Die Feuerkogelseilbahn ist 90 Jahre alt
EBENSEE. Auf dem Hausberg der Ebenseer wird an diesem Wochenende groß aufgefeiert.
Die Menschen am Südufer des Traunsees rühmen sich, mit dem Feuerkogel das älteste Skigebiet Österreichs zu besitzen. Beinahe hätten sie mit der Feuerkogelseilbahn auch die älteste Anlage dieser Art des Landes. Dass die Raxseilbahn und die Tiroler Zugspitzbahn noch älter sind, liegt nur daran, dass sich die Bauarbeiten in Ebensee 1926/1927 verzögerten.
Vater der Feuerkogelseilbahn war der Ebenseer Tourismuspionier Rudolf Ippisch (siehe rechts). Und das Projekt forderte ihm Zähigkeit ab. Es dauerte von 1919 bis 1925, bis die Finanzierung stand. Am 28. März 1926 begannen die Bauarbeiten mit der Errichtung einer Materialseilbahn. Als die Arbeiter streikten, wurden zwei Mulis eingesetzt, um das Projekt voranzubringen. Maschinelle Hilfe gab es praktisch keine: Alleine zum Aufziehen des Tragseils der Seilbahn schufteten 90 Männer sechs Wochen lang.
Terror und Actionszenen
Am 26. Juni 1927 wurde die Seilbahn in Anwesenheit von Bundespräsident Michael Hainisch endlich eröffnet. Die beiden Gondeln konnten jeweils 16 Personen befördern und brachten bereits im ersten Jahr mehr als 20.000 Menschen auf die 1584 Meter hoch gelegene Bergstation. In den Jahrzehnten danach wurde die Bahn sukzessive ausgebaut und modernisiert. Heute fasst eine Gondel 37 Personen und ist mit zwölf Metern pro Sekunde unterwegs.
Zweimal geriet die Seilbahn international in die Schlagzeilen: Während der Südtirolkrise brachten am 23. September 1963 italienische Rechtsextremisten einen Sprengsatz unter einer Gondel an. Er konnte gerade noch rechtzeitig entschärft werden.
Sechs Jahre später war die Seilbahn Drehort für den Kinofilm "Agenten sterben einsam" mit Richard Burton und Clint Eastwood in den Hauptrollen. Damals sprangen Stuntmen von einer Gondel in den extra aufgestauten Langbathbach.
Seit 1984 ist die Seilbahn im Besitz des Landes Oberösterreich, das die oftmals totgesagte Anlage durch Investitionen – unter anderem in neue Liftanlagen am Berg – fit für die Zukunft machte. Diese Impulse schlugen sich auch auf die Besucherzahlen nieder: Im vergangenen Jahr wurden rund 120.000 Passagiere gezählt.
Zwei Tage feiern
Mit einem zweitägigen Fest wird am Wochenende am Feuerkogel das Seilbahnjubiläum gefeiert. Bei der Bergstation findet ein Frühschoppen mit der Tiroler Schützenmusi sowie ein Festakt statt. Es gibt Technikführungen jeweils um 10 und 12 Uhr sowie Bergeübungen um 11 und 12 Uhr. Um 11 Uhr finden geführte Almerlebnistouren statt, es gibt Drachenflieger- und Paragleiterstarts, ein Stahelschießen, eine Rätsel-Rallye, einen Kids-Crosslauf.
Besonderes Zuckerl: Tickets für Berg- und Talfahrten werden anlässlich des Jubiläums zum Halbpreis verkauft.
Rudolf Ippisch: Tourismuspionier am Traunsee
Er war gelernter Schuhmacher, doch er tat mehr für den Tourismus am Traunsee als jeder andere. Rudolf Ippisch (1878–1953) besorgte sich 1910 eine Schifffahrtskonzession für den Traunsee und machte mit seinen Elektrobooten den Dampfschiffen des Gmundner Unternehmers John Ruston Konkurrenz. 1918 übernahm der Ebenseer die Flotte Rustons und gründete die Traunseer Schifffahrts-Gesellschaft.
1927 wurde die Feuerkogelseilbahn eröffnet, deren Bau Ippisch initiiert hatte. Sie war die erste Seilschwebebahn in Oberösterreich und ein wichtiger Impuls für den Tourismus.
Nach dem Tod Ippischs ging seine Schifffahrtslinie in die Hände seines gleichnamigen Neffen über, der sie 1976 an den Gmundner Karl Eder verkaufte. Dessen Sohn Karlheinz Eder streut dem Ebenseer Tourismuspionier Rosen: „Rudolf Ippisch war ein bescheidener und extrem weitblickender Mann“, so Eder. „Ohne ihn wäre der Traunseetourismus in seiner heutigen Form nicht denkbar.“
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