Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Die Geschichte liegt nicht bei den Akten

Von Hannes Fehringer, 18. Oktober 2013, 06:26 Uhr
Die Geschichte liegt nicht bei den Akten
Stadtarchivar und Historiker Raimund Locicnik hat sich in seinem 14. Buch der Steyrtalbahn gewidmet. Er sieht auch hier Zusammenhänge mit der Aufrüstung. Bild: OÖN

STEYR. Stadtarchivar Raimund Locicnik wies bei den Waffenfabriken nach, dass der I. Weltkrieg nicht einfach ausbrach. Auch die Steyrtalbahn diente wohl der Aufrüstung der Monarchie.

Ein halbes Leben ist Raimund Locicnik von Papiertürmen und Bananenschachteln umringt, in die kein Mensch Ordnung bringen würde, wenn es ihn als Steyrer Stadtarchivar in seinem Kämmerlein nicht geben würde. Locicnik katalogisiert nicht nur, er stellt auch als Historiker die Zusammenhänge her. Der Steyrtalbahn ist sein 14. Buch gewidmet, das mit bloßer Eisenbahn-Nostalgie nichts gemein hat.

OÖN: Dieses Mal also die Steyrtalbahn als Thema eines historischen Buches von Ihnen. Hat das einen speziellen Hintergrund?

Locicnik: Der Verlag kam mit dem Thema, weil die Steyrtalbahn nächstes Jahr 125 Jahre feiert. Aber fasziniert hat mich das Bähnle schon als Kind. Heute wirkt der Bummelzug bei einer Museumsfahrt besonders auf mich: Auf halber Strecke wird man ungeduldig über die 25 bis 30 km/h Reisegeschwindigkeit, bis man sich der Langsamkeit fügt und die Landschaft ganz anders erlebt, wenn man aus dem Fenster sieht.

Sie sehen die Gründung der Steyrtalbahn vor 125 Jahren aber nicht nur nostalgisch.

Nein, es gibt da viele weniger romantische Elemente. Wichtig, dass die Bahn gebaut wurde, war ein Advokat namens Johann Neuhauser, dem es gelang, einen Streit um die Finanzierung und die Trasse zwischen Steyr und Garsten zu schlichten. Er machte den Spatenstich auf seinem eigenen Grund und Boden, über den dann auch die Schienen führten. Gegründet wurde die Steyrtalbahn von privater Seite in Form einer Gesellschaft, später wurde sie von der k.u.k. Staatsbahn übernommen.

Was waren überhaupt die Beweggründe, diese Bahn zu gründen?

Im Vordergrund stand der Güterverkehr. Mit einer Schmalspurbahn waren die Investitionskosten weitaus nicht so hoch wie bei Normalspur. Wenn man sich die Quellen anschaut, kommt man nicht umhin, auch hier eine Bedeutung für die Rüstung zu sehen. Die Waffenschmieden in Steyr brauchten Materialzufuhr. Es ist ja bemerkenswert, dass die Steyrer Rüstungsbetriebe regelrecht „rechtzeitig“ vor Ausbruch des I. Weltkrieges fertiggestellt worden sind. Über all dem Aufbruchsgeist in der Region schwebt das Unheil der Kriegsvorbereitung.

Wie darf man sich das bei einem lieblichen Bummelzug wie der Steyrtalbahn vorstellen?

Damals war die Steyrtalbahn ja nicht ein kleiner Bummelzug zwischen Steyr und Grünburg, sondern viel weiter verzweigt. Die Bahn führte nach Bad Hall und schloss in Klaus an das Bahnnetz an. Das hat Bedeutung für den Kriegsfall. Fällt eine Strecke aus, geht der Nachschub über eine Umleitungsstrecke. Dafür braucht man ein Netz der Verkehrswege.

Über dem Raum Steyr scheint also in vielen Bereichen die Kriegsvorbereitung geschwebt zu haben. Glauben Sie, dass es sich bei den Menschen niederschlägt, wenn sie ihr tägliches Brot mit der Herstellung von Kriegsgerät verdienen?

An diesem Gedanken ist etwas dran. Die Menschen wissen ja, dass sie auf den Werkbänken Tötungsgeräte erzeugen, auch wenn sie sagen: „Machen wir es nicht, tun es halt andere“. Es fällt aber beispielsweise auf, dass gerade auch der Bürgerkrieg 1934 in Steyr mit einer ganz besonderen Brutalität und Aggression geführt wurde.

Das Stadtarchiv in Steyr hat dazu beigetragen, dass etwa einer fragwürdigen Persönlichkeit wie dem Nazi-Arzt Robert Stigler die Ehre einer Straßenbenennung und nun wohl auch eine Auszeichnung an der Universität für Bodenkultur in Wien aberkannt wird.

Für uns ist es natürlich eine Freude, wenn unsere Tätigkeit auch in der Politik etwas bewirkt, der wir beratend zur Verfügung zu stehen haben. Im Fall Stigler war es der Nachlass, der die neuen Erkenntnisse ans Tageslicht brachte.

mehr aus Steyr

Natürliche Nacht: Kein Licht ins Dunkel bringen

Neustart für die Iron Scorps

20 Jahre: "Mein Körper gehört mir"

Nach langem Hin und Her: Neubau für Pflegeheim Christkindl kann beginnen

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Fenstergucker (2.386 Kommentare)
am 21.10.2013 21:01

Mich würden die Beweise, Quellen interessieren, die Dr.Locicnik zu seiner Schlußfolgerung bringen. Hat er im Archiv Primärliteratur (Briefe, Protokolle etc.) dazu?
Bis jetzt ist das Ganze ja nur eine Ahnung, aber nicht mehr.
Und zu Stigler: Was hat er nun wirklich angestellt? Der Gemeinderat von Steyr hat ja damals unter Bürgermeister Weiß nicht einfach so nach ihm eine Straße benannt.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen