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"Es ist eigentlich schon noch ein Tabu"

Von Gary Sperrer, 06. März 2015, 00:04 Uhr
"Es ist eigentlich schon noch ein Tabu"
Geburtsfotografie ist für die 30-jährige Schörflingerin Carina da Silva Sampaio eine Herzensgeschichte. Bild: gary

SCHÖRFLING. Das Fotografieren einer Geburt als Festhalten eines unwiederbringlichen Augenblicks.

Geburtsfotografie. Mit diesem Begriff können viele hierzulande (noch) nichts anfangen. Die Schörflingerin Carina da Silva Sampaio (30), Mutter einer kleinen Tochter, Fotografin und diplomierte ganzheitliche Kunsttherapeutin, bietet diesen Service an, der hierzulande etwas argwöhnisch betrachtet wird, anderswo aber bereits zum Alltag gehört.

 

OÖNachrichten: Was ist der Hintergrund dafür, dass Sie Fotografien von Geburten machen?

Carina da Silva Sampaio: Ich habe mehrere Freundinnen während ihrer Schwangerschaften und bei der Geburt begleitet. Die Geburtsfotografie kenne ich aus Brasilien, wo ich immer wieder mal war. Eine gute Freundin aus Brasilien ist hauptberuflich Geburtsfotografin. Das ist dort schon so etabliert und bekannt wie bei uns Hochzeitsfotografien. Jedes wichtige (Familien-)Ereignis wird dort von einer Fotografin begleitet, und die schönsten und berührendsten Momente werden für immer festgehalten. So auch das wohl wichtigste und emotionalste Erlebnis überhaupt: die Geburt.

Bei uns würde man fragen: Darf man denn das überhaupt?

Ja, genau. Das ist bei uns noch ein bisschen das Problem. Dürfen tut man’s natürlich, wenn die Eltern das wollen und einverstanden sind. Bei Hausgeburten und im Geburtshaus gibt es diesbezüglich keine Schwierigkeiten. Weil es hier noch so unbekannt ist und keiner sich etwas darunter vorstellen kann, ist es in Krankenhäusern – sowohl bei der natürlichen Geburt, aber vor allem beim Kaiserschnitt – noch keine Selbstverständlichkeit. Ich bin bereits mit vielen Krankenhäusern in Kontakt und einige stimmen problemlos zu. Es heißt: "Wenn die Mutter das möchte, dann möchten wir ihr das nicht verwehren…". Leider gibt es auch Krankenhäuser, die noch Bedenken haben. Deshalb war es für mich auch harte Arbeit, das zu enttabuisieren und zu sagen, dass das nichts Schlechtes ist, sondern dass eine Geburt etwas Schönes ist und man das auch schön darstellen kann. Die Geburtsatmosphäre, Momente während der Geburt, an die man sich später vielleicht nicht mehr erinnern kann und die ersten Familienfotos in einer dementsprechenden Qualität, die nicht der Papa im Stress macht, zu fotografieren, sind für viele Familien unheimlich viel wert.

Nochmal konkret: Sie fotografieren Kinder, die gerade zur Welt kommen?

Nicht nur die Geburt. Ich begleite den gesamten Geburtsprozess. Mit Beginn der Wehentätigkeit ruft die Familie bei mir an und ich mache mich auf den Weg und bleibe die ganze Zeit über – dezent im Hintergrund – anwesend. Auch nach der Geburt bleibe ich noch, um die ganz besonderen ersten Momente als Familie festzuhalten. Es entstehen Bilder, die berühren, von dem wohl wichtigsten Tag jeder Mutter und jeden Vaters.

Was ist die Intention dahinter?

Ich habe bei der Geburt meiner Tochter der OP-Schwester den Fotoapparat in die Hand gedrückt und gesagt: "Ich will das erste Foto von meinem Kind, den ersten Schrei und die ersten Momente in Bildern." Ich habe mittlerweile ich weiß nicht wie viele Tausende Bilder von meinem Kind – Fotos von jeder Gelegenheit. Aber das allererste Foto von meiner Tochter ist für mich immer noch das berührendste und schönste, das es gibt. Deswegen mache ich das. Durch mein Angebot, dass ich schwangere Frauen mit Ängsten und traumatischen Geburtserlebnissen therapeutisch begleite, bemerke ich, dass Geburt sehr häufig mit viel Negativem, vor allem viel mit Schmerz in Verbindung gebracht wird. Natürlich ist eine Geburt kein Zuckerschlecken, aber man kann Geburt schon auch ganz anders sehen. Es ist mir ein starkes Bedürfnis, dass ich das in die Köpfe hineinbringe, dass man umschaltet, dass Geburt etwas Wunderschönes ist. Ich will den Menschen vermitteln, dass Geburt etwas Wunderschönes und Berührendes sein kann und ich will die Frauen zurück in ihre Kraft bringen. Geburtsfotografie ist meine Herzensgeschichte.

Wo ist das sonst noch üblich?

In Amerika, Brasilien und vielen anderen Ländern ist es gang und gäbe, in Deutschland steckt es noch in den Anfängen, ist schon besser verbreitet als in Österreich, aber eigentlich ist es schon noch ein Tabu, weil sich niemand etwas darunter vorstellen kann. Bei mir im Atelier gibt es viele verschiedene Angebote rund um das Thema Schwangerschaft, Geburt und Familie. Neben der Geburtsfotografie mache ich auch Schwangerschafts-, Neugeborenen- und Familienshootings, es gibt Schwangeren-Treffs, ich fertige professionelle Bauchabformungen und Hand- und Fußabdrücke aus Gips an und ich begleite Schwangere künstlerisch und kunsttherapeutisch. Auch mein fotografisches und therapeutisches Angebot für Sternenkind-Eltern, also Eltern, deren Kinder nicht lebensfähig sind bzw. kurz nach der Geburt verstorben sind, liegt mir sehr am Herzen. Ich bin selbst betroffene Mutter und weiß, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Wer kann diesbezüglich zu Ihnen kommen? Jeder?

Jeder, der sich bewusst mit dem Thema Schwangerschaft, Geburt und Familie auseinandersetzen will, jeder, der diese Zeit ganz bewusst erleben und ganz besondere Erinnerungen für immer entstehen lassen will. (www.bauchgfueh.at)

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 12.03.2015 11:36

ists doch OK zwinkern
Wie ist beim Filmen der Kinderzeugung grinsen grinsen grinsen

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Plaudertasche1970 (2.682 Kommentare)
am 12.03.2015 11:22

Wer braucht das denn?

Jeder hat digitalen Fotoapparat und/oder Handy, um diese unvergesslichen, schönen Momente festzuhalten.

Was soll da eine fremde Person dabei?
Undenkbar. Viel zu intim und persönlich.

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 06.03.2015 08:17

Der Geburtsvorgang ist eine sehr persönliche und intime Angelegenheit, wo ein Fotograf keinen Platz haben sollte.

Auch die Mode der "Newborn" Fotografie stößt mir sauer auf. Da steckt man die wenige Wochen alten Kleinen in Gefäße (billiger Abklatsch der Ideen von Anne Geddes) oder schmückt diese mit den kitschigsten Accessoires, um ein "Profifoto" zu machen.

Mir tun die Kleinen leid, die schönsten Fotos sind meistens die eigenen, auch wenn technisch alles andere als perfekt, aber echt!

Abzocke von Jungeltern, die ihr Geld besser in die Zukunft der Kinder investieren sollten.

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lancer (3.688 Kommentare)
am 06.03.2015 07:39

Ich habe vor 20 Jahren das "auf die Welt kommen" meiner Tochter gefilmt. Es ist für alle immer wieder ein sehr emotionelles Erlebnis das zu sehen. Je größer der zeitliche Abstand ist, desto interessanter wird es !

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