellers, darunter auch Oppl selbst. Diesmal kämpfen sie mit viel Einsatz gegen die schwache Geschichte an. Irmi Gruber glänzt als Donna Rosita, Oppl als Eugenio, der unablässig zwischen Wollust und Spielsucht hin und her gerissen ist. Raphael Cisar bleibt unbarmherzig der umbarmherzig herzlose Casino- und Bordell-Betreiber. Großartig in Szene setzen sich auch jene drei Damen, die unter den Eskapaden der treulosen Männer arg zu leiden haben: Lisa Haslauer als Zigeunerin Maria, Doris S. Krause als Tänzerin Laura und Viktoria Haller als Eugenios bemitleidenswerte Ehefrau.
Tanz verleiht Schwung
Zwischenzeitlichen Schwung bieten die Tanz-Einlagen. Aber auch sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die holpernde Komödie keineswegs zu den besten Goldoni-Werken zählt (und deswegen selten gespielt wird).
Wären Oppl, Walzl und ihre Mitstreiter zum Einstand des Theaters am Fluss auf Nummer sicher gegangen und hätten ein bewährtes Stück gespielt, wären sie nie Gefahr gelaufen, ein "Gefährliches Spiel" zu verlieren. Probleme ergeben sich bei der Eröffnung eines neuen Theaterstandortes ohnehin von selbst. Denn auch licht- und tontechnisch hat bei der Premierenvorstellung nicht alles wie gewünscht funktioniert.
Theater am Fluss
„Gefährliches Spiel“ ist eine Komödie aus der Feder von Carlo Goldoni. Das Original trägt den Titel „Das Kaffeehaus“. In Steyr wird es noch neun Mal gespielt:
bis einschließlich 15. August jeweils Donnerstag, Freitag und Samstag. Beginn ist immer um 20.30 Uhr.
Beim Theater am Fluss handelt es sich um eine kleine, aber feine Open-Air-Theaterbühne im Gastgarten des ehemaligen Gasthauses Sandmair.
Kartenbestellungen können unter Tel. 0681/10589001 getätigt werden. Alle Infos gibt es auf www.theater-am-fluss.at