Unabhängige Expertise beendet Konflikt um 110-kV-Leitung nicht
ALMTAL. Der Konflikt um die Errichtung der umstrittenen 110-kV-Freileitung zwischen Vorchdorf und Kirchham geht weiter. Daran ändert auch die Präsentation einer unabhängigen Studie vorerst nichts.
Vor rund 100 Menschen präsentierte Professor Lothar Fickert von der Technischen Universität Graz am Dienstag in Linz einen Zwischenbericht seines Gutachtens zur geplanten 110-kV-Trasse zwischen Almtal und Kremstal. Um die Stromversorgung im Almtal langfristig zu sichern, sei die Leitung notwendig, so Fickert. Der Experte prüfte insgesamt zwölf Varianten, darunter auch die von der Bürgerinitiative „110 kV ade!“ geforderte Verkabelung. Doch „aus Gründen der Energieeffizienz, der Kostensituation und dem volkswirtschaftlichen Nutzen ist die Freileitungsvariante vorzuziehen“, so Fickert.
Als endgültiges Urteil will der Bericht allerdings nicht verstanden werden. Die Bürgerinitiative brachte bei der Präsentation noch einige zusätzliche Fragen ein, die Fickert bis Ende Februar beantworten will. So möchte die Bürgerinitiative beispielsweise wissen, welche Kosten ein Erdkabel auf der kürzest möglichen Verbindung zwischen Vorchdorf und Kirchham im Vergleich zur Freileitung über unwegsame Berge verursacht. Gefragt wird auch, wie hoch die Wahrscheinlichkeit tatsächlich ist, dass es auf der bestehenden Leitung zu einem Totalausfall kommt.
Energie AG ist optimistisch
Diese Fragen sollen noch bis Ende Februar geklärt werden. Doch aufseiten der Energie AG fühlt man sich vom Zwischenbericht schon jetzt bestätigt. „Die Expertise zeigt, dass wir gute Gründe für die Planung der Leitung haben“, sagt Michael Frostel, Sprecher der Energie AG. „Wir können aber verstehen, dass die Leitungsgegner noch einige Fragen beantwortet haben wollen.“ Man werde das Ergebnis des Gutachtens in jedem Fall akzeptieren, so Frostel.
Als bindend betrachtet das Endergebnis auch Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne), der den Zwischenbericht gestern offiziell präsentierte. Anschober kritisiert in diesem Kontext die Zersiedelung in den vergangenen Jahrzehnten, die die Planung von Leitungstrassen erschwert. Dennoch fordert er, dass die Mitspracherechte von Betroffenen besser im Gesetz verankert werden.
3 Fragen an: Gunter Schimpl
Der VP-Bürgermeister von Vorchdorf – selbst ein ehemaliger Mitarbeiter der Energie AG – glaubt, dass die Freileitung noch verhindert werden kann.
OÖN: Die 110-kV-Freileitung ist volkswirtschaftlich gesehen die günstigste Variante, trifft aber einige Vorchdorfer hart. Wie gehen Sie als Bürgermeister damit um?
Gunter Schimpl: Die Situation ist alles andere als einfach. Als Politiker kann man sich bei dieser Diskussion kaum Freunde machen. Die Konflikte gehen ja bis in die Familien hinein, da sind große Emotionen im Spiel.
OÖN: Momentan sieht es so aus, als ob die Energie AG durch ein unabhängiges Gutachten Unterstützung für ihre Freileitungspläne erhält.
Schimpl: So sicher bin ich da gar nicht. Aus meiner Sicht ist eine Erdverkabelung nicht so unmöglich, wie sie von manchen dargestellt wird. Ich glaube, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich persönlich schließe mich jedenfalls der Forderung nach einer Erdverkabelung an.
OÖN: Sehen Sie eine Möglichkeit für die Politik, solche Konflikte künftig im Vorfeld zu vermeiden?
Schimpl: Ja, aber das geht über die Kompetenz einzelner Gemeinden weit hinaus. Wir müssen künftig zu einer gemeinsam abgestimmten Raumordnung kommen. Die Zersiedelung der Landschaft muss aufhören, zudem sollten Infrastrukturkorridore definiert werden, an denen entlang Betriebe angesiedelt werden. Da geht es nicht nur um die Landschaftsbeeinträchtigungen durch Freileitungen, da geht es ebenso um die Verkehrsvermeidung. Eines ist aber sicher: Der Stromverbrauch unserer Gesellschaft wird weiter steigen.
Die Studie wurde von Anschober persönlich in Auftrag gegeben. Seitens der Energie AG wurde dies nicht geplant, aber man hat sich auch nicht dagegen gewehrt.
Wichtig ist, dass die Leitung nicht beim GD Windtner in St. Florian vor der Haustüre vorbeigeht ......... na, würde auch nichts machen, der sitzt ohnehin meist bei seinem Lieblingswirtn "Zur Kanne".
Ja das ist natürlich der springende Punkt! Welchen Volkswirtschaftlichen Nutzen hat es das Koralmtunnel zu bauen? Öffentliche Verkehrsmittel anzubieten oder selbst mit dem Auto zu fahren?
Es muss auch bei uns zu Großdemos kommen, denn nur wegen "volkswirtschaftlichen Nutzen" etwas zu bauen, was ohnehin die Stromkonsumenten bezahlen müssen, sollte auch bei uns ausgedient haben.
Wäre noch interessant zu erfahren wer diese Studie in Auftrag gegeben hat - die Energie-AG?
Ich bin echt schockiert. Es gibt nichts schöneres als da in Vorchdorf spazieren zu gehen wo ich aufgewachsen bin, wo jetzt die Leitung hinsoll. Der Blick auf den Traunstein verbaut, Kindheitserinnerungen zerstört. Erholung und Entspannung futsch. Ist den Wirtschaftern denn nichts mehr heiliger, als das liebe Geld? Man müsste sie damit konfrontieren, die Leitung direkt vor ihre eigene Haustüre zu bauen. Was würden sie dazu sagen?