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"Ich hatte das Gefühl, dass ich mir das schuldig bin"

Von Helmut Atteneder, 13. Dezember 2017, 00:04 Uhr
"Ich hatte das Gefühl, dass ich mir das schuldig bin"
Gerald Ehegartner lieferte ein überraschendes Romandebüt ab. Bild: Atteneder

DIETACH. "Kopfsprung ins Herz": Der Erstlingsroman des Dietachers Gerald Ehegartner mutierte zum Bestseller bei Amazon.

Der Dietacher Pädagoge Gerald Ehegartner hat sich den Traum vom eigenen Buch erfüllt. Jetzt erlebt der Lehrer an der Neuen Mittelschule Ramingtal gerade einen zweiten Traum, weil sein Roman "Kopfsprung ins Herz" mittlerweile auf Amazon zum Bestseller geworden und bereits mehr als tausend Mal verkauft worden ist.

Sein optimistisches, geistreich-witziges Buch über einen Mensch gewordenen Kojoten, der mit verrückt-genialen Denkweisen das starre Schulsystem zu sprengen droht, hat der Lehrer bei der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Auch der Neurobiologe Gerald Hüther ist vom Erstlingswerk des 46-Jährigen begeistert.
 

OÖNachrichten: Ein Erstlingsroman als Bestseller. Was ist das Erfolgsgeheimnis Ihres Buches "Kopfsprung ins Herz"?

Ehegartner: Endlich einmal ein anderes Buch zum sperrigen Thema Bildung, leicht zu lesen, mit Humor und Schmäh – das bekomme ich oft zu hören. Es kommt ganz anders daher. Die Sachen, die zum Nachdenken anregen sollen, fließen mit Leichtigkeit ein, es ist keine ernsthafte Abhandlung. Mein Buch soll Mut machen, verrückter zu sein, das ist in pädagogischen Büchern normalerweise eher nicht zu finden.

Wer ein Buch über Bildungsprobleme schreibt, ist einer von vielen. Wie heben Sie sich ab?

Die Grundidee war, einen Hebel zu finden, um Bildung besser zu machen. Mein Eindruck ist, dass das nicht an der ewigen Suche nach dem selig machenden System liegt, sondern an den handelnden Personen. Es ist viel Lebendigkeit verlorengegangen. Ob in einer Schule etwas gelingt oder nicht, liegt am mehr oder weniger vorhandenen Spirit. Wenn ein gemeinsamer Geist vorhanden ist, können viele Dinge entstehen. Deshalb hat die Hauptperson Noah einen verrückten Mentor zur Seite gestellt bekommen.

Die Hauptperson "Old Man Coyote" zeigt mit unkonventionellen Mitteln auf, dass es in den Schulen zu viel Kontrolle, zu viel Bewertung, zu wenig Bauch gibt.

Absolut. Die Situation wird verschärft, die Kontrollsysteme werden zentralisierter und der Testwahn wächst sich aus. Damit wird weltweit viel Geld verdient. Der berühmte PISA-Test hat ja kein pädagogisches Mandat, sondern ist von der OECD, ist also eine Wirtschaftsgeschichte. Schule wird neu zentralisiert und getaktet. Das halte ich für Ressourcen-Ausbeutung. Technisch gesehen wird die Zentralisierung immer leichter und die Gefahr ist, dass Kreativität und echte Innovationen verlorengehen. Der Bauch fehlt, es wird immer mehr zum Hinlernen zu den Prüfungen.

Was fehlt dem Schulsystem?

Herzensbildung und Naturvermittlung. Das lebt auch mein Romanheld, der Kojote, vor.

Warum haben Sie einen Kojoten als Heilsbringer auserkoren?

Der Kojote ist in der indianischen Mythologie der heilige Narr, der sich auch in Menschengestalt verwandeln kann und wieder zurück. Er steht für Verrücktheit, Spontaneität und Humor. Aber auch für tiefe Weisheit und für die Kunst der Veränderung und der Leichtigkeit. Wir brauchen diese Veränderung – auch in der Schule – aber nicht immer nur ernst. Wir brauchen Humor.

Wie reagieren die Menschen auf Ihr Buch?

Ich spüre Respekt vor der Leistung bei vielen und ein Mitfreuen. Lesungen waren sehr gut besucht. Ich höre auch oft, dass die Leute sagen, sie haben so etwas noch nie gelesen. Bei den Kindern in der Klasse erlebe ich eine Art Stolz. Ich werde oft angesprochen, wie ich auf dieses Thema gekommen bin. Mich haben schon Kollegen angesprochen, weil sie meinten, sie hätten da jemanden wiedergefunden. Die muss ich enttäuschen. Natürlich ist dieses Buch nicht in einem Vakuum entstanden, es sind Inspirationen drinnen, aber es ist keine bestimmte Person beschrieben. Es gibt in allen Schulen bestimmte Typen. Manche spüren den Regen, manche werden nass. Es wird nicht jeder mit dem Inhalt einverstanden sein, so realistisch bin ich.

Wie viel Ehegartner steckt in Ihrem Buch?

Natürlich steckt meine Persönlichkeit stark drinnen, mein Zugang zu den Dingen, meine Art zu denken. Es ist geschrieben aus einem Rucksack an Erfahrungen. Ich habe in vielen verschiedenen Schultypen unterrichtet und habe viele Erfahrungen über den Lehrberuf hinaus gemacht. Beim Schreiben ist es sehr aus mir herausgeflossen. Ich hatte kein richtiges Konzept, aber im Gespür, dass es eine Not in der Bildung gibt. Wenn es uns gelingt, dass in unseren Schulen Beziehungen klappen, Kinder auf Augenhöhe und in ihrer Würde gesehen werden und nicht beschämt werden, dann kann das Potenzial sich entfalten. Ich meine damit nicht, dass wir keine Grenzen setzen sollen.

Sie haben Ihr Buch 2014 geschrieben, wieso kam es erst drei Jahre später heraus?

Es war ja anfangs nicht die Idee, das Buch zu veröffentlichen. 2015 habe ich eine überraschende Diagnose bekommen und versucht, den Kopf nicht hängen lassen. Es war ein Tumor und als er entfernt wurde, hat sich herausgestellt, dass er gutartig ist. Das war ein Schlüsselerlebnis. Jetzt lebe ich meinen Traum und mache mein Buch fertig. Ich habe 2014 das Buch geschrieben, es dann zur Seite gelegt und mir nach der positiven Nachricht gedacht: "Ok, verplempere nicht die Zeit. Du hast ein Buch in der Schublade, gib ihm ein Gesicht, eine Verpackung." Ich hatte das Gefühl, dass ich mir das schuldig bin. Ich habe dann die Sache in die Hand genommen, zu mir ja gesagt und zu anderen Dingen nein.

Was wollen Sie mit Ihrem Buch bewegen?

Ich will die Leser inspirieren, aufzumachen, lockerer zu werden, sich etwas zu trauen, Dinge neu zu denken, auch verrückter zu denken. Und aus diesem neuen Saft heraus, Dinge neu anzupacken. Aber nicht mit der neuen, einzig richtigen Methode. Kein meganeues Supersystem, sondern möglichst witzig und liebevoll die einzelne Person zu erreichen. Das Buch ist eine Einladung an sich selbst, unkompliziert zu werden und schon auch Dinge kritisch zu sehen.

Vita und Buch

Gerald Ehegartner, 47, ist in St. Valentin aufgewachsen und lebt mit seiner Familie (Frau Irene und den Kindern Sara und Florian) in Dietach. Seine Ausbildung zum Lehrer machte er an der Pädagogischen Hochschule der Diözese in Linz. Ehegartner ist Mitbegründer des österreichweit ersten Naturpädagogik-Wahlpflichtfaches „Abenteuer Natur“. Neben diesem Fach unterrichtet Gerald Ehegartner an der NMS Ramingtal Deutsch, Geografie und Biologie. Er ist Mitglied der Initiative „Lernwelt“ unter der Leitung des Neurobiologen Gerald Hüther.

Das Buch

Der Roman „Kopfsprung ins Herz - Als Old Man Coyote das Schulsystem sprengte“ von Gerald Ehegartner ist im Verlag Tao.de erschienen.

Das Buch liegt in sämtlichen Thalia-Filialen Österreichs auf und ist unter anderem in der Buchhandlung Ennsthaler (Steyr), bei Hartlauer in Steyr, bei der Buchhandlung Hayek in St. Valentin erhältlich.

Erhältlich online über Amazon

 

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