Ein Straßenbahngegner vollendet die Straßenbahn

Von Edmund Brandner   07.Februar 2017

Seit Jänner ist Stadtrat Reinhold Kassmannhuber (BIG) für für die Fertigstellung der Stadt-Regio-Tram (Bau der Traunbrücke) politisch verantwortlich. Ausgerechnet jener Mann, der die BIG gründete, um die Straßenbahndurchbindung zu verhindern.

 

OÖNachrichten: Herr Kassmannhuber, hat man mit Ihnen den Bock zum Gärtner gemacht?

Reinhold Kassmannhuber: Nein, gar nicht. Die Straßenbahndurchbindung ist demokratisch beschlossen, und alle rechtliche Einwände scheiterten. Jetzt muss ich als Baustadtrat die Ziele der Stadt durchsetzen und das Projekt gut über die Bühne bringen. Dazu fühle ich mich befähigt. Durch meine berufliche Praxis kenne ich mich im Projektmanagement gut aus.

Was sind hier Ihre größten Herausforderungen?

Zum einen gibt es noch viele architektonische Details zu lösen – an den Brückenköpfen, am Museumsplatz oder in den Wartebereichen der Fahrgäste. Darüber hinaus sehe ich mich als Anwalt der Anrainer. Die Bauarbeiten haben zu Schäden geführt, die sofort repariert werden müssen, und zwar so, wie die Anrainer sich das wünschen. Aber auch im öffentlichen Bereich gibt es Bauschäden. Am Franz-Josef-Platz ebenso wie am Klosterplatz und am Rathausplatz. Auch hier werde ich Druck machen, dass die Reparaturen rasch durchgeführt werden.

Straßenbahnkritiker aus Ihren Reihen haben immer vor explodierenden Kosten gewarnt.

Die Gefahr von Kostenüberschreitungen ist tatsächlich nicht gebannt. Derzeit sind wir im vorgesehenen Rahmen, allerdings gibt es keine Reserven mehr, und die Landesregierung hat immer klargemacht, dass sie nicht mehr als den vereinbarten Betrag übernimmt. Das kann also durchaus noch spannend für die Stadt werden.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Baufirmen?

Sehr gut, hier sind Profis am Werk. Trotzdem muss bei jeder Besprechung für die Ziele der Stadt und der Anrainer gekämpft werden, und dafür bin ich da.

Die Baustelle führt zu Unannehmlichkeiten, etwa für Autofahrer. Ist es nicht verlockend, den entstehenden Missmut politisch zu nutzen?

Nein, das ist als Baustadtrat nicht meine Aufgabe. Ich bekenne mich dazu, dass ein Bauvorhaben dieser Dimension auch zu Belastungen führt. Es lässt sich zum Beispiel nicht verhindern, dass die Brücke im Frühjahr einige Tage total gesperrt werden muss, wenn die neuen Stahlträger eingezogen werden. Meine Aufgabe ist, solche Belastungen so gering wie möglich zu halten. Dafür werde ich mich einsetzen.

Ihre Bürgerliste entstand aus dem Protest gegen die Straßenbahndurchbindung. Ist die Partei überflüssig, sobald die Stadt-Regio-Tram 2018 fährt?

Überhaupt nicht. Es stimmt zwar, dass die Stadt-Regio-Tram der Anlass unserer Gründung war. Aber es geht um viel mehr. Wir setzen uns dafür ein, dass es in Gmunden zu mehr Transparenz kommt, dass Entscheidungen nicht hinter verschlossenen Türen getroffen werden. Es braucht einen Gegenpol zur absoluten Mehrheit der Volkspartei. Wir sind niemandem verpflichtet, sondern sehen uns als ehrlichen Makler der Bevölkerung. Oft hilft es schon, wenn man im Rathaus kritische Fragen stellt.