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Wie Johann Maxwalds Saustall Eingang in die Weltliteratur fand

Von Edmund Brandner, 11. Februar 2011, 00:04 Uhr
Wie Johann Maxwalds Saustall Eingang in die Weltliteratur fand
Johann Maxwald war der Nachbar von Thomas Bernhard in Ohlsdorf. Bild: ebra

OHLSDORF. Johann Maxwald war nicht nur der Nachbar von Thomas Bernhard in Ohlsdorf. Der 84-jährige Altbauer steuerte dem Werk des Literaten auch ein anrüchiges Motiv bei: einen stinkenden Saustall, um den die beiden stritten.

OÖN: Ihr Saustall ging in die Weltliteratur ein. Wie ging das zu?

Johann Maxwald: (lacht) Ich spezialisierte mich in den Siebzigerjahren auf Schweinezucht und Schweinemast. Da brauchte ich einen neuen Stall, und der einzige Platz dafür war zwanzig Meter von Bernhards Hof entfernt. Er hat dagegen natürlich Einspruch erhoben. Nach langem Hin und Her einigten wir uns aber. Ich erklärte mich bereit, den Stall weit abseits des Hofes zu errichten. Das war damals noch ganz unüblich. Bernhard kam dafür für die Mehrkosten auf. Der Stall wurde um 75.000 Schilling teurer. Da habe ich noch etwas draufgeschlagen und bekam von Bernhard 100.000 Schilling. Später habe ich erfahren, dass Bernhard sich bei seinem Verleger Siegfried Unseld über mich beschwerte und behauptete er brauche Geld, weil ich 200.000 Schilling von ihm verlange. Mit dem Residenzverlag machte er das Gleiche. (lacht)

OÖN: Damit war die Geschichte aber nicht zu Ende.

Maxwald: Nein. Einige Jahre später schrieb Bernhard das Theaterstück „Der Untergeher“. Darin spielt ein stinkender Schweinestall eine wichtige Rolle. Als ich das hörte, wusste ich gleich, wie Bernhard auf diese Idee gekommen war.

OÖN: Welches Verhältnis hatten Sie sonst zu Bernhard?

Maxwald: Sonst ein gutes. Bernhard war sehr korrekt. Hart, wenn es um seine Interessen ging, aber nie nachtragend. Er war freundlich zu den Menschen hier, auch zu unseren Kindern. Allerdings konnte man mit ihm Konflikte nicht direkt ausdiskutieren. Das ging immer nur schriftlich.

OÖN: Über das Postamt in Ohlsdorf, obwohl Sie Nachbarn waren?

Maxwald: Ja, über das Postamt. Ich wagte auch nie, ihn per Du anzureden. Obwohl ich der Ältere war.

OÖN: Angeblich wollte Bernhard ein richtiger Bauer werden, als er 1965 den Hof in Ohlsdorf erwarb.

Maxwald: So direkt glaube ich das nicht. Es war eher Sicherheitsdenken. Er wusste ja damals nicht, ob er von der Schreiberei langfristig leben kann. Er baute sich sogar einen kleinen Stall und bezog die Bauernzeitung. Die letzte Mitgliedsrate für den Bauernbund ist er mir übrigens schuldig geblieben. Ich war ja Kassier, und als ich Einsammeln ging, war er nicht zuhause. Ich übernahm den Betrag für ihn.

OÖN: Welches Verhältnis hatte Bernhard zu den Ohlsdorfern?

Maxwald: Er war sehr distanziert. Hinterher habe ich oft gedacht, wir hätten von uns aus mehr auf ihn zugehen sollen. Aber alle hatten ja Respekt vor ihm. Andererseits hat er es aber auch genossen, dass sich hier niemand angebiedert hat.

OÖN: Haben Sie die Werke von Bernhard gelesen?

Maxwald: Teilweise schon, ich habe zehn, fünfzehn Bücher von ihm. Ich wollte ja wissen, was mein Nachbar so schreibt. Ich habe ihm aber auch einmal gesagt, dass ich mit seinen Büchern nicht viel anfangen kann. „Sie sind auch nicht für Sie geschrieben“, hat er dann gesagt. Er meinte es gar nicht böse. Und er hatte ja auch recht. Ich hatte nicht seine Bildung.

OÖN: Wenn man Bernhards legendäre Fernsehinterviews sieht, hat man manchmal das Gefühl, dass er sich dabei sehr inszenierte. Oder war er wirklich so unnahbar?

Maxwald: Nein, überhaupt nicht! Er war im persönlichen Umgang ein ganz normaler Mensch. Es ärgert mich auch immer, wie er im Fernsehen dargestellt wird. Bernhard hat ja bewusst aufgebauscht. Aber so wie er sich in seinen Büchern gegeben hat, war er ja gar nicht. Als Schriftsteller wollte er provozieren – aber nicht als Mensch. Vor einigen Tagen waren Journalisten von der ARD bei mir, um mich zu interviewen. Ich hatte das Gefühl, die wollten von mir hören, dass er ein schlechter Mensch gewesen ist. Aber das war er gar nicht! Er war ein ganz normaler Nachbar.

 

Zur Person: Johann Maxwald

Der 84-jährige Ohlsdorfer war 24 Jahre lang der Nachbar von Thomas Bernhard, nachdem dieser sich im Ortsteil Obernathal einen Bauernhof gekauft hatte. Johann Maxwald war selbst Landwirt, bis er den Hof seinem Sohn übergab. Der Betrieb ist in Ohlsdorf unter dem Hausnamen „Haumer“ bekannt. Maxwald war auch Obmann der örtlichen VP.

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8  Kommentare
8  Kommentare
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( Kommentare)
am 11.02.2011 23:31

kompletter volkoffer ... ja, eher ein depp, ... arrogant ...
und wer ihn tatsächlich im normalen leben kennenlernte, kann noch ganz andere gschichten erzählen ...

ein österreich-venaderer war es außerdem ...
aber das ist zweitrangig !

ein fauler hund (passt bestens für eine gewisse gruppe) war er außerdem ... wenn ich das nicht aus erster quelle hätte, würd` ich`s bestimmt nicht schreiben ...

es gibt viele - völlig - überschätzte in diesem land ...
bernhard ist dabei ... aber natürlich nicht für die linke schickeria ?

ein ⅛-denkmal ist ja unangreiflich² ???
für mich nicht ...

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( Kommentare)
am 11.02.2011 23:47

unangreifbar ?

aber ... bei vollkoffern ist das eh WURSCHT !

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geogi (121 Kommentare)
am 12.02.2011 06:05

nur gilt das alles für den poster.

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rotkraut (4.030 Kommentare)
am 12.02.2011 11:58

haben Sie doch bestimmt gelesen, hervorragend nicht wahr. Oder haben Sie sie auch aus "erster Quelle" erzählt bekommen?

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( Kommentare)
am 12.02.2011 14:24

vielen jahren gelesen ...
ich mag zwar bernhards schreibstil und seine wort(er)findungen ...
aber die "aussage(n) "seiner romane mag ich kaum !
vielleicht bin ich ja ganz einfach nicht ausreichend ≣intelektuell≣ für diese "schreibleistungen" ...
das wiederum ist mir aber wurscht ... wurschter geht`s gar nicht ツ

was das künstlerische schaffen mit dem - von mir vor allem beschriebenen - menschen thomas bernhard zu tun hat, erschliesst sich mir jedoch nicht ?
thema verfehlt, meine herren kritiker ...
und aus.

p.s. kauft´s euch juchtenstiefel ... der winter ist noch nicht vorbei.

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( Kommentare)
am 13.02.2011 18:00

Sie sind sicher eine Bernhard-Figur.

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( Kommentare)
am 13.02.2011 19:08

Für Beginner.

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Garfield (1.805 Kommentare)
am 14.02.2011 01:07

Bernhard war kein Österreich-Vernaderer, sondern hielt Österreichern nur ihr Kleinkrämerspiegelbild vor Auge, was natürlich nicht angenehm ist, obwohl stimmig.

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