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Martyrium eines Kindes: Kirche zahlt 15.000 Euro

18. Oktober 2011, 00:04 Uhr
Martyrium eines Kindes: Kirche zahlt 15.000 Euro
Die Probleme der katholischen Kirche sind hausgemacht. Erschwert werden diese Verbrechen noch dadurch, dass dies alles im Namen des liebenden Gottes geschehen ist. Es braucht strukturelle Veränderungen.Gerhard PumbergerTheologe und Pfarrassistent in Pinsdorf Bild: OON

GMUNDEN. Geschlagen, gedemütigt und sexuell missbraucht: Ein heute 56-jähriger Gmundner durchlitt als Kind in einem katholischen Erziehungsheim in Tirol ein Martyrium. Als Entschädigung erhielt er von der Kirche jetzt 15.000 Euro zugesprochen.

 

Peter G. wurde unmittelbar nach seiner Geburt von seiner Mutter zur Adoption freigegeben und kam zu einer Pflegefamilie. Weil diese ihn vernachlässigte, wurde er auf Anweisung der Behörde zu einer anderen Familie gegeben. Doch als Peter neun Jahre alt war, bekamen seine neuen Adoptiveltern Zwillinge und hatten keinen Platz mehr für ihn. Er wurde in die Obhut der „Bubenburg“ gegeben – einer katholischen Erziehungsanstalt des Kapuzinerordens in Fügen (Tirol).

Schläge und sexueller Missbrauch

Dort nahm der Leidensweg des Kindes erst seinen Lauf. Als Bettnässer wurde Peter nicht nur vor seinen Mitschülern bloßgestellt und gedemütigt, sondern von den geistlichen Erziehern auch verprügelt. Waren die beschmutzten Leintücher, die er selbst mit kaltem Wasser waschen musste, bis zum Abend nicht trocken, musste er in feuchter Bettwäsche schlafen. Wenn in seiner Unterhose Kotspuren gefunden wurden, steckten die Erzieher ihm diese in den Mund.

„Ohrfeigen standen an der Tagesordnung und wurden wegen jeder Kleinigkeit ausgeteilt“, sagt der heute 56-Jährige in einem Interview mit der Internetplattform salzi.at. Wer im Religionsunterricht Fragen nicht beantworten konnte, wurde mit Haselnussstecken verprügelt, die von den Schülern selbst vorbereitet werden mussten.

Während eines Sommerlagers im Zillertal wurde Peter G. von einem Präfekten sexuell missbraucht. Der damals 15-jährige Bub musste sich beim Urinieren vom Priester beobachten und unsittlich berühren lassen. Schließlich wurde er auch zum Oralsex gezwungen.

Vom Dach gesprungen

Um seinem Leid zu entfliehen, sprang der verzweifelte Jugendliche zweimal von einem Garagendach, überlebte jedoch. Im Krankenhaus Schwaz verschwieg er seine Leiden aus Angst vor weiteren Repressalien.

Es brauchte mehr als 40 Jahre, bis der Gmundner die Kraft fand, sein Martyrium behördlich zu melden. Als 2010 Medienberichte über die Missbrauchsfälle in der Kinderburg publik wurden, wandte sich auch Peter G. an die Opferschutzkommission. Diese prüfte den Fall und stufte G. in die Opferstufe 2 ein. Das bedeutet: Der Gmundner erhält 15.000 Euro Schmerzensgeld sowie 80 Gratis-Therapiestunden. Ein Ansuchen auf höhere Entschädigung (Opferstufen 3 oder 4) wies die Kommission im September dieses Jahres zurück.

Christina Gesswein, die Gmundner Rechtsanwältin von Peter G., übt an dieser Entscheidung heftige Kritik. „Was muss passieren, welche Qualen muss man einem Menschen zufügen, damit er in die Stufe 4 eingeteilt wird?“, fragt die Juristin und kritisiert zugleich, dass hohe Würdenträger von der Kommission geschützt werden.

Gerhard Pumberger, Pfarrassistent in Pinsdorf, übt ebenfalls heftige Kritik am Verhalten der Kirche: „Die meisten Probleme der Kirche sind hausgemacht“, sagt der Seelsorger. „Erschwert werden diese Verbrechen noch dadurch, dass dies alles im Namen des liebenden Gottes und unter dem Deckmantel der Kirche geschehen ist.“ Aus der Kirche auszutreten sei allerdings die falsche Antwort. Pumberger fordert stattdessen strukturelle Veränderungen in der Kirche. „Gerade jetzt brauchen wir den Mut, diese Themen aufzugreifen.“ (salzi.at/ebra)

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14  Kommentare
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( Kommentare)
am 18.10.2011 20:46

Ich kann die Schilderungen von Peter G. nur bestätigen. Vieles auch selbst erlebt. Kam in die Bubenburg im Herbst 1970; in jenem Jahr, als Peters Täter von der damaligen Heimleitung, dem Kapuzinerpater Magnus Kerner, aus der Bubenburg entfernt wurde. Ohne Verständigung der staatlichen Strafverfolgungsbehörden und auch ohne Verständigung der Jugendwohlfahrt. Neben all den Gewaltexzessen wirkte in dieser "Bubenburg", einem Kinderknast mit eigener Sonderschule, ab 1974 auch ein holl. Erzieher, "Z.wascher" genannt, gegen den intern ermittelt wurde, als sich immer mehr Buben beim Direktor der Schule beklagten. 1979 musste der Erzieher "mit einem sehr schönen Dienstzeugnis", wie er selbst bestätigt, die Burg verlassen. War dann Jugendbetreuer eines Sportvereins in OÖ. 2010 zeigte die Bubenburg!! und die Klasnic-Komm. diesen perversen Päderasten an. Ergebnis: 1984 waren seine Taten verjährt; 1982 erhielt der Pater das Sozialehrenzeichen der Stadt Innsbruck. Aberkennung läuft. siehe blog!

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Saskatusch (1.343 Kommentare)
am 18.10.2011 19:32

hmm, und alle glauben

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am 18.10.2011 19:26

Stufe 4 bekommt ein Missbrauchopfer wahrscheinlich nur auf das zuzgeschüttete Grab. Welcher Schwachsinnige "stuft" denn seelisches und körperliches Leid ein ? Mir haben vier Jahre Gleink mehr als nur gereicht,und mich bis heute im Denkzwang - ohne dass ich etwas in den Mund nehmen musste. Wie es aussieht dürfte für das verprügeln und mit Faustschlägen niederknüppeln von Kindern nur Stufe 1 bringen, wenn ich "Glück" habe für eiskaltes duschen und blutigschlagen der Fingerknöchel mit dem riesigen Schlüsselbund, für treten in die Weichteile wenn ich am Boden lag, für stundenlage stillstehe, stundenlange knien und allerlei andere schwarze Scherze in Stufe 2 eingegliedert werden. Hm. Ach ja, das war in Gleink, jener Erziehungsanstalt für die sich der oberösterreichische Landeshauptmann nicht zuständig fühlt. Also Grüß Gott und schönen Abend noch an die politischen Vertuscher bzw. Mitwisser. heimkind@chello.at PS: Dem Hr.Peter wünsche ich Frieden im Herzen. Das ist schon das Höchste.

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am 18.10.2011 16:29

Die Frage ist doch wie lange die Geschichte bekannt ist. Wenn er wirklich jetzt eine Entschaedigung erhaelt, kann das deshalb ja nur freiwillig sein. So tragisch jeder Missbrauch auch ist und nie verjaehren duerfte!

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EdwinHemingway (887 Kommentare)
am 18.10.2011 08:44

...Tausende Kinder in den USA u Europa von Priestern missbraucht werden und wurden, und wenn diese Kirchen viele Millionen US Dollar und auch Euro an Entschädigungen bezahlt (hat), dann kann mit dieser Sekte doch einiges nicht stimmen.

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2good4U (17.365 Kommentare)
am 18.10.2011 08:20

Genau dass ist das Problem. Die Kirche, also quasi der Täter entscheidet wie das Opfer entschädigt wird?!

Die Kirche darf in einem Rechtsstaat keine Sonderrolle einnehmen. Jeder Straftäter muss unter gleichen Voraussetzungen angeklagt werden.

Freilich hat die kath. Kirche auch Gutes bewirkt, und derartige Fälle sind (hoffentlich) die Minderheit, aber der Umgang der Kirche und der Justiz mit den Opfern ist skandalös!

Weiters wären derartige Mißhandlungen von Einzeltätern nicht durchführbar, sofern diese nicht gedeckt wurden. Zu lange haben die Verantwortlichen weggesehen.

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_guenther (1.877 Kommentare)
am 18.10.2011 09:20

Die Kirche hat keine rechtliche Sonderstellung, da diese Tat längst verjährt ist (siehe auch aktuelle Mißbrauchsfälle in den staatlichen Heimen). Daher war diese Zahlung freiwillig.

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am 18.10.2011 05:43

..sind diese geschlossenen Strukturen, wo es von aussen kaum EInblick bzw, Kontrolle gibt. In diesem Milieu könne nsich Sadisten breit machen. Es ist egal ob christlich oder sozialistisch, Sadisten und Pädophile gibt es überall.

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 18.10.2011 07:13

...dass gerade in Katholischen Institutionen der Kindermissbrauch gang und gäbe war.....ob das irgendwie mit dem Verbot eines normalen Sexlebens (ist ja gottgewollt!) und dem Zölibat zusammenhängt??

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despina15 (10.066 Kommentare)
am 18.10.2011 19:42

in familien!

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rotbraun (1.839 Kommentare)
am 18.10.2011 01:10

15 000 Euros und Therapiestunden, das ist doch nicht ernst gemeint. Ein Leben zerstoert, ein Leben lang wird diese Begebenheit einen Menschen praegen.
Ich hoffe das er irgendwann diesen Lebensabschnitt vergessen kann.

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wien3 (4.596 Kommentare)
am 18.10.2011 03:43

hat jedes Kind ungefähr 1.5 millionen dollar bekommen. Angemessen wenn man bedenkt wieviel Sie gelitten haben und wie teuer der Therapie ist. 15.000 ist wirklich a witz. Die Kath. Kirche hat wahrscheinlich die Pädophilen aus ganz Europa nach Österreich geschickt weil's biller abschneiden wenn's erwischt werden. traurig

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am 18.10.2011 17:33

...ich möchte mich für deine positiven worte bedanken,da ich derjenige bin,über dem dieser beitrag handelt.

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rotbraun (1.839 Kommentare)
am 18.10.2011 19:36

gern geschehen .. Jedenfalls wuensche ich dir das Beste. Und noch etwas... Es ist NICHT DEINE SCHULD das diese Ungerechtigkeiten zu dir angetan wurden.

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