"Flicky" sollte im Rollstuhl sitzen, wurde stattdessen aber Vorbildsportler
BAD ISCHL. Stadtgemeinde Bad Ischl zeichnet Franz Reisinger mit dem Sportehrenzeichen in Gold aus.
Es war Franz Reisinger ganz und gar nicht in die Wiege gelegt, Sportler zu werden. Der gebürtige Ebenseer kam vor 46 Jahren mit einer beidseitigen Hüftluxation und Klumpfüßen zur Welt. Die Ärzte erklärten seinen Eltern, dass er sein Leben im Rollstuhl verbringen werde. Noch im Kleinkindalter wurde er 15 Mal operiert. Damit ersparte man ihm zumindest den Rollstuhl, aber nicht eine schwere Gehbehinderung.
50 Kilometer geschwommen
Seit 22 Jahren lebt Reisinger als Goldschmied in Bad Ischl, wo er ein eigenes Geschäft ("Farinelli") betreibt. Früher hatte er einen Betrieb namens "Flick-Schmiede". Deshalb sagt in Bad Ischl jeder "Flicky" zu ihm.
Als Reisinger seinen 30. Geburstag feierte, schenkten ihm Freunde ein Kajak. Er entdeckte, wie ausdauernd er sich kraft seiner Arme fortbewegen konnte. Bereits ein Jahr später durchpaddelte er den 50 Kilometer langen Gardasee.
Danach begann er auch zu schwimmen. Nur mit Armkraft durchquerte er den zehn Kilometer langen Hallstättersee. Später eine 27-Kilometer-Strecke am Zürichsee (in 10:51 Stunden), und schließlich schaffte er beim 24-Stunden-Schwimmbewerb in Bad Radkersburg 50 Kilometer am Stück.
Franz Reisinger trifft sich einmal pro Woche mit seinen Freunden vom Ischler Fahrradclub Ghostbikers am Stammtisch. Dieser Tage lockten sie ihn unter einem Vorwand ins Museum der Stadt. Es ginge um Organisatorisches, sagten sie ihm. Tatsächlich wurde Flicky dort aber ein großer Empfang bereitet. Alle waren da: Familie, Freunde und die höchsten politischen Vertreter. SP-Bürgermeister Hannes Heide und FP-Sportstadtrat Anton Fuchs überreichten Franz Reisinger das Sportehrenzeichen in Gold.
"Flicky ist ein Vorbild für alle Hobbysportler", sagt Stadtrat Fuchs, auf dessen Initiative die Ehrung zurückgeht. "In Zeiten, in denen mit dubiosen Methoden nach Rekorden und Medaillen gejagt wird, zeigt er uns, was der Sinn von Sport ist: Die Freude an der Bewegung und das Entdecken seiner Möglichkeiten."
Franz Reisinger war während seiner Ehrung sichtlich gerührt. "Es geht im Sport gar nicht darum, erster zu werden", sagt er im OÖN-Interview. "Ich fokussiere mich beim Schwimmen nicht auf andere, sondern setze mir meine eigenen Ziele. Wenn ich die erreiche, habe ich schon gewonnen."
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