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„Es fragt niemand um einen Lehrplatz“

Von Gary Sperrer, 13. Juni 2013, 00:04 Uhr
„Es fragt niemand um einen Lehrplatz“
Gerhard Nöhmer hat einen der innovativsten Betriebe seiner Branche, doch an Lehrlingen mangelt es gewaltig. Bild: gary

SCHÖRFLING. Lehrlingsmangel in der Elektrobranche: Schörflinger Traditionsbetrieb Nöhmer hat zwei Lehrstellen frei, doch die Qualität und Quantität der Interessenten ist äußerst niedrig.

Der Schörflinger Elektrounternehmer und Kabel-TV-Anbieter Gerhard Nöhmer (bald 59) teilt mit vielen Branchenkollegen im Bezirk Vöcklabruck das Problem, keine genügend geeigneten Elektriker- und Elektroinstallateur-Lehrlinge zu bekommen. Dabei bietet gerade dieses Berufsfeld ungeheure Zukunftschancen.

 

OÖN: Herr Nöhmer, woran hapert es? Warum können Sie keine Lehrlinge einstellen?

Gerhard Nöhmer: Ich zeige Ihnen etwas. Das hier ist ein Ordner von den letzten drei Jahren, da haben sich ungefähr 25 Leute beworben. Die Zeugnisse sind so schlecht. Der hier hat zehn Fünfer. Kürzlich war ein junger Bursch bei mir, der hier: Das Hauptschulzeugnis ist ja noch ganz gut. Da hat er nicht einmal einen Vierer drinnen. Dann geht er in die erste Klasse HTL, da hatte er ein paar Vierer, in der zweiten HTL neun Fünfer. Ich dachte mir: Der ist mutig, bewirbt sich mit neun Fünfern bei mir. Ich habe ihm aber eine Chance gegeben, denn normalerweise rede ich mit so einem gar nicht, wenn er ein fauler Kerl ist. Ein Fünfer-Kandidat, der kriegt nie wo ein Leiberl. Ich habe ihn zum Schnuppern herbeordert und wollte ihn mir anschauen. Dann sagt er: „Herr Nöhmer, ich kann heute nicht kommen. Ich muss zum Arzt, mir ist schon wieder so schlecht.“ Ich ruf’ den sicher nicht mehr an.

Angesichts der Jugendarbeitslosigkeit ist es dennoch verwunderlich, dass sich in Ihrer Branche keine Lehrlinge finden.

Sehen Sie sich bitte diese Zeugnisse an. Ich schaue nicht auf den Namen oder das Herkunftsland. Aber das hier: Mathematik, dritte Leistungsgruppe, „genügend“. Mit dem brauche ich mich gar nicht unterhalten. Die Schule der Radio- und Fernsehtechniker oder der Elektrotechniker in Gmunden kommt gleich nach der HTL. Wennst da nicht rechnen kannst, hast du überhaupt keine Chance. Da weiß ich genau: Der fällt mir hundertprozentig durch.

Und der da?

Das ist einer mit acht Fünfern. Diese Leute kommen, ich kann mit denen nichts tun. Und das hier: Zehn Fünfer. Das ist die Krönung. Der möchte Servicetechniker bei mir werden, er war Zuckerbäcker.

Was kann man da nur machen?

Wir sind in die Landwirtschaftliche Schule nach Vöcklabruck gegangen, und mein 32-jähriger Sohn Gerhard hat dort eine Powerpoint-Präsentation über unsere Firma gezeigt und über die Ausbildung zum Elektriker und Elektroinstallateur, dazu den Übergang zum Kommunikationstechniker, also Radio- und Fernsehtechniker, Internet, Telefon. Die ganze Bandbreite der Elektrotechnik. Ich selbst habe alles von der Pieke auf gelernt, mein Sohn führt die Firma einmal weiter. Für die Burschen ist das doch DIE Chance, in einem Betrieb wie dem unseren lernen und arbeiten zu können.

Und warum die Vorstellung in der Landwirtschaftsschule?

Die Buben dort haben eine sehr umfangreiche dreijährige Ausbildung, vom Ackerbau übers Kochen bis hin zur Ernährungswissenschaft. Und im dritten Jahr müssen sie sich entscheiden: Werden sie Schlosser, Schmied oder Elektriker? Falls sich einer für Elektriker entscheidet, kommt er in die Berufsschule nach Gmunden, und wenn er sich bei uns für diesen Beruf entscheidet, hat er nur zweieinhalb Jahre Lehrzeit, nicht mehr dreieinhalb. Der kommt mit 17 Jahren zu uns und ist auch schon etwas gefestigt. Solche Buben brauchen wir. Im Vorjahr habe ich drei bekommen, aber das war wie ein Lotto-Sechser. Heuer hat sich nur einer vorgestellt. Den habe ich genommen.

Wie viele Lehrplätze im ersten Lehrjahr haben Sie gerade frei?

Derzeit habe ich zwei.

Das heißt, zwei Leute könnten bei Ihnen im Herbst anfangen?

Die könnten sogar schon morgen anfangen.

So eine zukunftsträchtige Branche, und keine Lehrlinge. Verzweifeln Sie da nicht?

Ich versteh’s nicht. Und was ich auch nicht verstehe: Dass ich keine Anmeldungen aus unserer Gegend habe. Aus Schörfling, Seewalchen oder Weyregg meldet sich gar niemand. Ein junger Bursch – oder auch ein Mädchen, wir nehmen da niemanden aus –, hätte einen Welt-Beruf. Bisher habe ich immer Glück gehabt mit den Lehrlingen, aber jetzt geht uns die Luft aus, weil kein Nachschub mehr kommt. Es fragt dich nicht einmal mehr jemand um einen Lehrplatz.

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5  Kommentare
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jamei (25.489 Kommentare)
am 18.06.2013 16:39

so ist der normale Arbeitsaltag - mit fünfer ganiert und genau die sudern und jammern, das sie keine Lehrstelle bekommen.
Aber es gibt ja genug Sozialvereine die dann mit Steuergelder
Streicheleinheiten und ja keine Anforderungs-Programme diese jugendlichen auf die ""Arbeitswelt"" vorbereiten... traurig
ja ja mir ist schon klar - die sind ja soooo arm - früher sagte man FAUL, zu faul um zu stinken.....
heute: Schule > Sozialverein > AMS > Mindestsicherung > (Früh)-
Pension.....

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HermannKoller (1.736 Kommentare)
am 14.06.2013 20:43

ist ja heutzutage für die meisten schon der erste Abstieg nach der Schule. Techniker, Master, Bachelor etc. sind die Ausbildungsziele, die angestrebt werden von jenen, die es zu etwas bringen wollen.
Ein guter Facharbeiter ist natürlich immer gefragt. Mehr verdienen und weniger "dreckig" wird allerdings einer mit höherer Ausbildung.

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wertzu (797 Kommentare)
am 13.06.2013 17:07

...da würde ich auch lieber zur Schule gehen als beim Nöhmer in Schörfling "Kabelziehen" !Wichtig wäre die Lehrlingsentschädigungen in der Privatwirtschaft zu erhöhen.-man bedenke ein Schüler bekommt die Kinderbeihilfe - Zuschuss von Oma und Opa- Schulgeld usw..

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( Kommentare)
am 13.06.2013 15:27

Wer will denn heute noch (Fach) Arbeiter sein ? Wer keinen akademischen Abschluss geschweige denn Matura hat wird doch als Vollidiot hingestellt. Wird letztlich gesellschaftlich ausgegrenzt und kann nicht einmal mehr höhere Funktionen bei Ehrenämtern bekommen. Da bleiben eben nur noch die Stinkfaulen und Vollkoffer übrig ( 10 5er im Zeugnis )- wen wundert es !

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am 13.06.2013 11:29

Veraltet und uncool finden viele Auszubildende den Begriff des Lehrlings. Eine „FacharbeiterIn für … in Ausbildung“ wird schon griffiger. Wir in der Region Attersee-Nord bemühen uns schon seit Jahren um mehr Attraktivität der Berufe. Mit Unterstützung der Schulen und der Wirtschaft gelingt es das Interesse für Ausbildungen zu wecken. Es sollte bereits sehr früh bei den Kindern und Jugendlichen mit der Information zu den unterschiedlichsten Berufsbildern begonnen werden. In der Zusammenarbeit mit den Schulen, Betrieben und Berufsschulen muss es doch möglich sein grundlegendes Wissen im Lehrplan so gezielt zu lehren, dass Aufnahmetests jederzeit zu schaffen sind. Wir müssen selber mit Stolz und Freude über unseren Beruf reden. Beruf steht für Berufung und Begeisterung. Wir brauchen die Handwerker und Kleinbetriebe in der Region, wenn wir die heutige Jugend auch später hier noch antreffen wollen!
Herbert Dachs-Machatschek, Seewalchen
Ausbildner an der BAUAkademie OÖ

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