Slatin Pascha erobert die Kinoleinwand

Von Edmund Brandner   31.Mai 2012

Es ist ein Film über den österreichischen Abenteurer Rudolf Slatin, der in England heute bekannter ist als hierzulande. „Slatin Pascha – Im Auftrag Ihrer Majestät“ ist aber auch ein Film über den Sudan. Der österreichische Dokumentarfilmer Thomas Macho hat sich für den Streifen gemeinsam mit George Galitzine, dem Enkelsohn Slatins, auf eine Spurensuche in jenes afrikanische Land begeben, in das Slatin Pascha einst zog, um es von Aufständischen zu befreien – und das noch heute zerrissen ist von Bürgerkrieg und religiöser Intoleranz.

„Stieß zufällig auf Slatin“

Regisseur Thomas Macho stieß zufällig auf die historische Figur Rudolf Slatin, als er über die heutigen Zustände im Sudan recherchierte. „Es ist mein Beruf, TV-Dokumentationen zu drehen“, sagt Macho. „Ich war sofort überzeugt davon, dass Slatin eine starke Geschichte hergibt.“

Der Film „Slatin Pascha – Im Auftrag Ihrer Majestät“ ist ab morgen im Kino zu sehen. Seine Premiere feiert er allerdings schon heute in Traunkirchen. Denn hier, in der Spitzvilla, verbrachte Slatin viele Sommer. Um 19 Uhr wird der Film im Klostersaal gezeigt. Anwesend ist neben Regisseur Thomas Macho auch Slatins Enkel Galatzine.

Eingefädelt hat die Filmpremiere der Traunkirchner Schauspieler Fritz Karl, der den Regisseur gut kennt. Veranstaltet wird die Filmpremiere vom Kulturverein Archekult. Dieser verhinderte im Vorjahr, dass die Spitzvilla an Private verkauft wurde. Slatin Pascha hätte sich im Grabe umgedreht.

 

Rudolf Slatin

Rudolf Slatin (1857–1932) war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der späten Monarchie. Als Sohn eines böhmischen Seidenfärbers in Wien geboren, brach Slatin mit 17 die Schule ab und reiste nach Ägypten, wo er sich Expeditionen in den Sudan anschloss. Er trat in den Dienst der englischen Armee, die im Auftrag des ägyptischen Vizekönigs die Araberstämme am oberen Nil unterwerfen sollte. Dabei geriet er aber in die Hände des Mahdi und wurde zwölf Jahre lang gefangen gehalten. 1895 gelang ihm mit Hilfe des britischen Geheimdienstes die Flucht und er wurde in England zum gefeierten Bestsellerautor, zu einem Salonlöwen und Liebling der Frauen, zu einem Liebling von Queen Victoria und zu einem englischen General. Als Gouverneur im Sudan erhielt er den Beinamen „Pascha“. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste er England verlassen, nach Kriegsende bediente sich die junge österreichische Republik aber seiner exzellenten diplomatischen Kontakte.

Seine Urlaube verbrachte Slatin Pascha regelmäßig in der Spitzvilla am Traunsee (das Haus gehörte seinen Schwestern). Hier empfing er in den Sommermonaten den englischen König George V. ebenso wie Kaiser Franz Joseph I.

Zuletzt lebte Slatin in Meran. Am 6. Oktober 1932 starb er während einer Krebsoperation im Alter von 74 Jahren.