Fix: Neos treten in Steyr an
STEYR. JVP-Kandidat Pit Freisais wechselte von den Schwarzen zu Pink.
"Frischen Wind in die Politik rein- und das Verstaubte rausbringen" – das versprach Pit Freisais im Wahlkampf vor zwei Jahren. Der damals 24-jährige Student kandidierte auf der Liste der VP im Wahlkreis Traunviertel an vierter Stelle.
Jetzt tritt der ehemalige Funktionär der Jungen ÖVP, für den die Partei als Hoffnungsträger eigene Plakate drucken und aufkleben ließ, wieder zu einer Wahl an, allerdings unter anderer Farbe: Freisais will für die Neos ins Steyrer Rathaus einziehen. Mit den Jungschwarzen hat er sich im Vorjahr auseinandergelebt, nachdem er im Jänner noch die Obmannschaft bei deren "Ortsgruppenvereinigung Steyr-Nord" übernommen hatte. Freisais wird in aller Freundschaft aus dem Vereinsregister gestrichen. "Er hat uns vergangenes Jahr schon gesagt, dass seine Sympathie bei den Neos liegt und er in der JVP nicht mehr aktiv sein will", sagt JVP-Stadtchef Florian Schauer.
Freisais hofft, dass die Neos neben Schauer, der auch Gemeinderat ist, im Rathaus Platz nehmen werden. "Die rote Absolute in Steyr wackelt. Damit sie wirklich fällt, müssen wir den Einzug schaffen." Die politischen Parteien und Akteure seien in Steyr in ihrer Arbeit festgefahren, meint auch Michael Haas, der Regionalkoordinator der Pinkfarbenen ist. Bei den Neos sei die Kandidatenliste noch lange nicht fixiert: Derzeit würden 60 Mitglieder und Sympathisanten die Neos in Steyr unterstützen, was aber keinen Kader bedeute. "Wir bieten Leuten aus der Mitte der Bevölkerung die Möglichkeit zu kandidieren. Alle Listenplätze sind noch bis Ende Februar zu haben", sagt Haas. "Wir wollen nicht eine weitere Partei sein. Unsere Bewegung will vieles besser machen", sagt Freisais, "der Bürger darf nicht mehr als Stimmvieh gesehen werden." "Wirklich jeder" könne sich bei den Neos als Gemeinderat bewerben.
Für Schauer ist der Abgang Freisais "die persönliche Entscheidung" seines früheren Komilitonen. Dessen Wechsel zu den Neos sei nicht überraschend gekommen, deren Kandidatur ebensowenig, sagt Schauer. Das Antreten der neuen Gruppierung könnte in der Tat ein neues Gewicht in die Waagschale der Steyrer Politik werfen. Bei der vergangenen Gemeinderatswahl verfehlte das BZÖ den Einzug ins Rathaus nur um eine Stimme, was die absolute SP-Rathausmehrheit gekippt hätte. Den "Neos" werden noch bessere Chancen eingeräumt.
Die Neos kandidieren bei der Gemeinderatswahl
1 Stammtische: Seit einem Jahr ist der Aufbau einer Gemeindestruktur der Pinkfarbenen das Ziel regelmäßiger Stammtischrunden. Der ehemalige Jugendkandidat der VP, Pit Freisais, wurde dort bereits oft gesehen. Vergangenes Jahr kündigte er schließlich seine Tätigkeiten bei der Jungen ÖVP auf.
2 Sechs Parteien: Mit den Neos könnten nach der Wahl sechs Parteien im Rathaus vertreten sein: SP, VP (und deren Wahlbündnispartner das Bürgerforum), die FP, die Grünen und die Neos. Von einer Wiederkandidatur des BZÖ hat man bislang noch nichts gehört.
3 Potenzial: Bei der Nationalratswahl lagen die Neos mit 3,63 Prozent als Sechster nur knapp vor dem BZÖ, das auf 3,23 Prozent kam. (SP 38,35 %, VP 12,35 %, FP 21,65 %, Grüne 12,89 %, FRANK 5,69 %). Besser schlug sich die Pinkpartei 2014 bei der EU-Wahl, wo sie in Steyr 7,13 % erhielt (VP 14,91 %, SP 35,12 %, FP 21,71 %, Grüne 14,38 %, BZÖ 0,39 %, REKOS 1,11 %)
fehlen noch.