Neptun besitzt wieder einen Dreizack
STEYR. Werkstück von der Steyrer Schmiedeweihnacht beendet ein Kuriosum der Stadtchronik.
Spätestens wenn die Gäste im Innenhof des gutbürgerlichen Meditzhauses am Stadtplatz angelangt sind, schweiften verwunderte Blicke auf die Statue des Meeresgottes. "Das ist eine Statue des Neptuns", pflegten dann immer die Nachtwächter bei ihren Führungen zu sagen, um verlegen anzufügen: "Leider ist ihm der Dreizack gestohlen worden."
Der Meeresgott, der eine leere Hand hochstreckt, ist zum skurrilen Wahrzeichen geworden, weil sein Spieß schon seit Jahrzehnten fehlt. "Weil der Dreizack mehrmals gestohlen wurde, war man es leid, ihn zu ersetzen", erzählt Fremdenführer und Touristiker Wolfgang Hack. Die unbewaffnete Statue, die seinerzeit die Handelsmacht der Steyrer Kaufleute als Eisenlieferanten bis ans Mittelmeer verkörperte, erschien mehr wie eine Jammerfigur.
Die Schmach, dass der Neptun keinen Dreizack hat, ist nun aber getilgt. Bei der Schmiedeweihnacht, bei der auf dem Stadtplatz zum Adventbeginn wieder über 40 Essen glühten, hämmerte einer der Handwerker auf seinem Amboss eine Gabel für den Wassergeist.
Sicherung mit Drahtseil
Die Waffe wurde dem Neptun bereits in die Hand gesteckt, hinter dem Rücken der Figur ist der Stiel dieses Mal mit einem Drahtseil vor Dieben gesichert. "Diese Vandalenakte müssen jetzt aufhören", hofft Hack. In den Veröffentlichungen und Werbeprospekten der vergangenen Jahre war der Neptun zwangsläufig ohne Dreizack abgebildet. Die Vorlage für den Schmied fand sich auf einem Schwarz-Weiß-Foto, das in einer antiquierten Ausgabe der Stadtnachrichten abgedruckt war. Die Replik ist originalgetreu gelungen, was auch den Hausherrn des Meditzhauses, Fotolöwen Robert Hartlauer, freut. Als Besitzer der Götterfigur freute er sich über die Initiative der Steyrer Touristiker.
Für Fremdenführer Wolfgang Hack ist ein kurioses Kapitel der Stadtchronik geschlossen. "Bei unseren Nachtwächterrundgängen werden wir jetzt aufpassen müssen, dass wir hier in dem Innenhof keinen falschen Text aufsagen". Die Ergänzung "Leider wurde der Dreizack gestohlen" sollen die Besucher, die jetzt zur Weihnachtszeit Steyr wieder in Scharen bevölkern, nicht mehr hören.