Den Weihnachtsmann kennt hier keiner
STEYR. Den Santa Claus mit Zipfelmütze und Rauschebart gibt es in Steyr nur als Schaupuppe im Weihnachtsmuseum. Die Kaufleute halten aus gutem Grund geschlossen zum Christkind.
Begeisterung bewirkt mehr als die Rute im Fenster. Eine Vorschrift, die es verbieten würde, einen Santa Claus vor das Geschäft zu stellen, gibt es in Steyr nicht. Man ist nicht nur des Sonderpostamtes Christkindl wegen ganz freiwillig die "Christkindlstadt". Es fände sich niemand, der in das rot-weiße Gewand des Weihnachtsmannes schlüpfen und sich den weißen Bart umbinden würde. Den Rentierschlittenfahrer aus dem hohen Norden sieht und hört man daher auch auf keinem Gehsteig "Ho, ho, ho!" rufen.
"Es herrscht bei uns der Konsens, dass das Christkind die Weihnachtsbotschaft bringt", sagt Eva Pötzl, Geschäftsführerin des Steyrer Tourismusverbandes. Gästen aus Asien und den Vereinigten Staaten von Amerika muss sie die Figur des Christkindls erst einmal erklären. Städtereisende aus Tschechien und der Slowakei wissen seit ihrer Kindheit, wer die Geschenke bringt. Weihnachtsmann bekommen die Touristen in Steyr tatsächlich nur einen zu Gesicht: Der Vollständigkeit der Weihnachtsbräuche aus aller Welt halber zeigt das Weihnachtsmuseum, durch dessen Gänge eine Gondelbahn schaukelt, eine Schaupuppe von Santa Claus.
Das Christkindl ist in Steyr nicht nur eine Weihnachtsgestalt, sondern beim Tourismusbüro ein Saisonjob. Fünf Mädchen sind bis zum Heiligen Dreikönigsfest hochamtlich bei Finanzamt und Krankenkasse angemeldet, um für Empfänge und Fremdenführungen in der Stadt in ein Feengewand zu schlüpfen. Die Damen müssen auch sprachliche Schlagfertigkeit besitzen. Pötzl wird dieser Tage mit dem Steyrer Christkindl auch den Ö3-Moderatoren Andi Knoll, Gabi Hiller und Robert Kratky in der gläsernen Wunschhütte am Linzer Hauptplatz einen Besuch abstatten. Ebenso waren auf eines der diensthabenden Christkindl die Kameras der französischen Nachrichtenagentur AFP gerichtet. Zwei Journalisten des Magazins "Osterijke" aus den Niederlanden baten das Christkind für eine Reportage vor das Mikrofon. Die Story von "der Stadt ohne Weihnachtsmann" verkauft sich weltweit gut. Steyr hat diese Botschaft ein Alleinstellungsmerkmal gebracht, was sich in einer hervorragenden Buchungslage widerspiegelt. "Ein neuer Rekord scheitert nur daran, dass der Advent heuer so kurz ist", sagt Pötzl.