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Rohrbach: Große Politik wird nicht im Rathaus gemacht

Von Franz Gumpenberger und Thomas Fellhofer, 22. November 2011, 00:04 Uhr
Große Politik wird nicht im Rathaus gemacht
Bild: OON

Die Hauptstadt des Oberen Mühlviertels ist zweifellos Rohrbach. Hier findet man Ämter und Behörden ebenso wie Fachärzte und das Krankenhaus. Auch wirtschaftlich hat die Stadt viel zu bieten.

Rohrbach liegt am Pöschlteich und rundherum liegt Österreich“, heißt es in einem alten und gern zitierten Sprichwort. Ist das wirklich so? Zumindest für das Obere Mühlviertel trifft dieser Spruch zu – und das schon immer. Früher war Rohrbach schon ein bedeutendes Handelszentrum. Viehmärkte prägten die Stadt. Daran erinnern noch die Steintische auf dem Stadtplatz. Sie sind einige der wenigen Zeugen der Geschichte Rohrbachs. Die Häuser wurden viel zu oft und vor allem viel zu zeitgemäß renoviert. Außer den Pöschlhäusern und dem Stadtamt erzählen Rohrbachs Häuser keine Geschichten, wie das in anderen Städten der Fall ist. Dennoch ist die nördlichste Stadt Oberösterreichs zugleich eine der lebenswertesten. Hier wird noch gegrüßt; hier kennt man sich noch. Rohrbach ist ein großes, liebenswertes Dorf mit allem, was dazugehört – auch mit Klatsch und Tratsch. Auch wenn einst florierende Wirtshäuser von Cafés und Bars abgelöst wurden und es keine Bürgertage mehr gibt, man trifft sich noch und beredet dies und das in gemütlicher Runde. Große Parteipolitik wird nicht im Stadtamt gemacht, sondern im Gespräch unter der Fleischlaube oder am Sportplatz. Man redet sich aus – streitet selten bis gar nicht.

Stadt der Beamten

Rohrbach sei eine Stadt der Beamten, heißt es. Zumindest ist es eine Stadt der Ämter und Behörden. Bezirkshauptmannschaft, Vermessungsamt, Finanzamt, Bezirksgericht, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und vieles mehr gibt es hier. Auch auf den Amtswegen profitiert man vom Rohrbacher Dorfcharakter. Man betritt ein Amt, kennt jemanden, fühlt sich nicht als anonymer Bittsteller.

Die Schulen gehören seit jeher zu Rohrbach. Außer der HTL gibt es hier alles. Der Kontakt zwischen Schule und Wirtschaft ist keine leere Floskel, sondern funktioniert. Da gibt es Netzwerke, auch wegen der vielen verschiedenen Vereine. Wirtschaftstreibende, Stadtpolitiker, Lehrer, Professoren und Ärzte engagieren sich dort. Sei es bei der Feuerwehr, einem Sportverein im Pfarrleben oder in der Kultur.

Stadt der Kultur

Apropos Kultur: Mit der Fertigstellung der Musikschule gibt es nun wieder eine Oase der Kunst und Kultur. So praktisch das Centro als Veranstaltungssaal und so bemüht der Kulturverein KIM auch ist, ein Turnsaal bleibt ein Turnsaal. Perfekt für große Produktionen oder Bälle, unbrauchbar für Klavierabende und Kammermusik. Auch die wunderschöne Pfarrkirche ist eine akustische Wohltat – nicht nur für den sehr aktiven Kirchenchor in Rohrbach. Die Kirche mit dem „Kranzl“ ist der Mittelpunkt der Stadt. Hier herrscht Ruhe, abseits vom viel befahrenen Hauptplatz. Dieser verwandelt sich seit einigen Monaten jeden Samstag zu einem wahren Marktplatz. Eine Einrichtung, die der Innenstadt sehr gut getan hat.

Achtungserfolg für Hannerer, Hauer sitzt aber fest im Sattel

Die Gemeinderatswahl 2009 brachte in Rohrbach keine großen Veränderungen. Wenn auch Josef Hauers Herausforderer, SP-Chef Andreas Hannerer, mit 37 Prozent der Stimmen ein durchaus beachtliches Ergebnis einfuhr, konnte niemand am Sessel des Stadtchefs rütteln. Seit 2003 sind auch die Grünen im Rohrbacher Gemeinderat mit drei Mandaten vertreten. Freiheitliche gibt es seit 2009 hier nicht mehr. Dass Hannerer 2015 kandidiert, gilt als fix. Ob Josef Hauer eine weitere Amtszeit anstrebt, ist offiziell noch nicht bekannt. Hinter den Kulissen hat freilich das Nachfolge-Roulette schon begonnen. Namen kursieren einige, Konkretes gibt es aus der VP-Riege naturgemäß noch nicht zu erfahren.

Stadt im Grünen

Wem die ohnehin wohldosierte Hektik der Stadt Rohrbach zu viel wird, braucht nicht lange zu suchen, um Erholung zu finden. In fünf Minuten ist man zu Fuß im Grünen. Pöschlteich und Pöschlpark sind gern genutzte Entspannungsmöglichkeiten, die man auch in der Mittagspause genießen kann. Wer noch einmal ein paar Minuten Fußmarsch dranhängt, kann die 100 Höhenmeter zwischen Pfarrkirche und Wallfahrtskirche Maria Trost in Angriff nehmen und das Panorama über das Obere Mühlviertel genießen. Hier gibt es auch Sagenhaftes zu entdecken. Den heiligen Ivo beispielsweise, der als „Schikanus“ jungen Mädchen bei der Männersuche unter die Arme greifen soll, oder eine Kapelle, die der Teufel höchstselbst heimgesucht haben soll. Man kann dort den Psalmenweg gehen, oder, wenn man länger Zeit hat, von der Stadt aus den Weg der Sinne.

Liebenswerte Menschen

Als Mensch unterscheidet sich der Rohrbacher nicht sonderlich von anderen Mühlviertlern. Als solcher ist er zielstrebig, fleißig und loyal und manchmal auch ein bisschen zu wenig selbstbewusst. Der Rohrbacher lebt gerne hier, weil er alles hat, was er braucht.

Weltbekannte Sättel und viel Modehandel

Jahrzehntelang war in Rohrbach die Lederfabrik Pöschl der größte Arbeitgeber. Die Nachfolgefirma Leripa wanderte mangels Platz nach Oepping ab. Rohrbach ist eine Stadt der Handels- und Dienstleistungsbetriebe. Eines der bekanntesten Produktionsunternehmen Rohrbachs ist die Sattlerei Niedersüß. Sättel aus diesem Traditionshaus sind auf der ganzen Welt begehrt. Große Wirtschaftsfaktoren der jüngeren Geschichte waren immer die Schulen und das Krankenhaus. Große Lebensmittelmärkte ließen sich ebenfalls hier nieder.

Einige Großprojekte (BigBilla) scheiterten in der Vergangenheit am großen Druck der Umlandgemeinden, die einen Kaufkraftabfluss in die Bezirksstadt fürchteten. Während der Stadtkern vorwiegend von Banken, Gastronomie und Modegeschäften besiedelt ist, hat sich im Wirtschaftspark ein weiteres Einkaufszentrum gebildet. Noch diese Woche eröffnet dort ein McDonald‘s-Schnellimbiss, der als Frequenzbringer gehandelt wird. Größter Coup der vergangenen Jahre war die Ankündigung, ein XXXLutz-Möbelmarkt eröffne in Rohrbach. Nach erfolgten Umwidmungen soll Lutz schon im Weihnachtsgeschäft 2012 mitmischen.

Der Totenrufer vom Kirchturm

In ganz Österreich findet man wahrscheinlich keinen Ort außer Rohrbach, in dem die Toten vom Kirchturm herab verkündet werden. Sieht man am „Kirchturmgangl“ den Mesner stehen, hält man inne, um zu hören, welchen Pfarrbürger er „herunterschreit“. Name und Wohnort des Verstorbenen werden in alle Himmelsrichtungen verkündet. Gerüchte über einen Todesfall in der Pfarre Rohrbach gelten also erst dann als bestätigt, wenn jemand den Totenrufer auch tatsächlich gehört hat.

„Täuschende“ Museumsvilla

Seit der Eröffnung 2004 sahen fast 80.000 Besucher die faszinierende Ausstellung der Villa Sinnenreich (8). In diesem „anderen“ Museum geht es um Sinneswahrnehmung und Sinnestäuschung. Wer sich auf dieses Verwirrspiel einlassen möchte, kann auch einen dazugehörigen Wanderweg gehen.

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( Kommentare)
am 22.11.2011 17:57

Vatra Dornai,,,,

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