Blutiger Salzkammergut-Krimi in Lodengrün
BAD ISCHL, GMUNDEN. Bernhard Bartas neuer Roman "Sissis Gold" lockt seine Leser auf eine Prominenten-Schnitzeljagd durch das Salzkammergut.
Mit seinem Salzkammergut-Krimi "Sissis Tod" landete der in Wien lebende Autor Bernhard Barta vor einem Jahr einen Sensationserfolg. Mehr als 20.000 Mal verkaufte sich der erste Fall des Gmundner Kriminalinspektors Gustl Brandner.
Jetzt legt der gebürtige Oberösterreicher nach: "Sissis Gold" heißt der zweite Band – und erzählt die Aufklärung eines blutigen Mordes im Bad Ischler Stadtmuseum.
Aber wie es sich für Regionalkrimis gehört, ist die Verbrecherjagd selbst nur der Erzählvorwand. Die wirkliche Hauptrolle spielen auch hier wieder das Salzkammergut und seine Bewohner. Vom Zirbenschnaps bis zum Kaiserkult breitet Barta alle gängigen Mythen aus – dieses Mal mit Schwerpunkt auf die Themen Jagd und Wilderei sowie die NS-Vergangenheit. Das Romanpersonal setzt sich aus der (kaum verschleierten) Lokalprominenz in Gmunden und Bad Ischl zusammen. Wobei Barta die realen Männer aus Politik, Tourismus und Wirtschaft liebevoll-boshaft in Karikaturen verwandelt. In Gmunden vollzog er übrigens einen Bürgermeisterwechsel: Der neue heißt Deingast.
Schrullig-schlampiger Inspektor
Was das Krimi-Handwerk betrifft, hat sich Barta spürbar gesteigert. Der Erzählfaden ist stringenter geworden, die Motivationen der handelnden Figuren treten klarer hervor. Der Leser identifiziert sich rasch und gerne mit dem schrullig-schlampigen Inspektor aus Gmunden, und der Roman endet mit einem furiosen Finale.
Auffällig ist der konservative Grundton der Gustl-Brandner-Krimis. Unter anderem im Geschlechterverhältnis: Frauen sind tendenziell verführerisch, Männer sitzen am Stammtisch, trinken Schnaps und führen das Wort. Aktuelle Neuerungen wie der Straßenbahnausbau in Gmunden oder der Bau eines Fußballstadions in Bad Ischl werden kritisch dargestellt. Ein lodengrüner Altherrencharme der Fünfzigerjahre durchzieht den Roman. Von männlicher Selbstironie wie in den Krimis des Schwanenstädter Autors Herbert Dutzler ist dagegen keine Spur. Sollte Barta das Salzkammergut tatsächlich so erleben, dann haben wir in der Gegend ein echtes Problem.
Schalkhafte Porträts
Dem Lesevergnügen tut das aber keinen Abbruch. Für Ortskundige ist "Sissis Gold" ohnehin in erster Linie eine Promi-Schnitzeljagd. Das Vergnügen, reale Persönlichkeiten hier kaum verhüllt, aber schalkhaft verzerrt wieder zu erkennen, überstrahlt alles. Spannend und historisch gut recherchiert ist die Beschreibung der letzten Kriegstage im Ausseerland.
20.000 verkaufte Exemplare dürften diesmal kein Problem werden.
Bernhard Barta: Sissis Gold, Haymon Taschenbuch, 215 Seiten, Euro 9,95